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Steigende Fallzahlen

Wäre die Grippewelle vermeidbar gewesen?

Neubrandenburg / Lesedauer: 2 min

Dass die Grippe-Infektionen im Winter ansteigen, ist nichts Ungewöhnliches – und doch hat der Ausbruch in diesem Jahr einen Beigeschmack.
Veröffentlicht:01.03.2018, 06:00

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Zum Höhepunkt der Grippewelle in Deutschland fordert die Deutsche Stiftung Patientenschutz einen besseren Impfschutz der Bevölkerung. „Bis heute übernehmen nicht alle Krankenkassen die wichtige Vierfach-Impfung“, sagte Vorstand Eugen Brysch den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland am Mittwoch.

Gezahlt werde häufig nur der halb so teure Dreifach-Wirkstoff. „Dabei fehlt der Dreifachimpfung ein entscheidender Influenzastamm, der für zahlreiche, teils schwerwiegende Erkrankungen verantwortlich ist.“ Für diese Saison ist es definitiv zu spät, um noch umzusteuern: Der Vierfach-Impfstoff ist inzwischen nicht mehr in ausreichender Menge vorhanden und lässt sich auch nicht mehr kurzfristig nachimpfen.

Die Ständige Impfkommission (Stiko) am Robert Koch-Institut hatte die Vierfach-Impfung gegen Grippe kürzlich empfohlen.Im Unterschied zur Dreifach- richtet sich die Vierfach-Impfung auch gegen die sogenannte Yamagata-Linie der Influenza-B-Erreger. Sie macht laut RKI etwa 75 Prozent aller aktuellen Grippefälle aus.

Zehn Prozent der Grippe-Infizierten in MV sind geimpft

Diese Einschätzung bestätigte auch das Landesamt für Gesundheit und Soziales (LAGuS) in Güstrow: Die Wirksamkeit der Influenza-Impfung sei dieses Jahr nicht optimal, sagte Abteilungsleiterin Martina Littmann: „Trotzdem können viele Erkrankungsfälle verhindert werden. Zudem zeigen verschiedene Studien, dass eine Influenzaerkrankung bei geimpften Personen zumindest milder, also mit weniger Komplikationen verläuft als bei Ungeimpften.“

Lediglich zehn Prozent der Infizierten in MV seien geimpft, achtzig Prozent seien nicht geimpft, bei den restlichen sei der Impfstatus unklar. Die Schutzimpfungen sind seit 2007 Pflichtleistungen der gesetzlichen Krankenkassen. Bereits im Januar hatten die zuständigen Gremien entschieden, prüfen zu wollen, ob künftig auch die Kosten für den Vierfach-Impfstoff übernommen werden. Nur wenige gesetzliche Kassen übernehmen die höheren Kosten schon jetzt freiwillig.

Brysch kritisierte, ausgerechnet chronisch und schwerstkranke Menschen seien beim Grippeschutz auf das Wohlwollen ihrer Kasse angewiesen. Dass der Bundesausschuss die Entscheidung über die Vierfach-Impfung erst im April treffen wolle, sei viel zu spät: „Deshalb muss der Gesetzgeber für solche Gefährdungssituationen ein Eilverfahren einführen.“