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Diskussionsrunde

Experten sprechen über Ukraine-Krieg, NATO und Europa

Loitz / Lesedauer: 3 min

Wie über das Thema Russland-Ukraine-Krieg sprechen? Ein Diskussionsabend in Loitz lieferte Hintergründe, Fakten und die Möglichkeit, sich auszutauschen.
Veröffentlicht:26.09.2022, 17:45

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Die Situation ist traurig, kompliziert, nach wie vor unfassbar und lässt die Menschen in diesen Tagen immer wieder mit zahlreichen offenen Fragen zurück. Der Krieg in der Ukraine, ein Krieg in Europa, erschüttert seit Monaten die Welt. Auch die kleine in Loitz. Das machte jetzt eine Diskussion in der vorpommerschen Kleinstadt deutlich. Zu der hatte das Team vom Demokratie-Laden Anklam, eine Einrichtung der Landeszentrale für politische Bildung Mecklenburg-Vorpommern, mit Annett Freier und Dr. Lars Tschirschwitz, eingeladen.

Zu Gast waren der Politikwissenschaftler Dr. Markus Kaim, der als Experte in Sachen deutsche Sicherheits- und Verteidigungspolitik gerade in den zurückliegenden Wochen immer wieder ein gefragter Gesprächspartner ist. Gemeinsam mit dem Historiker Dr. Jörn Happel, der als Hochschulprofessor die Geschichte Osteuropas und Ostmitteleuropas lehrt, sprach er über den Krieg in der Ukraine. Beide folgten der Frage: Europa neu denken?

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Wie kann dieser Krieg beendet werden?

Dass das Antwortengeben alles andere als einfach ist, machte die Diskussion deutlich. Ihre Redebeiträge wurden vom Moderator des Abends, Dr. Pierre Gottschlich, Mitarbeiter der Universität Rostock, in Verbindung gesetzt. Sie zeigten historische Kontexte auf, erklärten Kartenmaterial, analysierten Fakten. Dabei ging es um Themen NATO-Osterweiterung, ein Beitritt der Ukraine in die EU und/oder die NATO.

Es wurde deutlich, dass die beiden Wissenschaftler, die sich täglich intensiv mit der aktuellen politischen Situation beschäftigen, dank ihres Hintergrundwissens natürlich ganz anderes aufgestellt sind als Otto Normalverbraucher. Sich dessen wohl bewusst, wollte einer der Gäste wissen: „Wie stellen Sie sich vor, wie dieser Krieg beendet werden kann?“

Offensichtlich eine völlig klare und verständliche aber dennoch keine leichte Frage, wie sich herausstellte: „Ich hoffe er geht schnell zu Ende, damit das Sterben aufhört“, gab der Historiker das Wort schnell an den Politikwissenschaftler weiter. Allein diese Geste drückte aus, wie teilweise ratlos die aktuelle Situation in Europa auch Fachleute derzeit macht: „Ich muss widersprechen. Es wird nicht schnell zu Ende gehen. Im März 2022 sah es so aus. Jetzt sieht es nicht mehr so aus. Ich glaube, wir werden uns auf einen Langkrieg einrichten müssen“, sagte Dr. Markus Kaim. Er fügte hinzu: „Ich weiß es auch nicht. Es wäre unseriös, darüber eine Auskunft zu geben.“ So wurde auch in der Loitzer Runde deutlich, wie schwierig, wie verfahren die Situation ist.

Kritik am „Rumgewurstel“ der Bundesregierung

Einige Anwesende nahmen allerdings auch kein Blatt vor dem Mund, um zu signalisieren, dass sie beispielsweise gegen Waffenlieferungen aus Deutschland in die Ukraine sind. Einer der Gäste formulierte deutlich seinen Unmut über das „Rumgewurstel der Regierung“. „Was ist die Haltung der Bundesregierung zu all dem? Mich nervt das. Warum sagt Scholz nicht, dass Deutschland keine Führungsrolle übernehmen will“.

Der Politikwissenschaftler übte sich an dieser Stelle in Diplomatie: „Ihr Eindruck ist berechtigt. Ich weiß nicht, wieviel politisches Kalkül es ist. Ich kann ihre Genervtheit nachvollziehen.“ Der Abend bot aber nicht allein Bestätigung von Meinungen, sondern regte auch an, sich weiter intensiv mit dem Thema Ukraine-Krieg zu beschäftigen. Denn nicht allein auf dem Nachhauseweg nach Diskussion vor allem auch am nächsten Morgen, überschlugen sich die aktuellen Nachrichten aus Moskau und der Ukraine, die eigentlich bereits die nächste Gesprächsrunde auf den Plan rufen. Denn die Fragen, was eine Teilmobilmachung bedeutet und wie viel dichter der Krieg auch unserem Land rückt, schüren neue Unruhe, Traurig- und Fassungslosigkeit.