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Nein, danke!

Reisebüros wollen Bahnservice nicht

Demmin / Lesedauer: 2 min

Die Gemüter der Demminer sind weiter erregt. Vor allem Ältere schimpfen, dass sich die Stadt zu wenig für den Erhalt des Reiseservice am Bahnhof einsetzt. Aber ein Fünkchen Hoffnung gibt es dann doch.
Veröffentlicht:03.09.2014, 17:03

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Nach der angekündigten Schließung des Reiseservice am Demminer Bahnhof fühlen sich viele Hansestädter allein gelassen. Die Emotionen schlagen hoch. „Hier gibt‘s bald gar nichts mehr, hier kann man wirklich nur noch wegziehen“, schimpft eine Frau auf dem Bahnsteig. Vor allem ältere Menschen sehen mit Horror der Zukunft entgegen. Nur noch am Automaten Reiserouten und Tarife zu suchen oder Bahntickets zu kaufen, das mag sich keiner vorstellen.

Der Demminer Ernst Kobernuß ist richtig sauer. „Ich halte die Bahnhofsauskunft für sehr wichtig“, sagte er am Direkten Draht des Nordkurier. Wenn man verreisen möchte, wolle man verlässliche Auskünfte zu Zügen, Abfahrtzeiten und Fahrpreisen. Das könne ein Automat nicht leisten. „Ältere Leute können auch gar nicht alle mit dem Computer umgehen“, meinte Ernst Kobernuß. Er erwarte einfach, dass sich die Stadt aktiv einschaltet, sich wehrt und eine Lösung sucht. Bahnauskünfte könnten den Reisebüros zugeordnet werden. Auch die Stadtinformation wäre vielleicht eine Option.

Dank ersetzt kein Brot

Doch so einfach scheint es nicht. „Wir haben gar keine Deutsche-Bahn-Lizenz“, sagte Heike Behrens vom gleichnamigen Reisebüro. Somit könnten sie keine Garantie für Auskünfte geben. Das Programm fehlt. Nur ins Internet zu schauen, sei nichts Verbindliches. Wer eine Reise gebucht hat, für den werden mit Vorbehalt zum Beispiel Zugverbindungen oder Platzreservierungen zum Flughafen herausgesucht. Den Reiseservice könne man aber nicht ersetzen. „Das wäre für uns ein Verlustgeschäft“, so Behrens. „Für ein Dankeschön können wir uns kein Brot kaufen.“

Ähnlich sieht es Bärbel Hedrich vom Reisebüro „Kiek in de Welt“. Nur Auskunft zu geben, sei sehr aufwendig und bringe keinen Gewinn. Vor Jahren habe man schon mal Bahnkarten verkauft. Aber da seien kaum Nachfragen gewesen.

Die Stadt lenkt zwar ein und will jetzt nach der großen öffentlichen Diskussion Optionen prüfen. Wie Bürgermeister Michael Koch erklärte, werde man als Vermieter mit Reiseservicebetreiber Lothar Hardt über Konditionen für den Pavillon noch mal verhandeln. Doch das nützt Hardt wenig. „Die Miete ist okay, darum geht es nicht“, sagte er. „Selbst wenn ich mietfrei und stromfrei arbeiten könnte, würde es nicht reichen.“ Die Bahn und das Land wollen im nächsten Jahr die Verkaufsstelle nicht mehr bestellen. Würde Hardt als freie Agentur weitermachen, wäre die Provision nur halb so hoch.