Herzinfarkte passieren nicht nur zu regulären Öffnungszeiten von Montag bis Freitag. Sie passieren ebenso nachts, zu Weihnachten und Silvester oder an Feiertagen. Betroffene sind deshalb darauf angewiesen, dass es eine Rund-um-die-Uhr-Versorgung gibt. Das Demminer Krankenhaus bietet diese Akutversorgung seit zwei Jahren an. Und sie wird, zur großen Freude von Geschäftsführer Kai Firneisen, sogar noch häufiger in Anspruch genommen, als anfangs angenommen.
2017 war fast die komplette Kardiologie, also die Herzmedizin, vom Neubrandenburger Klinikum nach Demmin abgewandert. Der 1. Juli 2017 war dann der Startschuss für die Herzkatheterstrecke im Demminer Kreiskrankenhaus. Inzwischen, so Firneisen, kommen die Patienten aus weiten Teilen des Landes nach Demmin. Dr. Volker Bohlscheid, der Chefarzt der Klinik für innere Medizin III (Kardiologie), spricht von Entfernungen bis zu 80 Kilometern. Sowohl die Notdienste in diesem Bereich hätten sich inzwischen Demmin zugewandt, als auch andere Krankenhäuser wie etwa das in Waren, die ihre Herzpatienten nach Demmin verlegen. „Wir sind positiv überrascht, dass das soweit angenommen wird“, sagt Bohlscheid und spricht von einer „Erfolgsrückmeldung“. So kämen die Patienten auch nur, „wenn die Versorgung gut klappt.“ Oder anders gesagt: Wenn die Leistung stimmt.
Herzinfarkt bei einem Drittel der Fälle
Die Kardiologie am Demminer Krankenhaus hat zwei Herzkatheterlabore, in den Patienten behandelt werden, und vier Kardiologen. Wenn ein Patient mit einem Herzinfarkt eingeliefert wird, „muss spätestens in 60 Minuten die Ader wieder offen sein“, sagt der Chefarzt und fügt hinzu: „Wir schaffen es häufig unter 30 Minuten.“
Die Herzspezialisten arbeiten dabei häufig interventionell. Volker Bohlscheid erklärt: „Wir piken in die Adern und nutzen sie als Autobahn zum Herzen.“ Mit Herzkathetern gehen die Kardiologen dann in die Herzkranzgefäße und platzieren dort anschließend sogenannte Stents. „Maschendrahtröhrchen“ nennt Bohlscheid diese medizinischen Implantate, mit denen Gefäße offengehalten werden. Der Fachmann nennt solch einen Eingriff „Konorarintervention“. „Davon haben wir über 1000 durchgeführt in gut zwei Jahren“, sagt Dr. Bohlscheid.
Keine finanzielle Förderung für die Herzlabore
Für ein verhältnismäßig kleines Haus wie das Demminer Krankenhaus sei das eine sportliche Leistung. Wobei ein akuter Infarkt nur in einem Drittel der Fälle (etwa 350 Mal) der Grund für die Konorarintervention war. Zwei Drittel der Fälle waren nicht akut, die Eingriffe fanden also zu einem bestimmten Termin statt. Gerade um die Akutversorgung innerhalb der besagten 60 Minuten hinzubekommen, „müssen sofort alle springen“, sagt der Chefarzt. Er spricht von „hohem Anspruch und hohem Aufwand“. Dazu gehört auch, etwa die Stents in allen denkbaren Größen vorrätig zu haben. „Wir mussten Schränke bauen ohne Ende“, sagt Kai Firneisen.
Vor allem war die neue Kardiologie eine enorme Investition für das Krankenhaus. Eine finanzielle Förderung gab es nicht für die beiden Herzlabore. Sie wurden mit Eigenmitteln aufgebaut. „Es dauert, bis sich das rechnet“, sagt der Chefarzt. „Mindestens drei Jahre“, fügt der Geschäftsführer des Demminer Krankenhauses hinzu. Doch mit Blick auf die bisherigen Patientenzahlen sind die beiden hoffnungsvoll, dass sich die Investition rechnet. Und sie weisen ausdrücklich daraufhin, dass es vor allem die Menschen in Demmin und Umgebung sind, die davon profitieren. Stichwort: wohnortnahe Spitzenversorgung.