Der Mann, der nach der Entscheidung der Staatsanwaltschaft Neubrandenburg für den Vorfall im September 2018 nicht angeklagt wird, hat nun Post vom Staatsschutz bekommen. Er wird aufgefordert, sich von der syrischen Familie fernzuhalten.
Wie Heinz Wittmer vom Interkulturellen Café berichtet, sind der Mann und die Familie sich vor zehn Tagen in Demmin auf der Straße begegnet. „Wahrscheinlich hat er sie wiedererkannt“, sagt Wittmer. Am Mittwoch stand der Mann dann vor der neuen Wohnung, in die die Familie gleich nach dem Übergriff in der Rosestraße im vergangenen Jahr umgezogen ist.
Durch eines der hinteren Fenster habe er hineingeguckt. Für die Familie war es ein äußerst unangenehmes Wiedersehen. Sie ist überzeugt, dass es derselbe Mann war, der im September erst gegen Tür und Fenster schlug und dann nach ihrem Sohn griff. Die Syrer fürchten nun, dass er ihnen weiter nachstellt. Die Familie erzählte Heinz Wittmer davon, der sich dann an die Polizei wandte.
Gefährder-Anschreiben verschickt
Die Sprecherin des Neubrandenburger Polizeipräsidiums erklärt, dass sich Polizei und der eingeschaltete Staatsschutz mit dem Mann in Verbindung setzten. Da er nicht zu Hause war, bekam er Post. Eine Straftat war diese Aktion zwar nicht, sagt die Polizeisprecherin. Allerdings ist das sogenannte Gefährder-Anschreiben als deutlicher Hinweis zu verstehen. „Präventives Handeln“ nennt es die Polizeisprecherin. Der Mann weiß nun: Die Polizei hat ihn im Auge. Er sollte die syrische Familie besser in Ruhe lassen.
Das Verfahren gegen den Tatverdächtigen wurde laut einer Sprecherin der Staatsanwaltschaft am 20. Januar eingestellt – und damit schon vor dem jüngsten Vorfall. Zu den Vorwürfen gegen ihn hatte der Tatverdächtige sich nicht geäußert. Wie die Sprecherin sagt, gab es keinen ausreichenden Tatverdacht. Aus Mangel an Beweisen hat die Staatsanwaltschaft keine Anklage gegen den Mann aus Demmin erhoben.
Beschwerde gegen Verfahrenseinstellung
Es kann aber Beschwerde gegen die Einstellung des Verfahrens eingelegt werden, und „eine Beschwerde wird es auf jeden Fall geben“, sagt Heinz Wittmer. Sie sei sowohl von der Familie gewollt als auch von Lobbi, einem Verein, der sich um Opfer rechter Gewalt kümmert und der auch die syrische Familie in Demmin betreut. Heinz Wittmer möchte allein deshalb schon ein Verfahren anstrengen, damit der Täter nicht noch einmal zum Hause der Familie kommt.