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Wohnungsmarkt leidet unter hoher Arbeitslosigkeit

Die Schattenseiten des Demminer Wohnungsbaus

Demmin / Lesedauer: 2 min

Die Wohnungswirtschaft bleibt für die Hansestadt Demmin eine "sichere Bank": Die aktuelle Bilanz der kommunalen WVG schließt erneut mit einem satten Plus ab. Doch die Erfolgsgeschichte hat auch ihre Schattenseiten. Die bekommen vor allem Arbeitslose zu spüren.
Veröffentlicht:20.09.2016, 06:21

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Die WVG schließt das Geschäftsjahr 2015 mit einem Überschuss von etwas mehr als 420.000 Euro ab. Gegenüber dem Vorjahr (203.000 Euro) hat das kommunale Unternehmen seinen Gewinn verdoppelt.

Die kommunalen Wohnungen bleiben für die Hansestadt Demmin eine "sichere Bank" – und offensichtlich auch ein lukratives Geschäft. Alle wichtigen betriebswirtschaftlichen Parameter zeigen eine stabile Lage der WVG. Fast 20 Millionen Euro Eigenkapital, dazu rund 17,7 Millionen Euro in Form von Gewinnrücklagen auf der hohen Kante. Kein Wunder, dass die kreisliche Finanzaufsicht vom Rathaus forderte, sich zum Ausgleich des defizitären Haushalts endlich auch mal bei den Gewinnen der eigenen Unternehmen zu bedienen.

Arbeitsagentur mischt mit

Trotz des Jahresüberschusses, vollends zufrieden wirkt der Wobau-Chef Roman Gau nicht. Was vor allem daran liegt, dass die Arbeitsagentur in einer von Hartz 4 und Arbeitslosigkeit gebeutelten Stadt wie Demmin mit ihren Vorgaben heftig auf dem Wohnungsmarkt mitmischt.

"Das Jobcenter hat bei über 60 Prozent der Wohnungsnachfragen das letzte Wort, weil sich die Mietinteressenten den staatlichen Normen der gezahlten Unterkunftskosten anpassen müssen und nicht dem Markt", sagt Gau. Und den festgelegten Preis für die Richtlinien der sogenannten "Kosten der Unterkunft" könne man leider nicht immer mitgehen. Für eine Vierraumwohnung liegt er in der Kaltmiete aktuell bei etwa 4,17 Euro pro Quadratmeter.

Billiger geht nicht

Die Wobau kommt damit nur in den Plattenblocks hin, was den Trend zu Sozialghettos befeuert – doch selbst in den Neubauten geht die Kalkulation nicht mehr überall auf. Ein aktuelles Beispiel ist der altersgerecht mit Fahrstühlen ausgerüstete Block in der Ernst-Moritz-Arndt-Straße. Anschließend konnten die, die die WVG gern als Mieter behalten hätte, nicht mehr drin wohnen – das Jobcenter zahlt die gestiegenen Mieten nicht. Billiger kriegte die Wobau wiederum den Einbau der Lifte nicht hin. Jetzt steht ein Drittel der modernisierten Mietquartiere leer.

Das ist die dunkle, die Kehrseite der glänzenden Demminer Wohnungsbilanz. Die einen machen kräftig Gewinn. Den anderen bleibt nur das Treppenhaus.