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Grundstücksstreit

Wüstenfelder „Drohbriefe“ nur ein Halloween-Scherz?

Wüstenfelde / Lesedauer: 4 min

Ein Grundstücksstreit und „Drohbriefe“ in Wüstenfelde haben hohe Wellen geschlagen. Von Verleumdung ist die Rede. Die sonderbare Post wird mit Halloween in Zusammenhang gebracht.
Veröffentlicht:08.11.2022, 07:48

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Hängen die jüngst in Wüstenfelder Briefkästen gefundenen Din-A4-Blätter mit den Zeilen „WIR WISSEN, WAS IHR GETAN HABT! AUCH IHR WERDET FÜR DIESE TAT BÜßEN!“ mit Halloween zusammen? Und haben so gar nichts mit dem seit Jahren schwelenden Streit um den im Oktober 2021 beschlossenen Verkauf eines kommunales Grundstück nahe des Dorfteiches in dem Loitzer Ortsteil zu tun?

Diese Interpretation jedenfalls liefert der in Gründung befindliche Verein „Zum Storchennest Wüstenfelde e.V.“, der sich den Erhalt jener Parzelle für die Allgemeinheit und speziell als Bolzplatz auf die Fahnen geschrieben hat. Einhergehend mit einer Unterschriftensammlung für ein Bürgerbegehren zu diesem Thema, welches von der Stadtvertretung im Dezember allerdings mehrheitlich abgelehnt wurde.

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Die potenzielle Käuferin des umstrittenen Flurstücks, Monique Offermann, hatte vergangene Woche der Stadtvertretung von der Wurfsendung berichtet und sie angesichts der bisherigen Auseinandersetzung mit den Gegnern des Immobiliengeschäfts als Drohung empfunden. Was von Initiatoren des Bürgerbegehrens hingegen als Überreaktion und Missverständnis angesehen wird, in Wortmeldungen an die Redaktion ist die Rede von Staunen, Wut und Diffamierung. Schließlich seien solche Zettel auch bei Leuten gelandet, die sich gegen den Verkauf oder neutral positionierten.

Beschuldigung grenze an Verleumdung

„Ich selbst habe einen solchen sogenannten Drohbrief im Briefkasten meiner Eltern gefunden“, erklärte beispielsweise Vereinsmitglied Peggy Bluhm. „Es war Halloween und ich habe mir nichts dabei gedacht. Gewundert, ja, denn das war mal etwas anderes als Süßes, sonst gibt‘s Saures.“ Dies öffentlich als Bedrohung der Gegenseite zu deklarieren, grenze an Verleumdung.

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„Wir Initiatoren des Bürgerbegehrens distanzieren uns von den von Unbekannten in einigen Haushalten eingeworfenen Schreiben“, heißt es in einer Stellungnahme. Demnach sieht die Gruppe das Ganze als einen schlechten Scherz an, der ihrer Auffassung von einer Auseinandersetzung widerspricht. „Für uns zählt die Kraft der Argumente und, wo diese nicht gehört werden, rechtsstaatliche Verfahren.“

Peggy Bluhm verweist darauf, dass es die Stadt sei, die durch das Verwehren des von der Kommunalaufsicht als rechtmäßig deklarierten Bürgerbegehrens eine Entscheidung in dieser Sache unausweichlich in die Länge ziehe. Allerdings hatte die Klage gegen den Abgeordneten-Beschluss vorm Verwaltungsgericht erst einmal keinen Erfolg, das Verfahren hängt derzeit in zweiter Instanz.

Ortsbeiratsvorsitzender: Hat nichts mit Spaß zu tun

Längst nicht jeder indes will an einen unbedarften Grusel-Scherz glauben, schon gar nicht bei Betrachtung des bisherigen Konfliktes. Doch egal wie, in keinem Fall lasse sich diese Wurfsendung nur als „Dumme-Jungen-Streich“ abtun, wie Frank Baresel als Vorsitzender des Ortsbeirates klarmachte. „Das ist übelst, unterste Gürtellinie, so etwas hat mit Halloween-Spaß nichts zu tun“, urteilte der Mann, von Beruf Polizist. Etwas Ähnliches sei ihm aus der Region bisher nirgends bekannt.

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„Diese Unterstellung zeigt mal wieder deutlich, welche Anspannung und welcher Zwiespalt in unserem Wüstenfelde herrscht“, kommentierte Peggy Bluhm die Situation. Sie sieht den Ortsbeirat gefordert. „Denn einen Versuch der Vermittlung zwischen beiden ‚Parteien‘ gab es bisher nicht. Der Wunsch nach einer Einwohnerversammlung wurde nicht umgesetzt.“ Was wiederum Frank Baresel nicht auf sich sitzen lassen will. Schließlich habe es einige Gespräche mit Beteiligten zu dem Problem gegeben. Die angefeindete Familie sei wie die Kommune sogar zu Kompromissen bereit gewesen beim Zuschnitt des Grundstücks. Aber das habe die verhärteten Fronten nicht lösen können, stattdessen stehen nun Anzeigen und neue Beschuldigungen im Raum.

„Ich spreche mit allen Parteien. Aber dann muss man sachlich miteinander umgehen“, äußerte der Beiratschef. Schließlich wolle er endlich Frieden für das Dorf. „Wo soll das sonst enden?“ Vielleicht brauche es ja einen Mediator von außen. „Ich bin zu allem bereit, die Leute wissen, wie sie mich erreichen können.“