„Man müsste Klavier spielen können, wer Klavier spielt, hat Glück bei den Frauen“, trällerte einst Johannes Heesters. Natürlich kennt Andreas Schulz, der Dirigent der Neuen Philharmonie MV, dieses Klischee, an dem aber tatsächlich auch ein bisschen was dran sei, so seine Erfahrungen. „Mann kann mit dem Klavier wirklich ein wenig Eindruck machen.” Ziemlich großen Eindruck will Schulz bei der anstehenden Oktober-Tour der Neuen Philharmonie MV durch den Nordosten erzeugen, sowohl am Pult als auch an den Tasten. Denn dieses Mal wird nicht nur der Dirigent, sondern auch der Pianist Andreas Schulz zu erleben sein, mit dem 2. Klavierkonzert von Ludwig van Beethoven.
Andreas Schulz fing erst mit zehn Jahren mit dem Klavierspiel an
Er habe vergleichsweise spät mit dem Klavierunterricht gestartet, sagt der 1982 in Alma-Ata (Kasachstan) geborene Schulz. „Ich war wirklich kein Wunderkind. Ich hab erst mit zehn Jahren mit dem Klavierspiel angefangen”, sagt er. Mit viel Fleiß habe er als Kind und Jugendlicher Fertigkeiten nachholen müssen, die Gleichaltrige zuvor längst erlernt hatten.
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Musikalisch unterstützt wurde Andreas Schulz von seinem Vater, der in einem Militärorchester Klarinette spielte, unter anderem im Hauptquartier der sowjetischen Truppen in der DDR, in Wünsdorf bei Berlin. Schulz kämpfte und spielte und schaffte die Aufnahmeprüfung an der begehrten Berliner Musikschochschule „Hanns Eisler”, wo er 2009 sein Diplom ablegte. Er erfüllte zwei Lehraufträge an den Musikhochschulen in Weimar und Rostock. Dass er auch an den Tasten ein Künstler ist, bewies er mit Preisen beim „Internationalen Schostakowitsch Wettbewerb” und dem „Internationalen Louise Henriette Wettbewerb”.
In ihm schlägt weiter ein Pianistenherz
Erst nach dem Klavierstudium widmete sich Schulz dem Dirigieren und gründete 2010 sein erstes eigenes Orchester – das Junge Sinfonieorchester Berlin, quasi der Vorläufer der Neuen Philharmonie. „Aber das Pianistenherz schlägt weiter stark in mir”, sagt Schulz. Das wird er bei der Oktober-Tour mit Beethoven beweisen. Das Besondere: Schulz spielt nicht nur den Part am Piano, er führt zugleich das Orchester. Da das 2. Klavierkonzert noch nicht so komplex orchestriert und komponiert sei wie spätere Beethoven-Werke, sei das machbar und bereits bei früheren Konzerten erprobt. Kann man ihn nachts wecken, ans Piano setzen und den Beethoven hören? „Nein, aber nachts wecken und dirigieren, das würde immer gehen”, sagt Andreas Schulz.
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Nachdem er zur Tour im September mit einem vergleichsweise kleinen Streicherensemble von 15 Musikern min Malchow, Teterow, Pasewalk und Anklam gastiert hatte, wird dieses Mal neben Geigern und Cellisten auch Bläser mit an Bord sein. Es sei wichtig, nun, wo endlich wieder Auftritte möglich sind, den unterschiedlichen Musikgruppen eine Chance zu geben. Bei allen Problemen würden die kleineren Besetzungen die Möglichkeit eröffnen, dem Publikum auch mal ein anderes Repertoire anzubieten.