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Wo es am besten schmeckt

Neubrandenburg / Lesedauer: 3 min

Wer sich nicht mehr erinnern kann, wie Mama oder Oma früher gekocht haben, bekommt von Doris und Toni Schwabe Anregungen. Das Mutter-Sohn-Gespann kocht Rezepte „von früher“. Sie auch? Dann bewerben Sie sich bei unserer Koch-Tour!
Veröffentlicht:11.04.2017, 09:17

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Fragt man Doris Schwabe, was ihre Kinder früher am liebsten gegessen haben, muss sie nicht lange überlegen: „Süß-saure Eier haben sie sich immer gewünscht.“ Ein ganz simples Gericht, sagt die gelernte Köchin aus Neubrandenburg, aber ihre Kinder haben es geliebt. „Und Soljanka“, ergänzt ihr Sohn Toni Schwabe.

Gemeinsam stellen Mutter und Sohn, Lieblingsgerichte aus vergangenen Tagen samt Rezepten in einem Video-Kochbuch zusammen. „Erichs Erbe“ nennt sich ihr Portal, in Anlehnung an den DDR-Politiker Erich Honecker. In kurzen Videos zeigen sie, wie Suppen, Kuchen, Fleisch, Gemüse und auch Getränke zubereitet werden.

Jede Familie hat ihre eigenen Zutaten

„Meine Generation kennt diese typischen DDR-Gerichte von Mutti oder Oma. Viele wissen aber gar nicht, wie sie gekocht werden“, erklärt Toni Schwabe den Gedanken hinter dem virtuellen Kochbuch. Der 29-jährige Mediengestalter dreht, schneidet und stellt die Videos online. Mutter Doris Schwabe kocht. In den mittlerweile fünf Jahren, die „Erichs Erbe“ online ist, haben die Beiden fast 200 Rezepte veröffentlicht, darunter Jägerschnitzel, Königsberger Klopse, Kalter Hund oder Spiegelei-Kuchen.

Im Forum der Internetseite sind nicht selten Diskussionen entstanden: „Wir haben das früher anders gemacht“ oder „Bei uns hieß das aber soundso“. Für Toni Schwabe eine spannende Erkenntnis: „Es gibt meist nicht das Rezept.“ Jede Familie habe ihre eigenen Zutaten, um die Gerichte zu verfeinern, sagt Doris Schwabe und nennt ein Beispiel: „Die einen machen Möhren ans Hühnerfrikassee, die anderen machen Spargel mit ran oder Pilze.“ Aus diesem Grund schmeckt es Zuhause wohl auch am besten.

Manchmal konnten Mutter und Sohn anderen aber auch auf die Sprünge helfen, beispielsweise wenn sich jemand an das Gericht erinnern konnte, aber partout nicht wusste, wie es gemacht wird. Doris Schwabe hat einen großen Fundus an alten Kochbüchern, in denen sie dann nachschaut oder sie hat die Zutaten selbst im Kopf. „Manchmal haben aber auch andere Leute im Forum das Rezept parat gehabt“, berichtet die 57-Jährige.

Rote Bete-Soße mit Pellkartoffeln und Hering

Doris Schwabe hat Ende der 70er im ehemaligen Hotel „Vier Tore“ in Neubrandenburg den Beruf der Köchin erlernt und danach lange in Kindergarten und Hort gekocht. „Milchreis, Fischstäbchen mit süß-saurer Soße, Quarkspeise – so was haben die Kinder immer gerne gegessen.“

Ihr Lieblingsgericht aus der Kindheit kennt heute kaum noch jemand, sagt Doris Schwabe. „Meine Eltern haben Rote Beete gekocht und aus dem Sud eine süß-sauer abgeschmeckte Soße gemacht. Die gab es dann zu Pellkartoffeln und Hering“, erinnert sie sich. Sie fand die Soße so lecker, dass sie oft noch abends von den Resten genascht hat. „Dann bin ich noch mal an den Herd gegangen und habe mein Brot
eingetaucht.“