Sommerspektakel
Applaus für neues Traumpaar des Neubrandenburger Theaters
Neubrandenburg / Lesedauer: 3 min

Allein dieser Auftritt war das Kommen wert: Momo Böhnke in der Rolle des Albin, des Stars der Travestie–Show in dem Club seines Freundes Georges (Thomas Pötzsch), interpretierte kurz vor der Pause das berühmte Lied „Ich bin, was ich bin“: Gerade erst hatte ihm Georges eröffnet, dass er zur Verlobungsfeier des gemeinsam aufgezogenen Sohnes Jean–Michel (Johann–Christof Laubisch) ausgeladen wird. Edouard Dindon (Dirk Schmidt), der Vater seiner Zukünftigen Anne (Josefin Ristau), sei ein streng konservativer Politiker, der jedwedes Anderssein und natürlich erst recht ein schwules Pärchen verurteilen würde.
Das Lied wurde zum Hit der Schwulenbewegung
Albin ist tief enttäuscht ob der Abfuhr durch seinen Geliebten. Und alles diese Traurigkeit, diese Verletztheit legte Böhnke in das Lied. Er sprach zum Anfang sehr langsam, Wort für Wort, um in einen A–Capella–Gesang überzugehen: „Ich bin, was ich bin, und was ich bin, ist ungewöhnlich. Komm, schau mich nur an. Akzeptier' dann mich ganz persönlich.“ Die englische Originalfassung „I am what i am“ wurde nach der Uraufführung des Musicals „La Cage aux Folles“ 1983 am Broadway zum Hit der Schwulenbewegung. Das Lied kann aber auch als genereller Toleranz–Appell interpretiert werden.

Verdientermaßen bekamen die grandiosen Hauptdarsteller Momo Böhnke und Thomas Pötzsch vom begeisterten Publikum bei der Premiere des Muscial „Ein Käfig voller Narren“ am Freitagabend im Schauspielhaus den meisten Applaus. Beide spielten das homosexuelle Pärchen sehr überzeugend: Witzig, tiefsinnig, berührend. Böhnke könnte locker sein Geld auch als Travestie–Künstler verdienen. Pötschke beeindruckte wieder mal mit gekonntem Wortwitz, Geschmeidigkeit und Gesang. Applaus für das neue Traumpaar des Neubrandenburger Theaters!
Darstellerin fällt wegen Krankheit aus
Ehe die Show starten konnte, musste das Ensemble eine schlechte Nachricht verkraften. Lisa Scheibner, die mit der Claudine eine tragende Rolle spielen sollte, war erkrankt. Regisseur Stephan Bruckmeier schlüpfte als Ersatz in ein rosa Tutu–Kleidchen und die Rolle des Butlers von Georges und Albin. Mit österreichischem Dialekt und spontaner Spiellust konnte er etliche Lacher für sich verbuchen. Überhaupt zeigte sich das Publikum im ausverkauften Saal sommerspektakel–launig und verzieh den einen oder anderen Holperer im Ablauf.
Für die Showatmosphäre sorgten die Live–Band sowie das Travestie–Ensemble, besetzt mit Christoph Deuter, Felix Erdmann, Karen Kanke, Lothar Missuweit, Florian Rast, Hendrike Stock und Robert Will, die viel Spaß an ihren Nummern hatten. Ausstatter Alexander Martynow verwandelte den Saal des Schauspielhauses auf der einen Seite als Club mit Showtreppe, auf der anderen war die Wohnung des schwulen Pärchens angedeutet. Gespielt wurde, wie beim Sommerspektakel üblich, im ganzen Saal. Neben Böhnke und Pötzschke hatten es die anderen Darsteller schwer, sich zu entfalten. Glänzen konnten Anika Kleinke, als Jaqueline, die gute Freundin von Georges und Albin, mit erneut starkem Gesang, sowie Angelika Hofstetter als Marie Dindon. Herrlich, wie sie sich von der stocksteifen Ehefrau im grauen Kostüm in eine Frau verwandelte, die alle Konventionen über den Haufen wirft.
Wer das Sommerspektakelmit viel Tiefsinn erleben will, muss sich sputen. Der Vorverkauf läuft sehr gut. Weitere Vorstellungen gibt es am 3./4., 8. bis 11., 15. bis 18. und 22. bis 25. Juni sowie 30. Juni bis 2. Juli; Kartentelefon 0395 5699832.