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Belohnung für Hinweise

Diebe stehlen historische Steine auf Friedhöfen

Roidin / Lesedauer: 3 min

Manche Diebe schrecken offenbar vor nichts zurück. Davon zeugen zwei aktuelle Diebstähle in Roidin und Golchen. Kein Wunder, dass Bürger empört sind. Die Kirchengemeinde setzt eine Belohnung aus.
Veröffentlicht:13.12.2019, 07:57

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Diebe haben aus der Mauer um den Roidiner Friedhof historische Steine gestohlen. Festgestellt wurde der Diebstahl am Dienstag während eines Konzerts in der auf dem Friedhofsgelände befindlichen Feldsteinkirche. Statt sich über den Auftritt der Kirchengemeinde und des Dorfclubs zu freuen, reagierten die Besucher eher geschockt über so viel Dreistigkeit. „Wer macht denn so etwas?“ Diese Worte von Gisela Schönbeck, Bürgermeisterin der Gemeinde Utzedel, sind wie ein Aufschrei.

Die Spitzformsteine wurden aus der obersten Schicht in einem Mauersegment nahe am Eingang zur Kirche gestohlen. In einem anderen Segment, das näher an der Straße steht, haben die Diebe zunächst vergeblich versucht, die Mauerseite aufzubrechen. Davon zeugt jedenfalls ein beschädigter Stein. Den Tätern kam dabei zugute, dass der Friedhof etwas abgeschieden am Ortseingang liegt und nachts kaum jemand die Straße entlang läuft. Trotzdem hofft Gisela Schönbeck darauf, dass ein Anwohner Hinweise auf die Täter geben kann. „Wir haben jetzt Anzeige wegen Diebstahl, Sachbeschädigung und Störung der Totenruhe gestellt“, sagte die empörte Bürgermeisterin.

Der Diebstahl hat Pastor Christian Bauer aus Hohenmocker, der auch in Roidin seine Predigten hält, wütend gemacht. Zudem berichtet er von einem weiteren Vorfall dieser Art, der vor wenigen Tagen in Golchen stattgefunden hat. Bauer schätzt, dass dort und in Roidin jeweils 40 Spitzformsteine gestohlen wurden.

Auch schon bei Gräbern geräubert

Die Kirche in Roidin samt Friedhof wurde laut Bauer 1874 eingeweiht. Die Spitzformsteine stammen aus einer Ziegelbrennerei, die diese Steine extra angefertigt hat. „Um sie neu zu beschaffen, müssen wir einen heilen Stein aus der Mauer ausbauen, um diesen dann in eine Spezialbrennerei zu schicken. Die Brennerei würde dann nach diesem Muster neue Spitzformsteine anfertigen. Doch den Stein in einem Stück aus der Friedhofsmauer zu brechen, ist nicht einfach. Dazu kommen die Kosten: Für solch einen Spitzformstein müssen wir etwa 15 Euro bezahlen. Zusätzlich fallen weitere Ausgaben für die Handwerker an“, erklärte Christian Bauer.

Leider sind Steine nicht die einzigen Dinge, die skrupellose Menschen auf Friedhöfen stehlen. Laut Bauer hatten Unbekannte im vergangenen Jahr auf dem Friedhof in Alt Tellin eine Einfriedung von einem Grab entwendet, an der noch das Erinnerungsschild an den Toten hing. In Hohenbrünzow hingegen wurde schon mal eine Glocke geklaut. Dagegen ist der Diebstahl von losem Grabschmuck, wie es immer wieder vorkommt, eigentlich eine Kleinigkeit, für die Trauernden stellt so etwas aber eine zusätzliche seelische Belastung dar.

„Ich finde den Diebstahl pietätlos und deshalb wird die Kirchengemeinde 500 Euro an denjenigen zahlen, der einen Hinweis zur Überführung des Täters geben kann“, sagte Christian Bauer.