StartseiteRegionalDemminWird der tote Arm nun auch noch beerdigt?

Mühlengraben

Wird der tote Arm nun auch noch beerdigt?

Demmin / Lesedauer: 3 min

Die SPD im Demminer Stadtparlament ist dafür, den letzten offenen Abschnitt des Mühlengrabens auch noch zuzuschütten: Das ständige Ausbaggern kostet viel Geld, und Boote fahren dort sowieso nicht mehr, finden die Genossen. Unwidersprochen blieb die Meinung nicht lange.
Veröffentlicht:10.06.2015, 09:08

Artikel teilen:

Am Mühlengraben scheiden sich die Geister. Die Frage, ob man den einst als Wehrgraben vor dem Demminer Stadtfestungswall entstandenen innerstädtischen Wasserlauf wieder öffnen und fluten sollte, hat in Demmin schon für viel Gesprächsstoff gesorgt. Inzwischen ist eine Sanierung als Spazierpromenade geplant. Doch was soll nun werden aus dem letzten offenen, knapp hundert Meter langen Abschnitt längs des Richtgrabenwegs? Ausbaggern und sanieren? Oder verfüllen, Schwamm drüber quasi?

Das städtische Bauamt stellte diese Frage zuletzt im Ausschuss für Stadtentwicklung und Umwelt zur Debatte, die SPD hat sich jetzt als erste Fraktion dazu positioniert: zuschütten. Auch aus Kostengründen, wie Fraktionschef Reinhardt Friedrichs begründet. Aber nicht nur darum. Den Genossen stinkt es dort offenbar auch: „Durch das stehende Gewässer kommt es zu Geruchsbelästigungen. Der Graben ist stark verkrautet und muss immer wieder für viel Geld gereinigt werden“, sagt Friedrichs. „Und befahrbar für Boote ist dieser tote Arm des alten Mühlengrabens doch sowieso nicht mehr.“

Also unter die Erde damit? So einfach ist das wohl nicht, außerdem regt sich Widerspruch. Frank Ott von der Unabhängigen Wählergemeinschaft plädiert dafür, das hydrologische System dort und mögliche Folgen eines solchen Eingriffs durch einen Gutachter beurteilen zu lassen. „Vorher kann man doch gar nichts sagen. Wir als UWG jedenfalls werden uns erst eine Meinung bilden, wenn eine fachliche Expertise vorliegt. Das ist doch kein kosmetisches Problem, hier einfach mal einen 80 Meter langen Graben zuzuschütten.“ Ott wohnt im Richtgrabenweg, er kennt die Problemlage: Es ist das tiefste Areal der Stadt, umgeben von Torfstichen und Moorwiesen, Entwässerungsleitungen laufen dort zu einem sensiblen System zusammenlaufen. Beim Ausfall von Pumpen, starken Regenfällen oder technischen Störungen kam es schon mehrfach zu Überflutungen.

Ott sieht daher keine Notwendigkeit, den Mühlengraben zu verfüllen – er tendiert zum Gegenteil. „Der Graben müsste endlich mal ausgebaggert und die Rohrleitungen gespült werden, die sind doch alle mehr oder weniger dicht.“ Die geplante Hochwasserschutzwand entlang des Richtgrabenwegs hält er an dem Standort generell für fragwürdig. „Was soll dieser Damm da? Ich sehe den Sinn von so einem Bauwerk an der Stelle nicht. Ein Überflutungsschutz lässt sich ganz sicher auch anders platzieren, und dann könnte man den Weg entlang des Kanals auch ansprechend gestalten. Demmin ist so stolz auf seine Lage am Wasser, und der Mühlengraben hat mal die Stadt geprägt. Das sollten wir nicht vergessen, ehe wir hier das letzte offene Stück verfüllen.“