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Angst um Haustiere

Wölfin spaziert am helllichten Tag durch Zarnekla

Loitz / Lesedauer: 3 min

Die mehrfache Sichtung einer Wölfin im und am Dorf sorgt für Unruhe in Zarnekla und schürt die Angst um die Haustiere im Peenetal.
Veröffentlicht:22.03.2021, 15:43

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Bisher spielte der Wolf in Zarnekla bei Loitz nur auf der Bühne des traditionellen Märchenspiels eine Rolle. Doch jetzt sorgt das ganz reale Auftauchen einer Wölfin für Angst im Dorf.

Angefangen hatte alles in der Nacht zum Dienstag vergangener Woche, schildert Astrid Naussed. Als plötzlich morgens gegen 4 Uhr der Familienhund verrückt spielte. Ein Rhodesian Ridgeback und damit eine durchaus stattliche Rasse, wegen seiner Kälteempfindlichkeit aber im Hause untergebracht.

So richtig erklären konnte sich keiner dessen anhaltende Unruhe, doch morgens entdeckte Astrid Naussed gleich neben dem seitlichen Gartenzaun einen Tierkadaver. „Ich habe gedacht, das wäre ein Reh, das einer auf der Dorfstraße angefahren und das sich noch dorthin geschleppt hat.” Also sei der zuständige Jäger gerufen worden, um den Kadaver zu beseitigen, versehen mit einem spaßhaften Wolfsspruch dazu.

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Mitten im Ort ohne Scheu unterwegs

Das Scherzen allerdings verging der Stadtvertreterin, als sich bei näherer Betrachtung herausstellte, dass es sich um die Überreste eines schon ansehnlichen Hirschkuh-Kalbes handelte, den Spuren nach der Attacke eines Raubtieres zum Opfer gefallen. Denn natürlich geriet auch Isegrim in den Kreis der Verdächtigten. Auch wenn ihn hier und so mitten im Ort niemand vermutete, die Hausherrin das anfangs sogar für Jägerlatein hielt. Der Nachmittag allerdings belehrte sie eines Besseren.

Da nämlich spazierte zur besten Kaffeezeit ein offensichtlich ausgewachsenes weibliches Exemplar der Gattung Canis lupus die Dorfstraße entlang, ließ sich dabei keineswegs von Astrid Naussed und deren Nachbarin gegenüber stören, die beide hinterm Zaun standen. Sondern wechselte seelenruhig die Seiten der Fahrbahn. Vermutlich habe die Wölfin ihre Beute aus der Nacht holen beziehungsweise weiter fressen wollen, doch die war ja schon verschwunden.

Ganzes Dorf in Aufregung

Als sie den Waidmann zurück geholt habe, sei das Tier Richtung Wald davon getrottet, ohne große Eile und Furcht zu zeigen. Das Hirschkalb hatte es da trotzdem wohl noch nicht aufgegeben: „Kurz nach 17 Uhr ruft meine Nachbarin an, das der Wolf jetzt hinter unserer Scheune sitzt.” Bei ihrem Erscheinen sei der Vierbeiner gemächlich davon gezogen, diesmal in die andere Richtung hin zu Ibitzwiesen.

Sie habe Ordnungsamt und Bürgermeisterin über diesen Vorfall informiert und vom Jäger den Rat bekommen, allen Leuten Bescheid zu sagen. Verbunden mit der Mahnung, die Hunde besser drinnen zu lassen. Aber seinen Hofhund nur im Haus eingesperrt zu lassen, könne ja auch keine Dauerlösung sein. Überdies gingen die Dorfbewohner gerne mal in der Umgebung spazieren, egal ob nun mit oder ohne den besten Freund des Menschen. „Das ganze Dorf ist irgendwie in Aufregung. Uns ist bei der Sache ziemlich unwohl”, äußerte die Ortsbeiratsvorsitzende.

Erst recht, wenn sie an den jüngsten Bericht über einen Wissenschaftler denke, der am Wochenende im Nordkurier die verschiedenen Eskalationsstufen bei der Ausbreitung von Isegrimm schilderte. Und ausdrücklich nicht ausschließen wollte, dass der tierische Räuber am Ende dieser Entwicklung eines absehbaren Tages sogar uns Zweibeiner attackiert, im Gegenteil.

Weshalb sie öffentliche Warnungen beim Auftauchen eines solchen Tieres für dringend geboten hält. Zumal es in ihrem Heimatort noch viel mehr Haustiere als Hunde gebe, die deutlich weniger wehrhaft daher kommen. Astrid Naussed hat insbesondere Schafe im Blick sowie den Halter von Shetlandponys, deren Fohlen wie die perfekte Mittagsportion für einen Wolf wirken.