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Ratlosigkeit in Demmin

Für Stege wird es nichts mit Leader-Fördergeld

Demmin / Lesedauer: 4 min

Hoffnung auf finanzielle Hilfe und Enttäuschung lagen nah beieinander im Demminer Stadtentwick-lungsausschuss. Es ging um die Frage, wie Sanierungen im Wasserwanderrastplatz und auf der Fischerinsel finanziert werden sollen. Da muss die Stadt jetzt neu überlegen.
Veröffentlicht:19.10.2018, 07:58

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Paukenschlag im Stadtentwicklungsausschuss: Vor Ort am Wasserwanderrastplatz in der Fritz-Reuter-Straße und anschließend auf der Fischerinsel waren seine Mitglieder noch hoffnungsfroh, für die Sanierung der maroden bis baufälligen Steganlagen Mittel aus dem europäischen Leader-Programm zu bekommen. Wenig später im Rathaus musste Bauamtsleiter Dietmar Schmidt dann bekannt geben, dass es mit der Förderung im nächsten Jahr nichts würde.

Er hatte es da gerade in einem Telefonat mit der gleichzeitig tagenden Lokalen Aktionsgruppe (LAG) „Demminer Land“ erfahren, die über die Leader-Vergaben entscheidet. Woraufhin zunächst einmal kurze Ratlosigkeit herrschte im Ausschuss. Denn dass die Stege erneuert werden müssen, darüber herrschte nach der Besichtigung Einigkeit, und die Stadtverwaltung hatte auch schon die nötigen Eigenanteile in den Entwurf des Haushalts 2019 eingestellt.

"Das ist der meistgebuchte Platz in der Gegend"

Wie sehr eine Runderneuerung drängt in dem vom Segelclub Blau-Weiß betriebenen Touristenhafen, daran ließ Vereinsvorsitzender Norbert Giese keinen Zweifel. Durschnittlich 1400 Gäste zählt er im Jahr. „Das ist der meistgebuchte Platz in der Gegend“, sagte Giese. „Da kommen die anderen wie Salem oder Kummerow nicht mit.“ Doch die Infrastruktur hat mit dieser Entwicklung nicht Schritt gehalten. Zwar haben die Segler selbst immer wieder Hand angelegt, beispielsweise Stromsäulen und einen Trinkwasseranschluss für die Skipper geschaffen, mehr aber können sie kaum tun. Zum einen sind die meisten von ihnen selbst in die Jahre gekommen, zum anderen geht es auch um Geld. Voriges Jahr hätten erstmals die Einnahmen die Ausgaben nicht mehr gedeckt, sagte Giese. „Wir machen schon viel ehrenamtlich, aber wir können nicht auch noch unser Geld reinstecken.“

Dringender Sanierungsbedarf

Ohne Investitionen aber wird es nicht mehr gehen. Vor allem der Steg, dessen Unterbau aus nicht imprägniertem Holz besteht, ist nach rund 25 Jahren morsch geworden. Mittlerweile finden oft nicht einmal mehr lange Nägel Halt, wo Bohlen ausgetauscht werden müssen. Auch der Ausschuss war im Anschluss der Ansicht, dass es so nicht weitergehen kann und gerade auch im Hinblick auf das 25-jährige Jubiläum Sanierungsbedarf besteht. Zwar muss Blau-Weiß laut Pachtvertrag für den Unterhalt sorgen. „Aber das beinhaltet keine Grundreparatur“, stellte Vorsitzender Rainer Tietböhl (SPD) fest. „Wenn eine Stegerneuerung nötig ist, muss es die Stadt machen.“

Nicht viel anders sieht es auf der Fischerinsel aus, wo der Bohlenrundweg schon seit dem vorigen Jahr wegen Baufälligkeit gesperrt ist. Er wird wohl auch nie wieder vollständig eröffnet. „Der ganze Rundweg ist nicht zu erhalten“, meinte Bauamtsleiter Schmidt, der zugleich stellvertretender Vorsitzender des Hanseviertelvereins ist, bei der Besichtigung. Stattdessen soll nur ein Abschnitt vom Hanseviertel entlang der Wasserseite bis zur Spitze rekonstruiert werden. Für den ersten Bauabschnitt ist dabei die Finanzierung gesichert. Staatssekretär Patrick Dahlemann (SPD) hat dafür bereits Mittel aus dem Vorpommern-Fonds zugesagt. Für den zweiten Abschnitt hatte die Stadt dagegen gleichfalls Leader-Mittel beantragt.

Vielleicht gibt es ja von anderswo Geld

Für deren Vergabe kann jedes der etwa 20 LAG-Mitglieder die einzelnen Projektanträge nach einem Punktesystem bewerten. Dabei landeten die Demminer laut LAG-Vorsitzendem Christian Plünsch in ihrer Gruppe auf dem elften und damit letzten Platz. Das macht es praktisch aussichtslos, im nächsten Jahr das Geld zu bekommen. „Mich wundert, dass man so etwas ablehnt“, ärgerte sich Rainer Tietböhl. „Manchmal verstehe ich die Welt nicht mehr.“

In der Planung der Stadt bleiben beide Projekte trotzdem. Sie will jetzt versuchen, Fördermittel vom Wirtschaftsministerium zu bekommen. Sollte auch das nicht klappen, könnte man es nach Ansicht Rainer Tietböhls immer noch durch über- oder außerplanmäßige Ausgaben im Haushalt finanzieren – also ganz auf eigene Rechnung.