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Heißes für die kalte Jahreszeit

Milch mal orientalisch angehaucht

München / Lesedauer: 4 min

Schon vor Jahrzehnten wurde zu heißer Milch mit Honig als Einschlafhilfe geraten. Doch es lässt sich noch mehr experimentieren.
Veröffentlicht:13.02.2015, 11:46
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Bei manchen ist es ein lieb gewonnenes Ritual: Am Abend stellen sie den Topf auf den Herd, füllen etwas Milch ein und erhitzen sie. Dann kommt ein Teelöffel Honig in einen Becher und die warme Milch darüber. Süß, aromatisch, weich, wohlig – warme Milch mit Honig gilt als der Schlummertrunk schlechthin.

Die beruhigende Wirkung des Getränks erklärt Josef Stemmer von der Landesvereinigung der Bayerischen Milchwirtschaft mit dem Glückshormon Serotonin. „Je höher der Serotoninspiegel, desto beruhigter und entspannter fühlt man sich und schläft leichter ein.“ Milch enthält den Grundstoff für die Herstellung des Serotonins, den Eiweißbaustoff Tryptophan, den der Körper nicht selber herstellen kann. Hat man eiweißreiche Mahlzeiten verzehrt, strömt das Tryptophan ins Blut und gelangt so ins Gehirn, wo es in Serotonin umgewandelt wird, erklärt Stemmer.

So weit, so beruhigend. Allerdings enthält die Milch laut Stemmer ebenso Eiweißbausteine, die anregend wirken. Genau deshalb kommt auch der Honig in die Milch: „Sein Zucker sorgt dafür, dass die meisten Eiweißbausteine, mit Ausnahme des Tryptophans, in den Muskeln eingelagert werden“, erläutert Stemmer. Nun muss es für die Schlaf fördernde Wirkung nicht zwangsweise Milch mit Honig sein, den gleichen Effekt hätten auch ein Becher Magerjoghurt und ein Stückchen Schokolade danach.

Entspannung mit dem Schlummertrunk

Wissenschaftlich bewiesen ist die Wirkung von warmer Milch mit Honig aber nicht. „Es ist eher ein Tipp für besseren Schlaf, der von Generation zu Generation weitergegeben wird“, sagt Isabelle Keller von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) in Bonn. Guter Schlaf habe vor allem mit ganz anderen Faktoren zu tun, etwa dem Stresslevel eines Menschen und seinem Lebensstil. Fettiges oder reichhaltiges Essen kurz vor dem Zubettgehen, Sorgen und Stress – da hilft auch Milch mit Honig nicht viel.

Milch-Honig-Fans jedoch schwören auf die Entspannung bei ihrem Schlummertrunk – sie verbinden damit das Gefühl, zur Ruhe zu kommen, sich wohlzufühlen. Das allein kann die geruhsame Nacht schon begünstigen. Und damit es den Anhängern nicht langweilig wird, variieren sie ihren Schlummertrank einfach: Möglichkeiten gibt es genug.

Eine orientalische Note bekommt der Gute-Nacht-Trunk, wenn Kuhmilch mit Kokosmilch erwärmt, getrocknete Feigen, etwas Honig und Kardamom eingerührt und das Ganze aufgekocht wird. Anschließend den Drink pürieren, in Becher füllen und mit etwas Zimtpulver bestäuben. Oder man kocht Milch auf, rührt einen Klacks Erdnussbutter unter, bis sie geschmolzen ist, und gibt dann etwas Kakaopulver dazu. Diese Variante der warmen Milch wird noch mit Zucker abgeschmeckt.

Vanille oder Kokos passen gut zum weißen Drink

Auch ein Tee bekommt mit heißer Milch einen besonderen Dreh. So schmeckt eine winterliche Früchtetee- oder Gewürzteemischung, die wie üblich mit Wasser übergossen wird und ausreichend gezogen hat, mit einem ordentlichen Schuss heißer Milch und etwas Honig oder Holunderblütensirup.

Und wenn man schon dabei ist zu experimentieren, kann aus einer schnöden heißen Milch auch gleich ein Cocktail werden. „Ideale Begleiter sind Rum und Bourbon, also Whisky“, empfiehlt Roy Könnecke, Barchef der Vesper Bar in Berlin. Für den Hot Milk Punch erwärmt er Milch mit dem Mark einer Vanilleschote nebst der ausgekratzten Schote, schäumt den Milch-Vanillemix danach auf und gibt etwas dunklen Rum und Brandy dazu. „Obendrauf reibe ich etwas frische Muskatnuss.“

Für einen anderen Milch-Mix werden Kuh- und Kokosmilch mit Vanille und Zimtpulver erwärmt, anschließend kommt etwas brauner Zucker hinein. Verfeinert wird das Ganze mit Bourbon. Ein weiteres Mitglied des Spirituosenregals ergänzt eine andere Variante: ein Schokoladenlikör, den es meist in Weiß und Braun gibt. Roy Könnecke erwärmt Milch mit einer Mischung aus Zucker und Zimtpulver sowie einem Schuss des hellen Schokolikörs.

Honigsorte beeinflusst den Geschmack

Wer unter Laktoseunverträglichkeit leidet, wählt natürlich am besten laktosefreie Milch. Wer will, kann auch Calpis probieren, einen japanischen Softdrink. Er wird auf Milchbasis hergestellt. „Das kann man sich vorstellen wie in Wasser aufgelöster Joghurt“, erklärt Könnecke. Der Bartender mixt ihn mit warmem Matcha-Tee und gibt etwas Milch und Honig dazu. Für die Süße sollte für solche Milch-Cocktails ein möglichst neutral schmeckender Honig gewählt werden. „Sommerblüten- oder Akazienhonig finde ich am besten“, rät Könnecke. Wald- oder Tannenhonig hingegen haben eine recht dominante, würzige Note. Entscheidend ist nur eins: dass der Schlummertrunk für ein warmes, wohliges Gefühl sorgt. Na, dann gute Nacht!