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Bürgermeisterwahl

Kandidat für Jarmen will engeres Miteinander von Stadt und Gewerbe

Jarmen / Lesedauer: 4 min

Nimmt die Stadt Jarmen Probleme und Potenzial ihrer Gewerbetreibenden ausreichend zur Kenntnis, und was lässt sich da verbessern? Darum ging es in einer Diskussionsrunde mit dem Bürgermeisterkandidat der Freien Wählergemeinschaft.
Veröffentlicht:19.01.2021, 06:15

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Auch die Stadt Jarmen könnte eine Art Gewerbeverein oder Unternehmer-Stammtisch gebrauchen. Und mit einem neuen Bürgermeister André Werner hätte eine solche Institution einen starken Befürworter beziehungsweise Unterstützer. Das ist die Quintessenz des ersten offiziellen Wahlkampfauftrittes des Kandidaten der Freien Wählergemeinschaft (FWG) für den Spitzenposten im Rathaus, beworben als abendliche Gesprächs- und Diskussionsrunde mit Gewerbetreibenden. Immerhin an die 30 Besucher fanden sich dazu im Kulturzentrum in der Rosenstraße ein. Für Stadtvertreter Werner und seinen Moderator, Bauunternehmer Axel Gorkow, eine durchaus beachtliche Anzahl. Genauso wie die Menge von Gewerbetreibenden, die es in der Kommune laut Register gibt – circa 90.

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Jarmen sei eine schöne Stadt mit einem gut funktionierenden Gemeinwesen und großem Potenzial, so der Gastgeber, er sehe sie gerade mit dem Blick zum nahen Universitäts- und Wirtschaftszentrum Greifswald klar als Zukunftsstadt. Doch dafür gelte es, neue Weichen zu stellen und Reserven auszuschöpfen. Nicht zuletzt von administrativer Seite aus. „Ich habe so eine gewisse Unzufriedenheit herausgehört, was die Kommunikation mit der Stadt angeht“, äußerte er beim Blick auf das Miteinander mit dem heimischen Handel und Gewerbe. „Aber ich will das gar nicht bewerten, sondern nach vorne schauen.“ Dazu gehöre für ihn unter anderem eine möglichst breite Plattform, um Informationen auszutauschen und Probleme gemeinsam zu lösen. Erst recht in Krisen wie der Corona-Pandemie und angesichts der zunehmenden Bedeutung von Internet-Präsenz.

Oft nicht genau bekannt, wo und wie Unterstützung gebraucht wird

Axel Gorkow, Chef eines der größten lokalen Arbeitgeber, verwies auf erfolgreiche Modelle aus anderen Gegenden, die er aus seiner ehrenamtlichen Tätigkeit bei der Bauinnung und im Bauverband Mecklenburg-Vorpommern kenne. Nie als Sprachrohr gegen die Politik angelegt, sondern als Basis für ein besseres Miteinander. Gerade in unsicheren Zeiten wie den gegenwärtigen. „Hut ab, was andere da bewegen. Aber dafür ist es nie zu spät, egal ob schon 1990 oder jetzt 2021.“

„Wir wissen ja auch nicht immer so genau, wo hapert es in der Stadt und bei den Vereinen“, pflichtete seine Frau Angela Gorkow bei, die eine Zahnarztpraxis betreibt. Da wären entsprechende Signale aus der Verwaltung oder von Vereinen wichtig. Und sei es nur, um zielgerichtet etwas materielle Hilfe zu leisten oder über wichtige Projekte bescheid zu wissen. In die gleiche Kerbe hieb Anne Jorga als örtliche Filialleiterin eines Augenoptiker-Meisterbetriebes, bekannt für seine opulenten Feste zum Kindertag. „Für uns von außerhalb ist es manchmal schwer herauszubekommen, was los ist in Jarmen.“ Da hätte ein Stammtisch nach ihrer Ansicht viel Potenzial.

Kampf um Mühle zeigt, wie viele zu Einsatz bereit sind

Ähnlich sahen dies wohl viele in der Runde, einer breiten Branchen-Mischung. Zumal sie alle, egal ob nun Einzelkämpfer oder mit mehreren Angestellten, ob Verein oder Institution oder eben Amt und Gemeinden, mitunter die gleichen Schwierigkeiten meistern müssten. Wie etwa die berühmt berüchtigte Datenschutzgrundverordnung und deren Folgen. Auch da hätten sie einen Austausch als sehr hilfreich empfunden.

„Kommunikation findet sonst hauptsächlich nur unter Abgeordneten und mit der Verwaltung statt“, räumte Harry Erdmann ein, seit rund drei Jahrzehnten Linke-Stadtvertreter und zuletzt überdies sehr in der Bürgerinitiative „Rettet die Jarmener Mühle!“ aktiv. Gerade die Arbeit dort habe gezeigt, wie viele sich einzubringen bereit seien, wenn die Leute nur angesprochen würden. „Ich denke, das muss in Zukunft mehr passieren.“ Bürgermeister-Kandidat Werner empfahl, sich in dieser Hinsicht am benachbarten Loitz ein Beispiel zu nehmen.

Weitere Runde nach der Wahl

Welches enorme Potenzial auch in Jarmen schlummere, wenn alle an einem Strang ziehen, sehe sie durch die Feierlichkeiten zum 750. Geburtstag 2019 demonstriert, warf Bauplanerin Diana Hoth ein, die zum Festkomitee gehörte und ebenfalls für die FWG im Stadtparlament sitzt. Alleine schon der lange Umzug sei eine große positive Überraschung gewesen, vom übrigen Programm ganz zu schweigen. „Wir haben 14 Tage voller Feierlichkeiten geschafft, das war fantastisch. Auch wie viele Spenden zusammengekommen sind.“ Darauf sollte die Stadt unbedingt aufbauen.

Ob nun in loser Zusammenkunft und unregelmäßig oder als feste Institution mit Terminkalender, die Idee so eines Stammtisches schien durchaus auf fruchtbaren Boden zu fallen im Kulturzentrum. Jetzt sollte das Ganze aber erst mal sacken, befanden Gorkow und Werner, für Ende März eine neuerliche Runde ankündigend. Dann dürfte klar sein, ob die Unternehmer letzteren schon als künftigen Bürgermeister in die Pflicht nehmen können, seinen Reden Taten folgen zu lassen.