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„Plan ist nicht richtig durchdacht”

Demminer Kita erwartet zur Wiederöffnung massive Probleme

Demmin / Lesedauer: 5 min

Immer mehr Kinder dürfen nach dem Corona-Lockdown wieder in die Kita und zur Schule. Für die Einrichtungen stellt das einen logistischen Kraftakt dar.
Veröffentlicht:18.05.2020, 13:37

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Die Corona-Krise trifft einen Teil der Bevölkerung besonders hart. Für die Kinder sind die Einschränkungen kaum nachvollziehbar. Lange blieben Spielplätze geschlossen, Kindergärten und Schulen sind es teilweise immer noch. Soziale Kontakte in der eigenen Altersgruppe? Fehlanzeige. Doch mit den Lockerungen der Schutzmaßnahmen sollen nach und nach die Kinder in die Betreuungseinrichtungen zurückkehren. Wie dabei die Hygiene- und Raumkonzepte umgesetzt werden können, ist allerdings fraglich. In Demmin sieht das Schulamt dem gelassen entgegen. Einrichtungsleiter und Lehrpersonal schlagen jedoch zum Teil andere Töne an.

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Hygienemaßnahmen, strikte Trennung sowie Verkleinerung der Gruppen, 1,50 Meter Sicherheitsabstand – Vorgaben, die seitens der Landesregierung zwar aufgeweicht wurden, aber den Alltag in den Einrichtungen weiterhin prägen. Neben der Notfallbetreuung stehen seit Montag die Türen der Kindertagesstätten zumindest für die Vorschulkinder wieder offen. Am 25. Mai sollen dann die restlichen Kinder folgen.

Corona-Regeln bei voller Kita kaum einhaltbar

Doch die Kitaleitungen in der Hansestadt sehen diesem Datum mit gemischten Gefühlen entgegen. „Das wird für uns eine extreme Herausforderung, da wir nicht wissen, wie die strengen Auflagen dann noch erfüllt werden können“, macht Silke Trunk von der IB Kita Südmauer ihrem Ärger Luft. Auch wenn sich die Kleinen im Rahmen ihrer Möglichkeiten bisher äußerst vorbildlich an die Hygiene- und Abstandsvorschriften gehalten hätten, sei das bei mehr als 200 Jungen und Mädchen künftig nicht mehr so leicht zu kontrollieren. Auch räumlich und personell wird die Einrichtung vermutlich an ihre Grenzen stoßen.

Denn die neuen Regeln sehen unter anderem vor, dass Kinder nur noch in festen Gruppen von jeweils festen Bezugspersonen betreut werden dürfen, um das Ansteckungsrisiko gering zu halten. „Diese strikte Trennung funktioniert aber nur so lange, bis eine Erzieherin ausfällt. Dann müssen wir länger arbeiten und Überstunden aufbauen oder können im schlimmsten Fall nicht die kompletten Öffnungszeiten abdecken. Der ganze Plan ist leider nicht richtig durchdacht worden“, betont Silke Trunk. Zudem rechnet sie mit langen Schlangen bei der morgendlichen Übergabe der Kinder, weil die Eltern täglich dafür unterschreiben müssen, dass ihre Sprösslinge gesund sind. Doch auch wer keine der typischen Covid-19 Symptome zeigt, kann das Virus weitergeben. „Das wurde völlig außer Acht gelassen. Davor schützt auch ein Zettel nicht“, stellt die Kitaleiterin klar.

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In der Demminer Forscherkita sieht die Lage hingegen nicht so kritisch aus. „Wir sind sowohl räumlich als auch vom Personal her gut aufgestellt, um die Vorgaben erfüllen zu können“, freut sich Silke Meier. Diese positive Nachricht sei allerdings dem Umstand geschuldet, dass die Einrichtung seit Beginn der Corona-Pandemie bereits viele Kinder in der Notfallbetreuung hatte und für die Eltern auch Randzeiten anbietet. „Wir haben uns da mittlerweile logistisch sehr gut eingespielt“, so die Leiterin.

Unterricht findet zeitlich versetzt statt

Ähnlich sieht es an den Schulen der Hansestadt aus. Nachdem zunächst die Abschlussjahrgänge an Regionalschulen und Gymnasien sowie die vierten, neunten und elften Klassen Unterricht bekamen, dürfen seit vergangenem Donnerstag auch wieder alle anderen Jahrgänge der Grund- und Regionalschulen zumindest an einem Tag pro Woche zurück auf die Schulbank. In der übrigen Zeit soll es laut Bildungsministerin Bettina Martin (SPD) beim digitalen Unterricht bleiben. An den Gymnasium kommen heute noch die zehnten Klassen dazu.

Aus Sicht des städtischen Schulamts gibt es aktuell jedoch keine Probleme, wie sie aus der öffentlichen Kritik an den Lockerungen erwartbar gewesen wären. „An den drei städtischen Schulen gibt es auf Grund der Corona-Regelungen bezüglich der Beschulung der Kinder keine räumlichen sowie personellen Engpässe“, so Amtsleiter Jörg Küthe. Möglich ist das vor allem durch eine zeitliche Versetzung. Diese gilt für Pausen ebenso wie für die eigentlichen Unterricht. „Pro Wochentag wird an der Grundschule Heinrich Zille sowie an der Regionalen Schule Fritz Reuter jeweils nur eine Klassenstufe unterrichtet“, erklärt Küthe. An der regionalen Schule mit Grundschule Pestalozzi wären es jeweils eine aus dem Grundschulbereich sowie eine Klassenstufe aus dem regionalen Schulbereich. Zudem werden an zwei Tagen in der Woche zwei Klassen im Bereich „Produktives Lernen“ unterrichtet.

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Hilfsanfragen vonseiten der Lehrerschaft oder Bedenken bezüglich der Hygienemaßnahmen, habe es bislang nicht gegeben. Ob das Konzept auch mit mehr Schülern aufgeht, darf allerdings bezweifelt werden. Zumindest bei den Grundschülern sei es eher schwierig, sie mit den Infektionsschutzregeln vertraut zu machen. Aber man sei auf einem guten Weg, dass sie auch von den Jüngsten eingehalten werden, wie der Leiter der Pestalozzi-Schule Holger Rieck auf Nordkurier-Anfrage deutlich machte. Der Präsenzunterricht im Rotationsverfahren würde allerdings sehr gut funktionieren. „Wir haben dadurch nicht mehr Gruppen in der Einrichtung, als es in der ersten Öffnungsphase der Fall war“, betont der Schulleiter und ist sehr froh darüber, dass der Schulalltag trotz einiger Hürden reibungslos läuft.

Für den Neustart in den Kindergärten wurden die Hygieneregeln deutlich entschärft. Lesen Sie hier eine Analyse.