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Wer kann helfen?

Tutower starten Ukraine-Hilfstour

Tutow / Lesedauer: 4 min

Drei Tutower starten einen Hilfstransport in Richtung Ukraine und benötigen dafür noch Spenden – unter anderem Kinderkleidung und haltbare Lebensmittel.
Veröffentlicht:01.03.2022, 13:26

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Seit der Nacht zum Dienstag steht fest, dass drei Mitstreiter des Vereins Weiße Schule Tutow mit einem Hilfstransport nach Polen fahren, auch dank der Unterstützung durch die Kirchengemeinde Jarmen-Tutow. „Etwa bis 100 Kilometer an die Grenze zur Ukraine heran“, sagte der Vereinsvorsitzender Mike Mylius.

Kleiderspenden für Kinder werden benötigt

Noch auf der polnischen Seite wollen die Vorpommern Hilfsgüter verteilen, vor allem Kinderbekleidung und haltbare Lebensmittel. „Auf dem Rückweg, wenn unser Fahrzeug leer ist, nehmen wir ein, vielleicht auch zwei ukrainische Familien mit nach Tutow, so ist jedenfalls der Plan“, sagte Mike Mylius gegenüber Nordkurier.

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Derzeit werden Gespräche mit der Gemeinde geführt, um die Frage der Unterkünfte für die aus dem Krieg geretteten Menschen zu klären. In Sachen Spenden konzentrieren sich die Tutower schwerpunktmäßig auf Kinderbekleidung. „Wer helfen kann, etwas abzugeben hat, der kann sich bei mir, bei uns melden“, appellierte er an die Hilfsbereitschaft der Menschen. „Die ist ja grundsätzlich vorhanden, muss nur manchmal einen Schubs bekommen, damit es auch schnell geht“, sagte Mike Mylius augenzwinkernd.

Obwohl ihm momentan gar nicht zum Scherzen zumute ist. Er berichtete von sehr engen Beziehungen, die die Tutower mit Familien in der Ukraine verbindet: „Zu DDR-Zeiten haben Menschen von dort bei uns im Ort in der Fabrik gearbeitet. Als sie in den 90er- Jahren wieder zurück in ihre alte Heimat mussten, riss der Kontakt nie ab.

Über die Caritas haben wir Jahre später noch Ferienkinder aus der Ukraine hier zu Gast gehabt, haben gegenseitige Besuche organisiert. Wir machen uns große Sorgen um die Menschen, die derzeit dem Krieg unmittelbar ausgesetzt sind und wollen unbedingt helfen“, machte Mike Mylius keinen Hehl daraus, dass er, gemeinsam mit einem Drei-Mann-Team, lieber heute als morgen losfahren möchte: „Doch so eine Tour will auch durchdacht und vorbereitet werden“, ist ihm klar. Ab sofort können Sachspenden im Gemeindezentrum Weiße Schule abgegeben werden. Auch an diesem Sonnabendvormittag. Wer vorab Kontakt aufnehmen möchte, kann Mike Mylius jederzeit unter der Rufnummer 0152 0866 0189 erreichen.

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Auch im Nachbaramt Peenetal-Loitz regt sich Widerstand gegen den Krieg, werden Zeichen für Solidarität gesetzt. Am Guthaus in Göslow hat Gisela Siegl eine Ukrainefahne mit der Aufschrift Frieden, in kyrillischen Buchstaben, im Eingangsbereich ihres Hauses gut sichtbar angebracht. Ihre Sorge hat zudem noch einem ganz persönlichen Hintergrund: „Mein Sohn ist Sprachwissenschaftler, er lebt und arbeitet in Estland. Die Entfernungen zum derzeitigen Krieg sind gering und uns lässt allen die Frage keine Ruhe, wie bedroht sind die Nachbarstaaten?“, sagte die Göslowerin.

Sie habe sich schon immer gegen Ungerechtigkeit und vor Menschen gestellt, denen Unrecht geschehen ist.In Gesprächen wird mit jedem Tag deutlicher, wie mitgenommen, seelisch angeschlagen viele Vorpommern gerade sind. Offensichtlich gibt es viel Klärungsbedarf, um Ängste zu bannen oder zu kanalisieren.

Viele Menschen seien bereits am Limit

Das bestätigte auf Nordkurier-Nachfrage auch die Görminer Pastorin Franziska Wells: „Bei den Älteren kommen traurige Erinnerungen hoch, etwas Jüngere, die gerade durch Corona eine schwere existenzbedrohende Zeit durchgemacht haben, sind ohnehin kräftemäßig am Limit. Alle vereint das Gefühl der Angst“, weiß die Pastorin, die derzeit viele seelsorgerliche Gespräche führt. Jeder Gottesdienst, jede kirchliche Veranstaltung rund um Görmin beginnt mit einem Friedensgebet. Mitglieder der Jungen Gemeinde haben Friedenslichter gebastelt, die entzündet werden.

Zudem werden Sonderkollekten gesammelt. „Wenn Flüchtlinge bei uns in der Region eintreffen, dann werden wir natürlich mit ganz konkreten Hilfsangeboten reagieren“, sagte Franziska Wells. Genau das kündigte auch der Loitzer Pastor Bernd-Ulrich Gienke an. Und die Loitzer Bürgermeisterin sagte er: „Die Stadtwerke, Gewerbetreibende, Schulen, Kitas, Vereine, mit allen Bereichen habe ich Montag gesprochen, alle sind bereit, Flüchtlingen zu helfen. Wir sind und bleiben im ständigen Kontakt und organisieren uns. Da gibt es gar keine Frage. Es wird gemeinsam angepackt und geholfen.“