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Konzert geplant

Umstrittene Band Taake lässt Demmin beben

Demmin / Lesedauer: 4 min

Schwarz und heftig soll es im April in Völschow Berg werden. Doch der geplante Auftritt der Band Taake bringt bereits im Vorfeld einiges an Klärungsbedarf mit sich. Veranstalter und Vermieter stellen sich aber geschlossen hinter das Konzert.
Veröffentlicht:07.02.2020, 06:03

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Kreischende Gitarren, ein hartes Schlagzeug und ein aggressiver, kehliger Gesang, welcher Geschrei nahekommt. Gepaart mit schwarzen Lederklamotten und geschminkten Gesichtern steht der Hansestadt Demmin ein musikalisches Ereignis bevor, das es in der Form hier wohl noch nicht gegeben hat. Gleich drei Black Metal-Bands wollen im April in Völschow Berg die Bühne zum Beben bringen. Bereits die Ankündigung des Konzerts bringt jedoch Ärger mit sich.

In Rostock nicht willkommen

Es war der 23. Januar, als das Organisations-Team „Kältetod Legion“ um Irsin Ernst im Internet verkündete, dass ein Konzert im Rahmen der „Northern Alliance 2020“-Tour mit Taake und Kampfar aus Norwegen und Necrowretch aus Frankreich kurzfristig verlegt werden muss. Statt des „Zwischenbaus“ in Rostock wurde Demmin als neuer Spielort ausgewählt. Als Grund für den Ortswechsel gab der Veranstalter organisatorische Gründe an. Eigentlich positive Nachrichten, wenn die Fans dennoch in den Genuss ihrer Helden kommen. Doch neben der positiven Stimmung in den sozialen Medien wurde der Jubel auch an anderer Stelle laut.

Das rechtspopulistische und teilweise als verschwörungsideologisch bewertete Magazin „Compact“ feiert die Entscheidung, die Veranstaltung nach Demmin zu verlegen, als Sieg über die Antifaschistische Aktion (Antifa). Laut Aussage des Magazins hätten Linke das Konzert in Rostock verhindert, indem sie Druck auf den Betreiber aufgebaut haben. In Demmin könne das nicht passieren. Dass in Völschow Berg aber beispielsweise auch die Releaseparty der antifaschistischen Band „Feine Sahne Fischfilet“ stattfand, bleibt bei diesen Äußerungen außen vor.

Irsin Ernst ist über die Instrumentalisierung stocksauer. „Das ist unter aller Sau“, sagt er. Niemand habe sich gegenüber „Compact“ geäußert. „Wir wollen mit dem politischen Mist nichts zu tun haben“, so Ernst. Doch die Frage bleibt, warum die Rechtspopulisten ein Auge auf die Tour geworfen haben. Die Bands „Kampfar“ und „Necrowretch“ sind im politischen Bereich eher unbeleckt. Bei „Taake“ sieht das allerdings etwas anders aus.

Unpolitische Provokation?

1993 wurde die Band unter dem Namen „Thule“ als Solo-Projekt von Sänger Ørjan Stedjeberg gegründet. Textlich orientiert sich die Musik an düsteren Themen wie dem Tod. Aber auch zum großen Teil an der nordischen Mythologie. „Die Musik ist unpolitisch, aber gesellschaftskritisch – zum Beispiel, was Islamismus angeht“, erklärt Ernst. Dennoch ist „Taake“ durch ein zweifelhaftes Konzert in Erinnerung geblieben. 2007 trat der Sänger bei einem Konzert in Essen mit einem Hakenkreuz auf der Brust auf.

Spätestens seitdem wird die Band misstrauisch betrachtet. Eine Tour in den USA 2018 musste aufgrund von Protesten abgesagt werden. Sänger Stedjeberg distanzierte sich in Interviews jedoch von jeglichem rechtsextremen Gedankengut. Es sei lediglich um Provokation gegangen, hieß es. Andere Symbole wie Pentagramme und Ähnliches hätten keine schockierenden Effekte mehr.

Veranstalter sieht keine rechtsextremen Tendenzen

„Natürlich lässt sich der Vorfall nicht abstreiten“, so Hannah Kuke. Als Vermieterin von Völschow Berg würde sie sich aber im Vorfeld mit den Bands beschäftigen. Interviews und Entschuldigungen des Sängers seien eindeutig. „Ich habe nicht den Eindruck, dass es eine Band ist, die nicht auftreten sollte“, sagt sie. Ähnlich sieht das auch Veranstalter Ernst. Bereits im vergangenen Jahr hat sein Team mit Taake gearbeitet, ohne dass es rechtsextreme Tendenzen gab. Zudem sei das Publikum bei den Konzerten genau so international wie die Band auch. „Bei uns gibt es deutlich weniger rechtes Gedankengut als auf jedem Dorffest“, ist er überzeugt.

Auch das Demminer Ordnungsamts rechnet aktuell mit keinen größeren Problemen. „Wir sind grundsätzlich nur für die Gefahrenabwehr zuständig“, so Amtsleiter Jörg Küthe. Heißt, die Stadt ist nur für die Fragen der Sicherheit bei einer Veranstaltung verantwortlich und nicht für deren politische Bewertung. „Es sei denn, es gibt ein Verbot des Verfassungsschutzes, dann dürfen Bands auch nicht auftreten“, sagt er.