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Massensuizid

Geldsegen vom Land für den Demminer „Garten der Erinnerung”

Demmin / Lesedauer: 3 min

Nach langen Diskussionen ist nun klar, wie der neue Gedenkort zur Erinnerung an den Demminer Massensuizid aussehen soll. Damit steht aber auch fest, dass die Realisierung teuer wird.
Veröffentlicht:11.09.2020, 21:26

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Es gab in den vergangenen Monaten wohl kaum ein Thema in der Stadt, das so kontrovers diskutiert wurde wie der geplante Platz zum Gedenken an die Demminer Suizidopfer vom Frühjahr 1945. So wurde der ehrenamtlichen Arbeitsgruppe mehr als einmal vorgeworfen, dass sie bei der Fischerinsel einen Ort schaffe, der allzu leicht von Neonazis für deren Zwecke missbraucht werden könnte. Diese Sorge sei jedoch absolut unbegründet, wie Thomas Witkowski im Gespräch mit dem Nordkurier erneut deutlich machte.

Vom Platz der Täter zu einem Ort der Opfer

„Die sieben Schautafeln werden inhaltlich so aufgearbeitet sein, dass sie keinen Interpretationsspielraum für die Anhänger der rechten Szene bieten. Es wird immer das Unrecht thematisiert, was den Menschen im sogenannten Dritten Reich widerfahren ist und es geht für den Betrachter daraus deutlich hervor, dass wir diesem Gedankengut entgegenwirken müssen“, betonte der CDU-Fraktionsvorsitzende.

Der jetzige Standort sei trotz seiner eventuellen historischen Vorbelastung genau die richtige Wahl, da es dort die Möglichkeit gebe, den Platz der einstigen Täter in einen Platz für die zahlreichen Opfer umzugestalten. „Wir haben von Anfang an das Ziel verfolgt, mit dem Gedenkort ein erlebbares Stück Erinnerungskultur im Stadtgebiet zu schaffen, damit sich gerade auch die nachfolgenden Generationen mit dieser sensiblen Thematik auseinandersetzen können“, stellte Witkowski klar.

Neben wechselnden Zeitzeugenberichten, historischen Aufnahmen und Bildern der Malerin Ilse von Heyden-Linden greift die Arbeitsgruppe auf die Aufzeichnungen des Demminer Stadtchronisten Heinz Gerhard Quadt zurück, der die grausamen Ereignisse damals als Jugendlicher selbst miterlebt hat und sich zeitlebens mit dem Massensuizid intensiv beschäftigte. Ähnlich wie beim „Zille-Eck“ in der Treptower Straße soll der spätere „Garten der Erinnerung“ mit einer markanten Eingangspforte aus Metall versehen werden und gesäumt von Sträuchern, Blumenrabatten sowie mehreren Sitzbänken möglichst einladend aussehen.

Gesamtkosten von 90 000 Euro

Allein für die Planungsleistungen wurden im diesjährigen Haushalt der Stadt 10 000 Euro bereitgestellt. Eine Summe, die für die Realisierung des Platzes definitiv nicht ausreichen wird, wie Eckhardt Tabbert erklärte. „Nach jetziger Schätzung liegen wir bei rund 90 000 Euro“, so der UWG-Fraktionsvorsitzende. Das Geld muss die Stadt allerdings nicht allein aufbringen.

Denn dank einer zugesagten Förderung aus dem Strategiefonds wird mehr als die Hälfte der Kosten vom Land übernommen. „Ich bin sehr froh darüber, dass wir dieses wichtige Projekt für Demmin mit 50 000 Euro unterstützen können“, sagte der CDU-Landtagsabgeordnete Franz-Robert Liskow. Das restliche Geld soll bei Zustimmung der Stadtvertretung in den Haushalt für 2021 eingestellt werden.

Die öffentliche Ausschreibung der Baumaßnahme wird voraussichtlich im Januar erfolgen. „Wenn alles so läuft, wie von uns erhofft, wollen wir den neuen Gedenkort am 8. Mai offiziell einweihen. Ein ehrgeiziges Ziel, das nach Auskunft des Bauamtes aber machbar ist“, gibt sich Eckhardt Tabbert optimistisch.