Dürremaßnahmen
Landwirte brauchen Hilfe-Mix
Demmin / Lesedauer: 2 min
Jeannine Rösler ist überrascht. „Dass sich das so differenziert darstellt, hätte ich dann doch nicht gedacht“, erzählt die Linken-Landtagsabgeordnete aus Tutow. „Aber die Lage bei den Bauern ist wirklich sehr unterschiedlich, man kann das nicht verallgemeinern.“
Am vergangenen Donnerstag hatte sich die Politikerin kurzfristig für einen Besuch beim Vorstand des Kreisbauernverbandes Demmin angekündigt, um mit den Landwirten über die Folgen der wochenlangen Dürre zu sprechen. „Ich bin keine Expertin für Landwirtschaft“, begründet Rösler das Ziel ihrer Visite, „deshalb war es mir wichtig, von den Problemen aus erster Hand zu hören.“
Reduzierung der Pachtpreise für Landesflächen?
Wie erwartet sei die Lage bei vielen Betrieben im Demminer Bereich äußerst angespannt. Vor allem Viehhalter und kleinere Betriebe seien in einer schwierigen Situation, erläutert Jeannine Rösler. Bei manchen Landwirten seien die finanziellen Reserven nach dem dritten schlechten Erntejahr schlicht aufgebraucht. Noch schlimmer seien Unternehmen dran, die auf besonders leichten Böden, wie bei Lindenberg, wirtschaften müssen.
Andererseits gebe es im Demminer Land aber auch Betriebe, welche die Hitze-Folgen etwas besser wegstecken würden, erklärt Jeannine Rösler. „Das sind größere und breiter aufgestellte Unternehmen, die an der Peene liegen, anderweitig Zugang zu Wasser haben oder in Beregnungsanlagen investiert haben.“
Die bloße Forderung nach finanziellen Soforthilfen greife wegen der differenzierten Problematik zu kurz, erklärt Jeannine Rösler. „Damit ist es nicht getan“, sagt die Politikerin. „Wir brauchen einen Mix aus Maßnahmen, die langfristig helfen.“ Denkbar wären beispielsweise eine Reduzierung und Deckelung der Pachtpreise für Landesflächen. Außerdem müsse langfristig stärker in die Agrarforschung investiert werden, die sich mit den Folgen des Klimawandels für die Landwirte befasst. Zudem hätten sich die Bauern für eine Auszahlung von 70 Prozent der EU-Direktzahlungen bereits im Oktober
ausgesprochen.
Agrarminister kämpft für Soforthilfeprogramm
Auch Vertreter anderer Parteien hatten sich zuvor für eine Unterstützung der hitzegeplagten Landwirte stark gemacht. So plädierte die CDU-Landtagsabgeordnete Beate Schlupp für eine vorzeitige Überweisung der EU-Direktzahlungen. Außerdem schlug sie eine Stundung von Pacht- und Steuerzahlungen vor. Eric Schellenberger, Pressereferent der AfD-Landtagsfraktion, forderte das Landwirtschaftsministerium zu einer raschen Auszahlung der EU-Betriebsprämien auf. Und Agrarminister Till Backhaus (SPD) kämpft derzeit für ein Soforthilfeprogramm, das den Bauern zwischen 50 und 60 Millionen Euro Hilfe in Aussicht stellt – unter der Voraussetzung, dass der Bund die Hälfte davon übernimmt.