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Reisebericht

▶ Was zwei Demminer Segler im Inselparadies von Fidschi erleben

Demmin / Lesedauer: 6 min

Überall, wo Karin und Karl-Dietrich Diers auf ihrer Weltreise bisher angelegt haben, wurden sie freundlich empfangen. Doch die Herzlichkeit auf den Fidschi-Inseln beeindruckt sie besonders.
Veröffentlicht:26.08.2022, 17:56

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Weiße Strände, bunte Früchte, Palmen, die sich vor dem türkisblauen Meer zu verneigen scheinen. Es ist schwer vorstellbar, dass jemand in dieser Reisekatalogkulisse etwas anderes machen kann als Urlaub. Für Karin und Karl-Dietrich Diers aus Demmin aber ist das ihr Leben. 2016 waren sie vom Heimathafen beim Segelclub Blau-Weiß aufgebrochen und segeln seither um die Welt. Die letzten zweieinhalb Jahre hat das Ehepaar in Neuseeland verbracht, dabei wollten sie eigentlich gar nicht so lange bleiben. Doch als erfahrene Segler wissen Karin und Kalle Diers, dass manchmal höhere Kräfte den Weg bestimmen.

In Neuseeland ließ Wetterlage und Corona eine Weiterreise nicht zu

In Neuseeland waren das die Wetterlage und die Pandemie, die hereinbrach, kurz nachdem sie von ihrem Heimaturlaub in Deutschland zu ihrer „Moana“ zurückgekehrt waren. Mit einem Mal waren die Inselstaaten ringsum für Reisende geschlossen. Selbst neuseeländische Staatsbürger, die sich zum Ausbruch der Pandemie im Ausland befunden hatten, konnten teilweise erst nach über zwei Jahren nach Hause zurückkehren, berichten die Diers. Anfangs habe Neuseeland die wenigen Infektionen noch unter Kontrolle gehabt. Als sich mit den neuen Varianten die Epidemie jedoch auch dort verbreitete, waren strengere Isolierungsmaßnahmen nötig. Nicht zuletzt, um die zu einem großen Teil ungeimpften Ureinwohner, die Maori, zu schützen.

Nachdem sich die pandemische Lage soweit gelockert hatte, dass zumindest Fidschi seine Grenzen für Segler wieder öffnete, ließ die Jahreszeit eine Reise nicht zu. „Was macht man, wenn die Hurricanesaison kommt und man nicht zurückkann? Zu dieser Zeit in Fidschi zu sein, ist nicht gerade prickelnd“, weiß Kalle Diers. Schließlich stimmte zwar das Wetter, bloß Moana wollte nicht so recht. „Wir hatten Pech. Bis dahin war nie etwas Größeres kaputt, aber als wir Neuseeland verlassen wollten, mussten wir sie drei Mal aus dem Wasser holen. Immer war etwas anderes“, erzählt Diers. Über die Reparaturarbeiten schloss sich das Wetterfenster wieder: „Es ist gar nicht so leicht, aus Neuseeland rauszusegeln“, wissen die Seefahrer. Schließlich schafften sie es doch, auch wenn die Fahrt anfangs rau war. Zum ersten Mal in seinem Leben wurde Kalle Diers etwas seekrank. Karin ging es noch schlechter.

Meisten Orte nur über den Wasserweg zu erreichen

Jetzt segeln die beiden in den zurzeit ruhigeren Gewässern der Yasawa-Inseln, die laut Kalle Diers zwar den „touristischen Teil von Fidschi“ bilden, aber doch dünn besiedelt und zum Teil abgelegen sind. „Die Insel, auf der wir uns gerade befinden, ist etwa zehn Kilometer lang, fünf Kilometer breit und zerklüftet, mit einem Berg in der Mitte“, beschreibt Kalle Diers. Zu den meisten Orten gelange man nur über den Wasserweg. „Die Kinder hier werden mit dem Boot zur Grundschule gefahren.“ Dass die Demminer Segler über das Alltagsleben der Bewohner so gut Bescheid wissen, liegt an den hiesigen Bräuchen und Gepflogenheiten. Sich in der Gegend umzusehen, ohne sich zuvor bei dem Dorfältesten vorgestellt zu haben, gilt als unhöflich. „Die Menschen hier sind extrem nett“, erzählt Kalle Diers. „Wir sind zwar bisher überall, wo wir hinkamen, freundlich empfangen worden, aber das hier übertrifft alles.“

Gäste aßen und Gastgeber guckten zu

Eine Bewohnerin habe sie gleich durch das Dorf geführt, später waren die deutschen Segler bei einer einheimischen Familie zum Essen eingeladen. Es gab Muscheln mit Zitronensaft und Fleisch, im Erdofen zwischen im Feuer erhitzten Steinen gegart. Während die Gäste aßen – auf Bastmatten und mit Besteck, das die Familie extra bereit gelegt hatte – sahen die Gastgeber bloß zu. Etwas gewöhnungsbedürftig sei das schon gewesen, meint Kalle Diers. Aber so sei es in Fidschi eben üblich. Die Segler achteten darauf, nur so viel zu essen, dass für die Familie noch genug übrig blieb.

