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Feierstunde

Zum Abschied viele Küsschen

Utzedel / Lesedauer: 3 min

Zeitenwende im Amt Demmin-Land: Die Verwaltungschefin der ersten Stunde, Christine Schubbe, hat sich offiziell in den Ruhestand verabschiedet.
Veröffentlicht:15.09.2018, 16:34

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Wenn die Zahl der Küsschen und Umarmungen etwas aussagt über das Ansehen eines Menschen, dann kann Christine Schubbe hoch erhobenen Hauptes durch Utzedel gehen. Immer wieder wurde sie am Donnerstagabend herzlich umfasst, drückten ihr Frauen und Männer Blumen und andere Geschenke in die Hand. Und das meist wohl zusätzlich zu den Spenden für die Kita der Gemeinde, um die sie in der Einladung anstelle von Blumen gebeten hatte. Doch mit leeren Händen mochte offensichtlich niemand kommen, als die langjährige Leitende Verwaltungsbeamtin des Amtes Demmin-Land sich im Gemeindehaus ihrer Heimatgemeinde Utzedel offiziell in den Ruhestand verabschiedete.

9346 Tage und viele lange Nächte

Es war ein langer Prozess bis dorthin, geschuldet der langwierigen Suche nach einem geeigneten Nachfolger. Und es ist zugleich eine Zeitenwende in der Verwaltungszentrale der derzeit 16 Landgemeinden rund um Demmin. 63 Jahre alt ist Christine Schubbe jetzt, mehr als ein Drittel ihres Lebens hat sie an der Spitze des Amtes verbracht und dort alle Wechsel miterlebt vom tiefen Einschnitt des neuen Rechtssystems nach der Wiedervereinigung bis zur zunehmenden Digitalisierung und Bürokratisierung. In zahllosen, oft bis in die Nacht dauernden Gemeindevertretersitzungen begleitete sie die Bürgermeister und das politische Leben der amtsangehörigen Kommunen – 9346 Tage oder 26,43 Jahre lang, wie Amtsvorsteherin Bärbel Westphal in ihrer Laudatio vorrechnete.

In die Wiege gelegt war das Christine Schubbe nicht. Wie viele andere DDR-Bürger erlebte die Diplom-Agrar-Ingenieurin mit de politischen Umsturz einen Bruch ihrer persönlichen und beruflichen Biographie. Nach der Wende wurde sie Bürgermeisterin in Utzedel und am 1. April 1992 Chefin im neuen Amt Demmin-Land. Das hatte seine Unterkunft damals noch in einer Baracke in Meyenkrebs, wenig bürgerfreundlich am Stadtrand gelegen, besaß zunächst weder Mobiliar noch einen Telefonanschluss, immerhin aber bei 17 Mitarbeitern ein tragbares Telefon. Nur wog das, heute kaum noch vorstellbar, mehrere Kilo.

Vom ersten Computer und anderen Reformen

Nebenher besuchte Christine Schubbe Verwaltungskurse in Greifswald, doch das Hauptaugenmerk lag auf dem Aufbau und der späteren Entwicklung des Amtes. Die habe Christine Schubbe ganz maßgeblich bestimmt, sagte Bärbel Westphal und nannte Beispiele: der erste Computer 1994, Flurneuordnung, Straßensanierungen, Bau der Kulturhäuser, Kita-Ausstattung, der Umzug in die alte Molkerei 1998, Gemeindefusionen, die Fusion mit dem Amt Borrentin, schließlich die Einführung der komplizierten doppelten Buchführung Doppik – und immer wieder neue Gesetze. „Das ist bis heute so geblieben.“

Die Liste ließe sich um einiges verlängern. Immer wieder war bei der Rede ein Nicken in den Reihen der Zuhörer zu beobachten, wo Familie, Freunde und Weggefährten Christine Schubbes Abschied aus dem Berufsleben begleiteten. Vor allem ihren Mitarbeitern dankte Christine Schubbe für Vertrauen, Loyalität und Unterstützung. Sie selbst wird sich wohl auch im Ruhestand nicht langweilen. Das bewiesen schon allein die kleinen Enkelkinder im Saal, auf die sie immer wieder sichtlich freudige Blicke warf.