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Positives gegen die Pandemie

So trotzen die Dörfer im Demminer Land der Corona-Krise

Amt Demminer Land / Lesedauer: 4 min

Auch in der Corona-Pandemie gibt es sie, die kleinen positiven Dinge. In den Gemeinden des Demminer Lands wird Zusammenhalt und Selbstorganisation gelebt.
Veröffentlicht:24.03.2020, 10:50

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Es ist für die verantwortlichen Politiker, Katastrophenstäbe und Mediziner besonders schön, wenn ihnen in Zeiten wie diesen die Arbeit erleichtert wird. Wie das geht, zeigte zum Beispiel der Gemeinderat von Siedenbrünzow unter dem Bürgermeister Dirk Bruhn (Die Linke). Doch sind diese Kommunalpolitiker ein Vorbild auf weiter Flur? Bei Weitem nicht, wie der Nordkurier feststellen konnte. Die Selbstorganisation im kleinsten Glied in der kommunalen Struktur hat sich schnell aufgebaut.

Manchmal war da auch gar nicht so viel nötig, um für Sicherheit zu sorgen. So ist der Gemeinderat Warrenzin die Liste seiner Bürger durchgegangen, um zu sehen, ob da jemand Hilfe benötigt. „Es gibt nur eine einzige Person, die dafür infrage kam und die wird vom Pflegestützpunkt Gertraudenstift in Demmin betreut. Bei allen anderen Personen gibt es genug Familienangehörige, sodass erst einmal keine Hilfe benötigt wird. Sollte sich das ändern, ist die Gemeindevertretung sofort zur Stelle“, schildert Bürgermeister Hartmut Kussmann.

Auch in Schönfeld kann Bürgermeisterin Elke Dürr beruhigt sein. Die Einwohner setzen die Vorgaben der Regierung um und meiden vorerst soziale Kontakte. Nicht nur einmal sah sie Menschen, die sich auf einem Bürgersteig entgegenkamen, von denen einer dann prompt die Straßenseite wechselte. Das Dorfleben ist auf Null zurückgefahren worden, es sei fast schon gespenstisch, so die Bürgermeisterin. Damit niemand Not leidet, gab es einen Rundbrief mit der Frage, ob jemand weiß, wer in der Gemeinde auf Hilfe angewiesen sei. „Doch dem ist nicht so, überall helfen sich die Verwandten untereinander. Wenn das dann doch der Fall sein sollte, hat sich die Feuerwehr bereit erklärt, hier Hilfe zu leisten“, freut sich Elke Dürr.

Haushaltsbeschluss per E-Mail?

Dafür gibt es in Hohenbollentin ein über 80-jähriges Ehepaar, das zur Risikogruppe gehört und auf Hilfe angewiesen ist. Die Unterstützung, so Bürgermeister Hans Schommer, klappt reibungslos. Wenn ein Arztbesuch ansteht, findet sich immer jemand, der sie fährt, nicht anders sieht es mit dem Einkauf aus. In Hohenbollentin gibt es ihn noch, den Aushangkasten. Dort hat Schommer Informationen für die Bürger ausgehängt. Zugleich wurden ein gemeindebezogener E-Mail-Verteiler und ein Telefonverzeichnis aufgebaut, um im Notfall schnell reagieren zu können. Aber auch den bloßen Austausch von kommunalen Nachrichten hält Schommer für sehr wichtig. Gleichzeitig hofft der Bürgermeister, dass die Landesregierung das Umlaufverfahren beschließt. So soll anstatt von öffentlichen Sitzungen eine Gemeindevertretersitzung über E-Mail ablaufen dürfen, damit man sich nicht zusammensetzen muss. „Wichtig ist, dass unsere Gemeinde weiter handlungsfähig ist. Dazu müssen wir noch unseren Haushalt beschließen, damit wir einen finanziellen Spielraum haben. Doch diese Beschlüsse müssen auch rechtlich anerkannt werden, dazu wäre das Umlaufverfahren eine gute Sache“, betont Hans Schommer.

In Nossendorf hat sich der Gemeinderat auch umgeschaut, doch anscheinend ist alles in Ordnung. „Auf dem Dorf ist es ja so, dass Familien sehr stark zusammenhalten“, sagt Bürgermeister Carsten Tietböhl. „Sollte irgendwo doch ein Bedarf entstehen, werden wir sofort unsere Hilfe anbieten.“ Genauso ruhig geht es auch in der Gemeinde Beggerow zu. Familie und Nachbarn helfen sich gegenseitig. Auch hier sieht man so gut wie niemanden auf der Straße. Wie alle Bürgermeister lobt auch Manuela Anders ihre Gemeindemitglieder: „Alle wissen, worauf es jetzt ankommt und handeln auch danach.“

Total vernetzt geht es laut Bürgermeister Thomas Korrmann in Hohenmocker zu. Feuerwehr und Gemeinderat stehen in enger Verbindung. Dazu werden auch andere Haushalte in der Liste mit aufgenommen, um so schneller Informationen zu verteilen. „Wir möchten im Notfall ganz schnell handeln“, so Thomas Korrmann. „In der Gemeinde soll jede Panik vermieden werden, für die es auch keinen Grund gibt. Dazu konnte ich feststellen, dass sich unsere Bürger sehr anständig verhalten.“