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Was hilft dagegen?

Gespinstmotte spinnt ganz Deutschland ein

Neubrandenburg / Lesedauer: 3 min

In der gesamten Bundesrepublik sorgt die Gespinstmotte aktuell für ein schaurig schönes Naturschauspiel. Wie sich Gärtner gegen den Vielfraß wehren können, lesen Sie hier.
Veröffentlicht:16.05.2018, 14:20

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Gespenstische Gespinste wohin man schaut: Derzeit wabern durch die lokalen Medien aus so gut wie allen Teilen Deutschland schaurige Nachrichten von unheimlich eingehüllten Bäumen und Sträuchern. Landauf, landab weben die Raupen der Gespinstmotte ihre Netze durch die Berichterstattung.

Egal ob Stuttgart, Nürnberg, Ruhrgebiet, Dresden, Halle, Hannover, Köln oder Hamburg, die Motte ist praktisch überall ein gefundenes Fressen für die Lokalredaktionen. Dabei ist erfreulich wenig Panikmache dabei. Ein wenig Grusel, ein wenig Ekel, ein wenig Unbehagen, das war's aber auch schon.

Dass ganze Städte in gespenstischen Schleiernetzen „versinken”, ist da eher eine Ausnahme. Warum die Bild zwei junge hübsche Frauen, schulterfrei und in HotPants, auf die Netze zeigen lässt, weiß wahrscheinlich auch nur sie (dazu der Pressespiegel ganz unten).

Die ersten Sichtungen wurden bereits vor gut einer Woche im Süden Deutschlands gemeldet. Dann folgten die gefräßigen Gesellen offenbar dem guten Wetter in Richtung Norden, wie die Berichte in den Lokalzeitungen zeigen.

Gespinste im Nordosten

Fachleute bestätigen diesen Eindruck: Die Falter bevorzugen trockenes und warmes Wetter. Bedingt durch den Klimawandel treten sie daher immer häufiger und in Massen auf. So ist es nicht verwunderlich, dass die Gespinstmotte nun auch bei uns gesichtet worden ist – etwa in Neubrandenburg, Burg Stargard, Penzlin oder der Nordwestuckermark. Einzig Demmin, Pasewalk und das Haff scheinen noch verschont.

(Foto: WARNING)

Das Thema bewegt. Die Gebilde sehen ja auch nicht ganz so angenehm aus und erinnern an die Netze des gefürchteten Eichen-Prozessionsspinners, der mit seinen Brennhaaren Allergien auslösen kann. Dagegen ist die Gespinstmotte (Yponomeutidae) jedoch ein harmloser Geselle und für Menschen sowie Tiere absolut ungefährlich.

Die Lieblingsspeisen der Raupen

Die Motte lässt sich vor allem auf Traubenkirschen, Weißdorn, Pfaffenhütchen, Pappeln oder Weiden nieder. Gelegentlich werden auch Obstbäume befallen, schreibt der Naturschutzbund Deutschland (NABU) auf seiner Internetseite.

In dem Gespinst machen es sich die Raupen dann so richtig gemütlich. Geschützt vor Fressfeinden und Regen lassen sie sich die gesamten Blätter der Bäume schmecken. Die Bäume stecken die Belagerung normalerweise gut weg, ohne dabei bleibende Schäden zu erleiden. Denn nachdem sich die Raupen Mitte Juni verpuppt haben, ist der ganze Spuk auch schon wieder vorbei und die Blätter können mit dem sogenannten Johannistrieb um den 26. Juni herum wieder neu austreiben.

So bekämpfen Sie die Gespinstmotten

Für Kleingärtner, deren Bäume betroffen sind, ist das natürlich nur ein kleiner Trost. Wer aber auf Gift setzt, dezimiert gleichzeitig die natürlichen Feinde der Motte. Außerdem sorgt die feine Netzstruktur der Gespinste dafür, dass Pflanzenschutzmittel abperlen und die Raupe fröhlich weiter frisst. Ein Insektenhotel und ein naturnaher Garten locken hingegen die Fressfeinde an.

Echte Gartenfüchse machen sich bereits im Winter auf die Suche und kratzen die Eigelege ab. Krabbeln im Frühjahr schon die Raupen an den Ästen entlang, können sie noch abgesammelt werden. Erste Befallsherde sollten jedoch möglichst schnell und großzügig herausgeschnitten werden. Den Grünschnitt dann auf keinen Fall auf den Kompost werfen, sondern im Restmüll entsorgen oder zum Abfallhof bringen. Man kann auch noch versuchen, die Gespinste mit einem kräftigen Wasserstrahl wegzuspritzen.

Wenn das Gespinst erst einmal vollständig ausgebildet ist, sind die Raupen kaum noch zu bekämpfen. Leimringe helfen jedoch, als mechanische Barriere an den Obstbäumen eine erneute Raupenwanderung zu unterbinden. Gärtner sollten die befallenen Bäume vor der Winterruhe zurückschneiden.

Laut NABU wird sich die Natur übrigens selbst der Sache annehmen und Gegenspieler aufs Feld schicken. Bis zu 80 verschiedene Insekten, darunter Schlupfwespen, Raubwanzen sowie einige Parasiten verhindern dauerhaft eine ungehemmte Ausbreitung der Gespinstmotten.