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Rechtsberatung

Wann Internet-Anwälte wirklich helfen

Hannover / Lesedauer: 2 min

Rund um die Uhr können sich Verbraucher über Anwaltsportale juristisch beraten lassen. Nicht immer ist das eine gute Sache.
Veröffentlicht:23.03.2018, 10:36
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Manchmal soll es schnell gehen. Um ein juristisches Problem zu klären, wollen viele mitunter nicht erst einen Termin in einer Anwaltskanzlei vereinbaren – sondern lieber gleich vom Sofa aus Informationen einholen. Wer im Internet die Suchbegriffe „Rechtsberatung online“ oder „telefonische Rechtsberatung“ eingibt, erzielt viele Treffer.

Ob über ein Internetportal oder am Telefon: Rechtsberatung ist so oft rund um die Uhr an sieben Tagen in der Woche möglich. „Bei einfach gelagerten Fällen kann eine solche Vorgehensweise empfehlenswert sein“, sagt Anke Kirchner, Justiziarin bei der Verbraucherzentrale Niedersachsen in Hannover.

Das gilt für Fragen wie: Darf der Vermieter einem innerhalb von zwei Jahren die Miete erhöhen? Oder: Kann die Chefin ihrem Mitarbeiter den bereits bewilligten Urlaub wegen einer unerwarteten Auftragswelle streichen? Hier gibt es in der Regel schnell einen Ratschlag über ein Portal oder am Telefon. Auch kann ein Anwalt online oder telefonisch eine erste Einschätzung geben, ob es sinnvoll ist, sich etwa gegen den Bußgeldbescheid aus dem Ausland wegen zu schnellen Fahrens schriftlich zur Wehr zu setzen oder besser gleich zu zahlen.

Anwälte aus dem Internet können nicht immer helfen

„Sobald der Sachverhalt aber etwas komplizierter ist, sollte ein Anwalt vor Ort aufgesucht werden“, erklärt Kirchner. Das ist etwa der Fall, wenn aufseiten des Anwalts erst viel Schriftverkehr gesichtet werden muss, um sich ein Bild von einem bestimmten Problem zu machen. Zu den komplizierteren Sachverhalten zählen der Streit um das Sorgerecht für die Kinder bei einer Scheidung. Oder die Frage, inwiefern es unter Umständen Sinn macht, ein Testament anzufechten.

Grundsätzlich gilt für alle Beratungen: „Die Antwort kann aber immer nur so gut sein, wie die Frage formuliert ist“, stellt Eugenie Zobel-Kowalski von der Stiftung Warentest klar. Wichtig ist es daher, dass der Ratsuchende sich präzise ausdrückt und wichtige Informationen nicht weglässt.

In einigen Portalen können Nutzer Dateien hochladen und sie dem Anwalt schicken. Um sich zu vergewissern, ob sie in einem seriösen Portal unterwegs sind, sollten Nutzer aber vorher einen Blick ins Impressum werfen, um zu sehen, wer der Anbieter ist, rät die Berliner Rechtsanwältin Nathalie Grudzinski. Sie ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft IT-Recht im Deutschen Anwaltverein (DAV).

Zudem sollten Verbraucher in den Geschäftsbedingungen nachsehen, mit wem sie einen Beratungsvertrag eingehen. Bevor es mit dem Fragen losgeht, sollte auf alle Fälle erst einmal die Gebührenfrage erörtert werden, um keine Überraschungen zu erleben.