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Grünen-Vorschlag im Kreistag

Kommt Erste Hilfe bald per Smartphone?

Demmin / Lesedauer: 3 min

Im Notfall wäre eine erste medizinische Versorgung oft noch vor dem Eintreffen von Rettungsdienst und Notarzt möglich, meinen die Grünen im Kreistag. Deshalb wollen sie die Einführung einer Alarmierungs-App prüfen lassen.
Veröffentlicht:25.10.2018, 09:07

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Wie lässt sich in Deutschlands größtem Flächenlandkreis Hilfe für Menschen in Lebensgefahr beschleunigen? Die Kreistagsfraktion der Grünen schlägt vor, die Erste Hilfe per App zu organisieren. „Die Einführung einer Mobile-Retter-App in unserem flächenmäßig so riesigen Kreis halten wir für eine sinnvolle Unterstützung des Rettungsdienstes“, erklärt die stellvertretende Fraktionsvorsitzende, Monika Göpper. Während bei Schlaganfällen oder Herzinfarkten jede Minute zähle, gebe es in der Nähe der Betroffenen oft Menschen mit medizinischen Kenntnissen, ohne dass jemand davon wisse. Das, meinen die Grünen, ließe sich mithilfe einer speziellen App auf Smartphones ändern.

Beispiele aus Lübeck und Templin

Menschen mit Fähigkeiten für fachlich fundierte Erste Hilfe, wie beispielsweise Ärzte oder Krankenschwestern, könnten sich dort registrieren lassen. Bei Notfällen könnte die Leitstelle dann neben der Alarmierung des Rettungsdienstes prüfen, ob es in der Nähe des Hilfsbedürftigen entsprechend qualifizierte Menschen gibt und diese gegebenenfalls gleichfalls verständigen. „Oftmals kann diese Person schneller beim Hilfebedürftigen sein als der Rettungsdienst“, meint Monika Göpper. Deshalb will die Grünen-Fraktion jetzt über einen Antrag zum nächsten Kreistag prüfen lassen, wie viel die Einführung der Erste-Hilfe-App kosten würde.

Dabei könnte ein Blick über die Grenzen des Landkreises hinaus durchaus hilfreich sein. Denn die Nutzung heutiger mobiler Kommunikation ist weder eine Erfindung der Grünen aus der Seenplatte noch auf den Kreis beschränkt. In Lübeck beispielsweise ist unter der Bezeichnung „Meine Stadt rettet“ bereits ein ähnliches System in Betrieb, im uckermärkischen Templin zeigte man sich schon aufgeschlossen für die Einführung des Modells „Mobile Retter“.

Kreisverwaltung: Es fehlt an praktischer Erfahrung

So weit muss man aber gar nicht gehen. Es reicht der Blick in den Nachbarkreis Vorpommern-Greifswald. Dort wurde vor rund einem Jahr die „Landretter-App“ freigeschaltet. Sie funktioniert im Prinzip genauso, wie es die Grünen in der Seenplatte gern hätten. Medizinisch geschulte Menschen werden über die App alarmiert, wenn es im Umkreis von einem Kilometer zu einem Herz-Kreislauf-Stillstand kommt – und leisten dann ehrenamtlich Erste Hilfe, bis der Rettungsdienst eintrifft. Das Ganze basiert auf Freiwilligkeit, stieß aber schon zu Beginn auf große Resonanz. Innerhalb von vier Wochen vor dem Start meldeten sich nach Kenntnis des Nordkurier fast 100 Menschen für die App an. Dazu wäre im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte auch Monika Göpper bereit. „Da ich Krankenschwester bin, würde ich sofort mitmachen“, erklärt sie. „Wir glauben, dass es viele Menschen im Kreis gibt, die sich beteiligen würden.“

Auch bei der Kreisverwaltung stößt das Ansinnen der Grünen zumindest nicht auf Ablehnung. „Wir begrüßen grundsätzlich alles, wo wir fünf Minuten früher helfen können“, so Ordnungsamtsleiter Peter Handsche. „Wenn es funktioniert, würden wir uns nicht sperren.“ Bisher aber fehlen noch viele praktische Erfahrungen, von der Finanzierung bis zur Umsetzung.