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Traditionell bringen Besucher laut Diers Kava-Wurzeln mit, die dann in einer Zeremonie zu einem „für unseren Geschmack nicht sehr wohlschmeckenden“, leicht alkoholischen Getränk verarbeitet werden. Heute jedoch bevorzugten viele Bewohner statt des traditionellen Gastgeschenks etwas Geld. So auch die Menschen in dem Dorf, das Kalle und Karin Diers besuchten. Alkohol werde dort ohnehin nicht getrunken, erklären sie. Als das Ehepaar seine Gastgeber fragte, was das Essen kostete, antworteten sie: „Was immer es euch wert ist.“ Karin und Kalle Diers versuchten großzügig zu sein, nicht nur weil es ihnen so gut schmeckte.

Menschen leben von der Natur

Die Menschen in Fidschi, das wissen sie, haben eine schwere Zeit hinter sich. Nicht nur die Touristenorte traf die Pandemie hart: „Selbst Versorgungsschiffe aus Neuseeland und Australien wurden teilweise nicht reingelassen“, erklärt Kalle Diers. „Die Bewohner von Fidschi haben von dem gelebt, was die Natur ihnen bietet, auf vieles andere mussten sie verzichten.“ Als dann in der vorletzten Hurricanesaison ein besonders heftiger Sturm die Inseln heimsuchte, sei das ein zusätzlicher Schlag gewesen. Der Hurricane tötete Menschen und zerstörte Häuser, Teile der Infrastruktur und der Ernte.

Doch Fidschis Natur, so feindlich und gefährlich sie sein kann, hat ein schönes Gesicht. „Sie ist recht gut erhalten und ursprünglich“, findet Kalle Diers und meint sowohl die Landschaft über als auch unter Wasser. Beim Schnorcheln bewundert das Ehepaar bunte Fische und Korallen und begegnet manchmal sogar gigantischen Manta-Rochen, die laut Lehrbuch eine Spannweite von rund neun Metern erreichen können. „Wenn so ein Tier ganz dicht an einem vorbeischwimmt, ist das sehr beeindruckend“, schwärmt Kalle Diers. Ganz ruhig und trotzdem schnell bewegten sich die sogenannten Teufelsrochen durchs Wasser. In ihrem Maul und an der Haut tummelten sich kleine Fischchen.

Nächstes Jahr ist Heimaturlaub geplant

Eine Weile noch wollen die Segler die reiche Natur, die herrliche Landschaft und die freundlichen Menschen von Fidschi näher kennenlernen. Dann soll es weitergehen, wahrscheinlich nach Vanuatu, zu den Salomonen, in den Norden Papua-Neuguineas und irgendwann nach Thailand. Von dort aus wollen die Demminer kommendes Jahr endlich einmal wieder für einen Heimaturlaub nach Hause fliegen.

Auch wenn sie den Drang verspüren, Freunde und Familie in Deutschland wiederzusehen, wirklich einsam sind sie beim Segeln nie. „Es gibt eine kleine Clique von Leuten, die um die Welt segeln“, erklärt Kalle Diers. Deutsche, Schweizer, Belgier ... „Man trennt sich und trifft sich wieder. Man muss zwar immer wieder Abschied nehmen, was manchmal wehtut, wenn man lange zusammen war“, gibt er zu. Sich jedoch an einem Ort komplett allein wiederzufinden, das sei heute schwer.

Einsam sei es nicht einmal in dem abgelegenen, vom Wasser aus kaum sichtbaren Atoll gewesen, an dem sie auf dem Hinweg nach Neuseeland angelegt hatten. „Laufen kann man dort nicht, alles besteht aus Korallen“, erinnert sich Kalle Diers an den besonderen Ort. Die Segler waren dort dem Wind ausgesetzt, die Wellen aber kamen an das geschützte Riff mitten im Ozean nicht heran. Am Ende hätten sich 25 bis 30 Boote dort gesammelt, die an dem sonderbaren Ort am Ende der Welt gestrandet waren.