Egbert Liskow (CDU) muss nach zehn Jahren den Stuhl des Greifswalder Bürgerschaftspräsidenten räumen. Seine bisherige Stellvertreterin Birgit Socher (Die Linke) konnte sich in einer Kampfkandidatur um den Präsidenten-Posten in der Greifswalder Bürgerschaft am Montagabend klar mit 24 gegen 19 Stimmen durchsetzen. Die Enttäuschung stand Liskow, die der Landtagsabgeordneter und CDU-Kreisvorsitzende ist, nach der Wahl deutlich ins Gesicht geschrieben.
Die Greifswalder CDU war in der Vergangenheit zwar stets stärkste Fraktion im Greifswalder Stadtparlament gewesen, hatte bei den zurückliegenden Wahlen aber stets Stimmanteile eingebüßt. Parallel dazu hatten sich in der Stadt Stimmen gemerht, die den Christdemokraten einen "Gutsherrenstil" und mangelnde Rücksichtnahme auf die übrigen Parteien in der Bürgerschaft vorgeworfen hatten.
Wie tief der Frust über die CDU sein muss, zeigte die Wahl von Liskows Stellvertretern. Obwohl die CDU dabei Rainer Steffens ins Rennen schickte, errangen die beiden Stellvertreter-Posten schließlich Wolfgang Joecks (SPD) und Antje Steveling (Kompetenz für Vorpommern). CDU-Fraktionsvorsitzender Axel Hochschild trat im Anschluss unübersehbar sauer ans Rednerpult und gab zu: "So etwas habe ich noch nicht erlebt. Ein konstruktives Miteinander sieht anders aus. Ich erwarte von denjenigen, die sich heute als Sieger fühlen, dass sie nun auch Verantwortung für die Stadt übernehmen."
Beifall erhielt Hochschild für diese Äußerung nicht. Dafür ging ein eher Unmut ausdrückendes Raunen durch die Menge. Nachdem die Neuen, also Socher, Joecks und Steveling, im Präsidium Platz genommen hatten, ging die Bürgerschaft zur Tagesordnung und damit zur Fleißarbeit über. Neben der Änderung der Hauptsatzung ging es unter anderem um die Wahl der Mitglieder für sämtliche Ausschüsse, die nach der Kommunalwahl neu zu besetzen sind. Im Rathaussaal bestimmte nicht allein schlechte Luft sondern auch reichlich schlechte Stimmung das Klima des Abends.