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Ärger um Sonderleistungen

Jobcenter lässt jungen Vater lange auf sein Geld warten

Demmin / Lesedauer: 3 min

Ein 28-Jähriger aus einem Dorf bei Demmin will sich um seinen vierjährigen Sohn gern kümmern. Doch der wohnt 300 Kilometer weit weg bei der Mutter. Bei der Erstattung der Fahrkosten legt die Behörde dem Bedürftigen Steine in den Weg.
Veröffentlicht:17.09.2014, 14:27

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Mathias W. ist mit der Geduld am Ende. Vor fünf Wochen hat der 28-Jährige seinen Antrag auf Sonderleistung im Jobcenter abgegeben. Auf sein Geld wartet er bis heute. Dabei will er doch seinen vierjährigen Sohn wenigstens einmal im Monat sehen. Er möchte nichts verpassen, möchte wissen, wie sich der Kleine entwickelt.

Doch der Sohn lebt bei der Mutter. 300 Kilometer weit weg bei Kiel. Als Leistungsempfänger könne er einen Mehrbedarf einreichen, wenn er das Kind besuchen will oder es zu ihm kommt. Jetzt weiß Mathias W. nicht mehr, was er machen soll. In Vorkasse gehen? Das sei bei 353 Euro im Monat in der so genannten Bedarfsgemeinschaft mit seiner neuen Partnerin nicht drin. Immer wieder sei er vertröstet worden. "Ich soll mich gedulden", meint er. Aber langsam könne er es nicht mehr verstehen, warum die Bearbeitung so lange dauert.

Ab September soll die Wartezeit sogar zwei bis drei Monate dauern. Das haut den 28-Jährigen um. "So einen Antrag zu bearbeiten, kann doch nicht so lange dauern", schimpft er. Ihm wäre es auch lieber, wenn er nicht mehr auf Stütze angewiesen wäre. Auf der Werft in Kiel hatte er Anlagenmechaniker für Versorgungstechnik gelernt. Aber wie es mit den Werften steht, das wisse jeder. Eine neue Ausbildung hat bisher nicht geklappt. Seit zwei Jahren ist Mathias W. zurück in der Region. Aber Arbeit hat er nicht gefunden. Nun würden ihm hier so viele Steine in den Weg gelegt.

Neue Software führt zu Antragsstau

"Die Bearbeitung dauert bei uns normalerweise keine zwei bis drei Monate, das wäre ja schlimm", reagiert Christina Felgenhauer, stellvertretende Geschäftsführerin des Jobcenter Mecklenburgische Seenplatte Nord, in Demmin entsetzt. Doch im Moment könne es durchaus zu Wartezeiten kommen, gibt sie zu. Das sei öffentlich bekannt gemacht worden.

Die Jobcenter erhalten bundesweit neue Software. Das bedeute, dass alle Mitarbeiter im laufenden Geschäftsbetrieb zu einer fünftägigen Schulung müssen. Also sind weniger Leute vor Ort, die sich um die Anträge kümmern können. Da staut es sich. "Und da schauen wir nach Priorität", erklärt Felgenhauer. Zuerst würden die bearbeitet, wo es um Grundleistung geht, wenn einer zum Beispiel nichts mehr zu essen hat oder es um Miete geht. Bis Mitte Oktober werde die Software-Umstellung abgeschlossen sein. "Dann hoffen wir, dass wir recht bald zu den gewohnten Bearbeitungszeiten wieder kommen", sagt Felgenhauer. Acht Arbeitstage sei im Durchschnitt sonst normal.

Die stellvertretende Geschäftsführerin bestätigt, dass Mathias W. Mitte August seinen Antrag im Rahmen des Umgangsrechts abgegeben und Anfang September nachgefragt hat. Sie habe mit dem Leistungsbereich gesprochen. Der Antrag des 28-Jährige werde zeitnah bewilligt, verspricht Christina Felgenhauer. "In den nächsten Tagen erhält er den Bescheid."