Fotoausstellung

Das gab es noch nie: Aktbilder in der Kirche

Klockenhagen / Lesedauer: 2 min

Klaus Ender von der Insel Rügen hat die Aktfotografie in der DDR geprägt. Zurzeit präsentiert das Freilichtmuseum Klockenhagen viele seiner Kunstwerke.
Veröffentlicht:23.05.2023, 17:15

Von:
  • Author ImageFrank Wilhelm
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Der Titel wird für immer mit dem Namen von Klaus Ender (1939—2021) in Verbindung stehen: „Akt & Landschaft“, so hieß die Ausstellung, die er 1975 mit dem Fotografen Gerd Rattai aus der Taufe hob und die ein Riesenerfolg in der DDR wurde. Auch die aktuelle Ender-Exposition im Freilichtmuseum Klockenhagen bei Ribnitz-Damgarten trägt diesen Titel.

Der Start der Ausstellung hatte sich aufgrund von Dachdeckerarbeiten im Katen Völks­hagen etwas verzögert, berichtet Witwe Gabriela Ender, die sich um die Verbreitung des künstlerischen Nachlasses ihres Mannes kümmert.

Fotograf hat 200.000 Bilder hinterlassen

Ein Novum seien die Akte in der Kirche. Zum Areal des Museums gehöre die kleine Dorfkirche Dargelütz, die einbezogen wurde. „Wir haben in der Kirche vorwiegend Landschaftsbilder platziert, aber ein paar Akte sind auch dabei. Sie sind von hohem künstlerischem Anspruch, zum Teil als Sondertechniken, in jedem Fall jedoch ästhetisch und poetisch“, sagt Gabriele Ender und erinnert an einen Aphorismus ihres Mannes: „Die Faszination Körper beginnt jenseits der Begierde.“

Der mehrfache Besuch in Klockenhagen könnte sich lohnen, denn Gabriela Ender wird bis zum 31. Oktober, dem Ende der Ausstellung, dreimal die Bilder auswechseln, was ihr angesichts des künstlerischen Erbes ihres Mannes nicht schwerfallen dürfte. Er hat etwa 200.000 Fotos hinterlassen.

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Immer im vollen Einsatz: Klaus Ender beim Fotografieren. (Foto: Gabriela Ender)

Am Pfingstmontag ist Gabriela Ender ebenfalls vor Ort in Klockenhagen, wenn der Dokumentarfilm „Klaus Ender – Wenn Bilder eine Seele haben…“ jeweils um 11 und 14 Uhr im Freilichtmuseum gezeigt wird. Der 45–minütige Dokumentarfilm ist 2022 fertiggestellt worden. Am 29. Mai wird zugleich der Mühlentag begangen. Aus diesem Anlass will das Museum die alte Kulturtechnik des Müllerns wieder in das Bewusstsein der Bevölkerung zurückzubringen.

Buch mit Aktfotos aus fünf Jahrzehnten

Anfang des Jahres hat der Verlag Bild und Heimat zudem Enders zweiten Band mit Aktfotos aus fünf Jahrzehnten seines Schaffens herausgebracht. Zu Lebzeiten hatte der Fotograf seine Bücher noch im Selbstverlag herausgebracht.

Für den Kunstwissenschaftler T. O. Immisch gehört Ender zu den „produktivsten und meistpublizierten Aktfotografen“ während der Zeit der DDR und danach, wie er im Vorwort zu dem Band schreibt. Seine Fotografien „bewegen sich im Spannungsfeld zwischen Konvention und Sinnlichkeit, zwischen dem Gewohnten, Erwartbaren und einer ausgesprochen erotischen Anmutung“.

Klaus Ender: Aktfotografie II 1963—2019. Berlin: Bild und Heimat, 2023. 80 Seiten, Schwarz-Weiß und Farbe, 14,99 Euro

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Klaus Ender galt als Großmeister der DDR-Aktfotografie. Derzeit sind seine Bilder in Klockenhagen zu sehen. (Foto: Klaus Ender)