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Wohin fließt eigentlich unsere Peene?

Verchen / Lesedauer: 3 min

Der Amazonas des Nordens ist als Fluss ein seltsames Exemplar, strömt mal bergauf, mal bergab. Wohin es unser Wasser gerade treibt, kann man jetzt in Verchen studieren.
Veröffentlicht:28.07.2014, 19:33

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Rüdiger Lange hat neuerdings zu seinem Hauptberuf als Aalbuder Fährmann noch einen Zweitjob: Er ist jetzt der ehrenamtliche Strömungsmesser am Amazonas des Nordens. Denn am Anleger seines Fährkatamarans am Verchener Ufer steht ein ziemlich einzigartiger Anzeiger an den 108 schiffbaren Kilometern des Flüsschens: "Man kann dort sehen, ob die Peene gerade in Richtung Kummerower See oder eben in Richtung Ostsee fließt", erklärt Lange, was mit einem Blick auf das "Stromschild" einigermaßen offensichtlich ist.

Einheimische wissen das natürlich eh alles längst. Aber bei Touristen, zuletzt am Fährhafen Aalbude denn doch des öfteren gesichtet, wirft der Zeiger schon die eine oder andere Frage auf. Die eine Frage: "Wie, fließt die Peene mal so und mal so?" Die andere: "Warum?"

"So, unsere Peene fließt mal wieder rückwärts"

Dann hat Rüdiger Lange den Aalbuder Gästen was zu erzählen, und weil er das als Fährmann sowieso ganz gern tut, stellt er die Strömung auch ganz gern öffentlichkeitswirksam um, von launigen Kommentar begleitet: "So, unsere Peene fließt mal wieder rückwärts. Alles was hier zuletzt einer reingekippt hat, haben wir nun bald wieder."

Des Rätsels Lösung für den mal bergab, mal bergauf strömenden Fluss ist so kompliziert eigentlich nicht. Die Peene hat ein so geringes Gefälle, dass von messbarem "fließen" oft kaum die Rede sein kann: 30 Zentimeter auf hundert Kilometer, Wildwasser geht anders. Da reichen schon ein, zwei Tage kräftiger Ost- oder Nordostwind, und das Peenewasser, abgebremst vom steigenden Haffpegel, staut sich zurück.

Paddler kommen voran wie auf einem Fjord

Was vor allem Kanuten freut. Paddler kommen auf dem Amazonas des Nordostens voran wie auf einem kleinen Fjord - Strömung können sie meist vernachlässigen.

Das alles kann Rüdiger Lange jetzt seinen Fährgästen in Aalbude erzählen - gerade genug Stoff für die Überfahrt zwischen dem vorpommerschen und dem mecklenburgischen Ufer. Wenn noch Zeit bleibt, erzählt er dann noch, wer auf die Idee mit dem Strömungsmesser kam: der Greifswalder Biologe Henry Witt, er hat seit vielen Jahren in Verchen einen Bungalow. Und weil es im Dorf eine spendable Physiotherapeutin namens Karola Vinzing gibt, fand sich auch ein Sponsor für das unterhaltsame Schild. Feine Sache!