StartseiteRegionalDemminSOS von Sport an Politik – Geld für Jugendarbeit fehlt!

Krisen-Gespräch

SOS von Sport an Politik – Geld für Jugendarbeit fehlt!

Loitz / Lesedauer: 5 min

Der Loitzer Handballverein ist wichtig für 200 Kinder und Jugendliche, die Mitglied im Verein sind. Doch die Stelle des Jugendkoordinators ist in Gefahr.
Veröffentlicht:13.12.2022, 07:53

Artikel teilen:

Große Sorgen um den Weiterbestand ihrer Arbeit mit den Kleinen machen sich derzeit die Verantwortlichen des Handballvereins HSV Peenetal Loitz. Von Vorfreude aufs Fest können sie gerade noch nicht sprechen. Aber genau das näher rückende Jahresende nutzte der zweite Vorstandsvorsitzende Hartmut Roder jetzt, um mit dieser Thematik an die Öffentlichkeit zu gehen.

Lesen Sie auch: MV will Sportvereinen mehr Geld wegen hohen Energiepreisen geben

Der erweiterte Vorstand bat den Loitzer Stadtpräsidenten Herbert Rösicke um die Einladung für eine Gesprächsrunde mit Landespolitikern. Nämlich mit genau denen, die in ihren Wahlkreisen Ansprechpartner für die Menschen vor Ort sind, wollten sie über die sehr angespannte finanzielle Lage des Vereins sprechen.

Franz-Robert Liskow (CDU), Dr. Anna-Konstanze Schröder (SPD) und Enrico Schult (AfD) waren am frühen Sonnabendabend ins Rathaus gekommen, um sich die Sorgen anzuhören. Als Hausherrin mit dabei war auch die Loitzer Bürgermeisterin Christin Witt sowie Stadtpräsident Herbert Rösicke.

Finanzierung nicht mehr gesichert

Die Mitglieder des erweiterten HSV-Vorstandes redeten nicht lange herum, legten Fakten auf den Tisch: „Die Finanzierung der Stelle unseres Jugendkoordinators und Spielbetriebsleiters ist nicht mehr gesichert. Wir schaffen es noch bis März, höchstens bis April, weil wir es irgendwie aufrecht erhalten müssen im laufenden Spielbetrieb, doch dann ist Schluss.

Der Verein hat aus dem eigenen Haushaltsbudget heraus nicht die Kraft, die Stelle zu bezahlen. Doch soweit darf es nicht kommen. Wir haben eine sehr starke Kinder- und Jugendabteilung mit 200 Aktiven. Unser Mitarbeiter Enrico Blum leistet eine ganz hervorragende Arbeit“, schilderte Bernt Petschaelis als Sponsorenbetreuer die Situation.

Lesen Sie auch: Hohe Energiekosten bedrohen zunehmend Sportvereine

In dieser Funktion saß auch der Loitzer Michael Richter mit in der Runde. „Ich möchte die Lage noch etwas konkreter beschreiben. Wir haben mit unserem Jugendkoordinator einen Mann, der für 30 Stunden bezahlt wird, aber 50 Stunden arbeitet. Er möchte das so, er brennt für die Sache. Er fungiert als eine unheimlich wichtige Schnittstelle, als die Schnittstelle im Verein, die praktisch alles zusammenführt, organisiert.”

„Wir benötigen Hilfe”

Michael Richter betonte, wie wichtig der Jugendkoordinator sei: „So einen Mann, das ist uns allen klar, bekommen wir nie wieder. Denn eines steht fest, wenn wir ihn nicht mehr bezahlen können, dann muss er sich eine andere Arbeit suchen. Das möchte er natürlich nicht, das kann ich hier so deutlich sagen, aber was bleibt ihm dann anderes übrig. Wir benötigen Hilfe. Hilfe aus der Wirtschaft, die versuchen wir ständig zu bekommen. Doch wir brauchen auch Hilfe von Seiten der Politik.“

Mit den drei Landespolitikern waren also genau die richtigen Ansprechpartner zum Krisengespräch gekommen. Sie hörten sich zunächst die Thematik an.

Landtagsabgeordnete haben eigene Ideen

Gerade für den CDU-Landtagsabgeordneten Liskow waren die Informationen nicht neu. Er hält seit vielen Jahren engen Kontakt zu den Handballsportlern, konnte oft unterstützend einwirken. In förderfähige Projekte und Aktionen flossen in der Vergangenheit Mittel aus dem Landes-Strategiefonds. „Doch nun, seit der Abgabe der Regierungsverantwortung, ist die Lage eine andere“, sagte Franz-Robert Liskow.

Lesen Sie auch: Besondere Geschichten locken tausende Besucher in den KulturKonsum

Dennoch „es ist gut, dass diese Runde stattfindet“, wandte er sich an seine SPD-Landtagsabgeordneten-Kollegin Schröder. Die empfahl den Sportlern, Projekte zu entwickeln und über diese dann zu versuchen, die Stelle des Jugendwarts zu erhalten. „Projekte haben eine Chance auf Förderung“, sagte sie.

Der Demminer Enrico Schult (AfD) wollte wissen, ob sich nicht diejenigen, die zu den Spielgemeinschaften gehören, sich auch an der Finanzierung des Vereins beteiligen? „Wenn ich das hier so höre, dann könnte doch auch in Demmin angefragt werden. Ich weiß, dass es dort eine Stiftung gibt, die Kultur und Sport fördert“, regte er an.

24.000 Euro pro Jahr werden benötigt

Auch die Stadt Loitz wurde angefragt, ob sie die Stelle nicht finanzieren könnte. Konkret geht es um eine Summe von 24 000 Euro, die der Verein jährlich aus eigener Kraft benötigt, um die Personalie des Jugendkoordinators und Spielbetriebsleiters halten zu können, wie dessen Vertreter am Sonnabend offen darlegten.

„Wir als Stadt können diese Personalkosten nicht übernehmen. Wir stellen jährlich eine Summe für Sport- und Kulturarbeit zur Verfügung, als freiwillige Aufgabe. Der HSV bekommt schon einen höchstmöglichen Teil davon, entsprechend seiner Größe und Aktivitäten“, schaffte die Bürgermeisterin Fakten.

Lesen Sie auch: Beim Loitzer Advent trifft Gemütlichkeit auf viele Aktionen

Fazit der Zusammenkunft: Der SOS-Ruf des Vereins werde durch die SPD-Politikerin Schröder an Heiko Miraß, den Parlamentarischen Staatssekretär für Vorpommern und das östliche Mecklenburg, weitergetragen. Es solle Kontakt gehalten und möglichst zeitnah Lösungen gefunden werden.

Vom Engagement, sportlichem Einsatz und Ehrgeiz der Handballer der SG Uni Greifswald/Loitz überzeugte sich die Runde im Anschluss in der Peenetalhalle beim Derby gegen den SV Fortuna 50 Neubrandenburg. Die Loitzer entschieden es mit 27:26 für sich und halten damit den Anschluss zur Spitzengruppe der Oberliga.