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Zeugen gesucht

Dreister Dieb verstümmelt am helllichten Tag alten Zaun

Demmin / Lesedauer: 3 min

Der Zaun stand da, um die Demminer zu erfreuen. Bis ein Unbekannter dem jahrhundertealten Schmiedewerk mit der Säge zu Leibe rückte.
Veröffentlicht:18.09.2020, 07:21

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Ingrid und Udo Herrmann können es nicht fassen. Und so gehe es auch den Passanten und Patienten, die an dem verstümmelten Zaun in der Treptower Straße vorübergehen. „Die Leute wissen nicht, was sie sagen sollen“, erzählt Ingrid Herrmann, die dahinter eine Fußpflegepraxis betreibt. „Jeder fragt nur: Was will er damit?“

Wer er ist, wissen Ingrid und Udo Herrmann nicht, bloß dass es ein älterer Mann gewesen sein soll, der sich am 28. August, am helllichten Tag, mit einer Eisensäge an ihrem antiken Zaun zu schaffen machte. Ungefähr eine halbe Stunde, schätzt Udo Herrmann, muss er dafür ungestört geblieben sein. Vier schmiedeeiserne Sonnenblumen sägte der Unbekannte so von dem antiken Zaun ab und ließ sie in seiner Tasche verschwinden. Er hätte auch noch die beiden anderen Blumen gestohlen, sind sich Ingrid und Udo Herrmann sicher, hätte ihn da nicht ein Bekannter, der gerade auf den Hof fuhr, mit seinem Hupen aufgeschreckt. Der Dieb flüchtete auf seinem Fahrrad.

Hoher ideeller Schaden

Einen Schaden von 50 Euro trug die Polizei ein, als das Ehepaar den dreisten Diebstahl mit Sachbeschädigung daraufhin zur Anzeige brachte. Doch darum geht es den Bestohlenen nicht: „Der ideelle Wert ist viel höher“, weiß Ingrid Herrmann: Der markante Zaun sei etwa 500 Jahre alt, ein „Kulturerbe“ und Zeugnis einer heute weitgehend verschwundenen Handwerkskunst. „So ein Schmiedehandwerk gibt es kaum noch“, weiß Ingrid Herrmann. „Wollte man so etwas heute anfertigen lassen, wäre das teurer als 50 Euro, wenn man überhaupt jemanden finden würde, der das kann“, bestätigt ihr Mann.

Den markanten Zaun hatten Ingrid und Udo Herrmann auf dem Friedhof entdeckt. Von der Stadt erhielten sie die Genehmigung, ihn zu erwerben. Udo Herrmann arbeitete das verrostete Schmiedewerk eigenhändig auf und stellte es an der Praxis in der Treptower Straße, einer von Demmins Hauptverkehrsadern, gut sichtbar auf. „Der Zaun sollte die Demminer und auch Touristen erfreuen“, sagt Ingrid Herrmann. Auch der Friedhofsverwaltung gefiel die Idee: „Es werden gerade so viele Zäune geklaut und es wäre wirklich schade, wenn dieser Zaun das gleiche Schicksal nehmen würde“, habe es damals geheißen.

Appell an Gewissen des Täters

Zehn Jahre lang ging es gut. Nun jedoch ist der antike Hingucker seiner Markenzeichen beraubt: Die schmiedeeisernen Schmuckstangen sind geköpft, die Blüten jahrhundertealter Handwerkskunst damit verblüht. Die verbliebenen beiden Blumen hat Udo Herrmann selbst entfernt – aus Sorge, der Dieb könne wiederkommen. Sie werden sicher verwahrt, für den Fall, dass der Täter ein Einsehen hat und die vier gestohlenen Blumen zurückbringt.

Darauf hofft auch Ingrid Herrmann: „Vielleicht kommt er noch einmal zu sich“, sagt sie. Sie appelliert an den Dieb, die schmiedeeisernen Sonnenblumen zurückzugeben. Er, aber auch mögliche Zeugen, werden gebeten, sich auch anonym an die Adresse Treptower Straße 12 zu wenden beziehungsweise sich unter 03998 431819 oder 03998 362543 mit dem Ehepaar Herrmann in Verbindung zu setzen.