Die Demminer Kitas befinden sich seit zwei Jahren im Ausnahmezustand: Positive Corona-Tests, kranke Mitarbeiter, Kinder in Isolation. Bereits vor Beginn der Pandemie fehlten in vielen Einrichtungen Fachkräfte. Corona hat diese Situation noch verschärft. „Im Schnitt sind bei uns zwei bis drei Mitarbeiter krank“, sagt Uta Lembke-Berkenhagen, Leiterin der Demminer Kita „Kinderglück“. Das einzig Gute sei, dass auch viele Kinder wegen Krankheit zu Hause blieben. So sei das übrige Personal nicht überlastet.
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Aktuell hat die Kindertagesstätte in der Rosestraße regulär geöffnet. Kindergarten- und Krippenkinder besuchen die integrative Einrichtung täglich, zudem kommen größere Kinder aus der Schule in den Hort. Vor drei Wochen sah es noch anders aus: Weil alle Fachkräfte an Corona erkrankt waren, musste die Krippe komplett geschlossen werden. Nun habe sich die Situation wieder beruhigt. „Es wird besser. Jetzt wo die Tage wieder wärmer werden, können wir viel mit den Kindern raus gehen. Das hilft uns“, sagt die Kita-Leiterin.
Ohne Feste, Theater und Märchenerzähler leidet die Gemeinschaft
Wirklich entspannt sei die Lage aber nicht. Unabhängig von den durch Corona bedingten Problemen, hat Mecklenburg-Vorpommern den schlechtesten Betreuungsschlüssel in ganz Deutschland. Auf eine Erzieherin kommen im Schnitt 15 Kindergartenkinder, bei den Hort-Kindern sind es sogar 22. Das müsse sich ändern, findet Uta Lembke-Berkenhagen: „Das ist zu viel und das Problem ist ja bekannt. Das Ministerium muss da ran.“ Denn werden mehrere Kollegen krank, seien Einrichtungen schnell überlastet.
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Neben den Erziehern geht die Pandemie laut Lembke-Berkenhagen auch an den Kindern nicht spurlos vorbei. Früher wurden in der Kita „Kinderglück“ regelmäßig Feste auf dem Hof gefeiert. Zudem spielten die Kinder Theater oder ein Märchenerzähler kam zu Besuch. Das meiste davon konnte nun schon zwei Jahre nicht mehr stattfinden. „Darunter leidet die Gemeinschaft“, sagt die Leiterin.
Deutlich mehr Kinder mit sprachlichen Problemen
In der Evangelischen Kindertagesstätte in Demmin wurde erst am vergangenen Montag wieder ein Corona-Fall registriert. Das folgende Prozedere ist mittlerweile zur Routine geworden: Gesundheitsamt kontaktieren, Kontaktlisten ausfüllen, testen. Drei weitere Kinder steckten sich in der Folge an, auch eine Erzieherin musste in Quarantäne. „Vor allem für die Kinder ist das viele Zuhausebleiben schwierig“, sagt Leiterin Claudia Müller. Sie beobachte, dass deutlich mehr Kinder sprachliche Probleme hätten, da ihnen die sozialen Kontakte fehlten. Zudem zeigten einige nach der Isolation Verhaltens-Auffälligkeiten. „Die müssen dann erst wieder lernen, dass Hauen und Schubsen nicht okay sind.“
Auch das Personal der Kita sei durch die gesamte Corona-Zeit stark belastet. Immer wieder müssten Mitarbeiter in Quarantäne – unter anderem, weil ihre eigenen Kinder krank sind. Dies strapaziere den Zusammenhalt der Mitarbeiter. „Oft müssen immer dieselben die Ausfälle der anderen auffangen und dadurch mehr arbeiten. Da ist es schwer, das Team bei Laune zu halten“, sagt Claudia Müller.
Die Kita-Leiterin hofft auf eine baldige Entspannung der Situation. Lichtblicke seien die Feste, die in der nächsten Zeit anstehen. Zu Ostern seien verschiedene Projekte mit den Kindern geplant. „Wir schauen von Woche zu Woche – und hoffen natürlich, dass bald wieder Normalität einkehrt.“