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Sturmschäden

Sägeaktion schafft Platz in Jarmens Stadtwald

Jarmen / Lesedauer: 4 min

Zwar folgten weniger Leute dem Aufruf zum großen Holzmachen in die von Orkanen verwüsteten Jarmener Anlagen als gedacht, doch die haben ordentlich was geschafft.
Veröffentlicht:20.03.2022, 17:06

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Wo sind all die Leute geblieben, die in den vergangenen Wochen immer wieder Erkundungen einholten, ob und wann sie sich von dem vielen Fallholz etwas holen können, das die Orkane im Januar/Februar und die anschließenden Sicherungsarbeiten in den Grünanlagen am Westrand von Jarmen hinterlassen haben? Diese Frage stellten sich Bürgermeister André Werner und Bauhof-Chef Christian Möhrke am Samstagmorgen. Zu diesem Termin nämlich waren alle Interessenten an dem Holz eingeladen, um nach Einweisung von Forstfachmann Olaf Pfau mit der Motorkettensäge loszulegen – gegen einen moderaten Obolus für die Stadtkasse.

Überreste von hunderten Bäumen zu haben

Allerdings ließen sich die Personen an zwei Händen abzählen, die dem Aufruf folgten. Obwohl es um die Überreste von hunderten Nadel- und Laubbäumen ging, viele davon echte Kaventsmänner. Vielleicht, so die Vermutung, war insbesondere der bei diesem Einsatz außerhalb des eigenen Hofes geforderte Motorkettensägenschein das Hindernis. Oder aber die Bezahlung? Diejenigen indes, für die dann am Samstag entsprechende „Claims“ markiert wurden, legten sich mächtig ins Zeug. So war hinterher durchaus etwas zu sehen und die Bauhof-Leute haben nun weniger zu tun, um das Gelände für den am 26.  März geplanten öffentlichen Frühjahrsputz der Bürger und Vereine vorzubereiten.

Das Gros der dicken und gut gewachsenen Stämme hatten sie ohnehin schon in den Vorwochen herausgeholt, um es einer gewinnträchtigen Verwertung zuzuführen. Circa ein Drittel soll als Material für Vorhaben in Jarmen dienen, erläuterte Rathaus-Chef Werner, etwa als Bretter und Bohlen. Die größere Menge hingegen ließ sich zu einem guten Preis an eine Firma verkaufen. Und von dem für solche Zwecke nicht geeigneten Rest bleibt immer noch genügend Brennmaterial für die Heizanlage des ehemaligen Bildungszentrums Technik übrig, in dem unter anderem die Verwaltung ihren provisorischen Sitz hat.

Fichten hätten längst gefällt werden müssen

Bei der wollen sich Bürgermeister und Abgeordnete von Olaf Pfau beraten lassen, der eine ganz besondere Beziehung zu diesem Teil des Ortes hegt. Schließlich war er von 1971 bis 1985 der Chef des Forstreviers Müssentin/Tutow der damaligen Oberförsterei Demmin, bevor er wegen seines Jobs an die Müritz wechselte und Karriere machte. „Zu dieser Zeit waren die Anlagen ein junger, schöner, dunkler Fichtenbestand und so dicht von oben, dass es kaum Unterwuchs gab“, erinnerte er sich im Gespräch mit dem Nordkurier. Damals wurde extra diese Art gezogen und gepflanzt, um möglichst hohe Nutzholzerträge zu erzielen, übrigens keinesfalls nur ein Bestreben der DDR. „Diese Bäume sind jetzt mindestens 90 Jahre alt.“

Von daher hätten sie längst gefällt werden müssen, weiß der Experte. „Jetzt sind sie viel zu alt, zu groß, zu dürr.“ Doch mit der Wende rückte der Bewirtschaftungszweck für dieses Gebiet zunehmend in den Hintergrund. Vorrangig Sturmschäden, Schädlinge wie der Borkenkäfer und der natürliche Lauf der Dinge hätten dafür gesorgt, dass es trotzdem immer lichter im Nadelgrün wurde und so Freiraum für anderes Gehölz entstand. Im Prinzip habe „Forstmeister Sturm“ der Stadt sogar einen großen Dienst erwiesen, um diesen Umbau der Anlagen zu beschleunigen. Wenngleich Olaf Pfau, mittlerweile pensioniert und 2015 aus familiären Gründen wieder nach Jarmen gezogen, zugeben musste, dass ihm beim Anblick der Verwüstungen durch „Nadia“ und „Zeynep“ das Herz blutete.

Nun richtet er den Blick nach vorn und sieht eine gute Zukunft für das Gebiet. „Hier geschieht ein großer Artenwechsel, vor allem Ahorn und Esche wachsen da schon jetzt durch Naturverjüngung heran.“ Diese jungen Exemplare ließen sich leicht noch an anderer Stelle verteilen, doch auch andere Laubbäume sollen mehr Raum erhalten. Die Nadelträger will der Fachmann indes nicht völlig verbannen, sondern in vereinzelten Gruppen platzieren. Wobei es dann eher keine Fichten sein sollen.