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Arbeit als Auslöser

Burn-out immer auch ein Problem des Betriebes

Hemer / Lesedauer: 2 min

„Ausgebrannt“ muss nicht immer die richtige Diagnose sein. Auch Stress und Depressionen spielen eine große Rolle.
Veröffentlicht:08.07.2013, 08:32
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Die Zahl psychischer Erkrankungen steigt und häufig gilt Burn-out als Ursache. Aber ob „ausgebrannt“ immer die richtige Diagnose ist, bezweifeln Experten. Der Psychiater und Psychotherapeut Hans Joachim Thimm warnt vor einer Vermischung der Erscheinungsformen Stress, Depressionen und Burn-out. Patienten sagen beim Therapeuten eher, sie hätten Burn-out als eine Depression. „Das hört sich besser an, führt aber dazu, dass Patienten nicht immer richtig behandelt werden“, sagte Thimm am Rande der Tagung „Modediagnosen in der Psychiatrie“ am Freitag in Hemer. Er ist Leitender Oberarzt der Allgemeinen Psychiatrie der Dortmunder Klinik des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe.

Burn-out, Stress und Depression seien unterschiedliche Erscheinungsformen. Burn-out könne sich aber zu einer Depression weiterentwickeln, sagt Thimm. Depression ist die Aufgabe oder die absolute Hoffnungslosigkeit, Erschöpfung, Anteilnahmslosigkeit, verzweifelter Affekt. „Da können Sie nicht einmal einen Scherz in der Gegenwart der Betroffenen wagen“, sagte Thimm.

Oft fehlt Anerkennung

„Burn-out ist häufig eine Folge einer Gratifikationskrise im Job. Es geht nicht allein um Geld. Es geht um Anerkennung und um einen sicheren Arbeitsplatz. Verausgabung und Belohnung müssen sich die Waage halten“, sagt Thimm. Die Betroffenen seien müde, matt, abgeschlagen, werden von innerer Unruhe, Reizbarkeit, Nervosität, Aggressivität und innerer Gespanntheit geplagt. „Burn-out ist nicht nur ein individuelles Problem, sondern immer auch ein Problem des Betriebs.“

Wer dagegen Stresssymptome zeige, unterliege zu hohen Reizen. Der Mensch wird von innerer Unruhe geplagt, von Leere und Versagensangst. „Die Patienten sagen auch: „Ich bin leer““, beschriebt Hemer die Symptome. Stresserzeuger können sehr unterschiedlich sein: Hitze, Lärm, Konflikte oder Isolation. Als Folgen können sich Herz-Kreislauf-Probleme, Stoffwechselkrankheiten, Sexualstörungen oder Magengeschwüre entwickeln.