Theater

Das kürzere Ende der Sonnenallee steht diesen Sommer auf Usedom

Usedom / Lesedauer: 3 min

Nachdem das Anklamer Theater auf der Hafenbühne in den vergangenen Jahren auf Rudi Strahl gesetzt hatte, wird in diesem Jahr ein anderer Klassiker gespielt. Gute alte Bekannte sorgen dafür, dass es trotzdem ein Heidenspaß werden dürfte.
Veröffentlicht:07.07.2015, 19:07
Aktualisiert:05.01.2022, 15:34

Von:
  • Author ImageFrank Wilhelm
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Diese Szene gehört zur Hafenbühne Usedom wie das Fischbrötchen zur Insel: „Genosse Dengler“ braust mit seiner Schwalbe auf die kleine Bühne. Das Gefährt des Abschnittsbevollmächtigten (ABV) knattert und qualmt. Dengler alias Musiclown Jopi alias Ronald Jopt steigt ab, hantiert an seinem Signalstab und schaut todernst ins Publikum. Spätestens jetzt gibt es die ersten Lacher.

Dem Stammpublikum sei versprochen, dass es diese Szene zum Start erneut geben wird. Regisseurin Birgit Lenz hat ein sicheres Gefühl dafür, welche Gags ankommen. Und ABV Dengler ist immer eine sichere Bank. Doch in diesem Sommer wird auf der Hafenbühne auch ein neues Kapitel aufgeschlagen: Nachdem sieben Sommer lang Komödien von Rudi Strahl gespielt wurden, steht ab Freitag die „Sonnenallee“ auf dem Spielplan. Das hat einfach damit zu tun, dass es keine neuen Strahl-Komödien mehr gibt.

Doch Birgit Lenz hat aus der Not eine Tugend gemacht. Die Regisseurin der Vorpommerschen Landesbühne ist seit dem ersten Hafenbühnen-Sommer dafür bekannt, dass sie gerne Neues wagt. Die Strahl-Klassiker hat sie auch auseinandergenommen, neu zusammengesetzt und ergänzt: Eben mit der bekannten Figur des ABV Dengler und jeder Menge Ost- und West-Musikhits der 70er und 80er.

„Klar war für mich, dass ich das DDR-Thema weiterfahren will“, sagt Birgit Lenz, während sie in der obersten Reihe der Hafenbühne sitzt. Von hier aus schaut sie auf die fast fertigen Kulissen, auf das „kürzere Ende der Sonnenallee“. Wer erinnert sich nicht an die gleichnamige Filmkomödie, die 1999 Premiere feierte? Mit dem großartigen Schauspieler-Duo Henry Hübchen und Katharina Thalbach als Eltern, deren Sohn Micha mit seiner Clique bei West-Musik auf dem Ost-Karussell vom Leben auf dem längeren Ende der Sonnenallee träumt.

Die Sonnenallee-Bühnenfassung von Ulrich Radoy und der Roman von Thomas Brussig dienten Birgit Lenz als Anregung. Sie holt etliche Kult-Szenen aus dem Film zurück, die sich in Radoys Fassung nicht finden: Die zwei FDJ-ler aus Dresden, die sich in der Nacht das Testbild reinziehen – Hauptsache Westfernsehen. Oder aber der Westonkel Heinz, der drei Paar Lagen Feinstrumpfhose an den Beinen über die Grenze zu den Ostverwandten schmuggelt.

Schauspielstudenten garantieren frisches Spiel

Dann ermahnt Birgit Lenz die Komparsen – gleich soll die Probe starten: „Ich weiß, Ihr habt Euch viel zu erzählen. Aber dann bitte draußen“, so ihre mütterlich klingenden Worte.

Sie kann Leonie (9 Jahre), Kristin (14), Evelyn (13), Willi (13) und Aileen (15) aber nicht lange böse sein. Die Schüler aus Anklam, Murchin und Usedom mussten sich für ihren Bühnenauftritt gegen harte Konkurrenz durchsetzen. Mehr als 20 Interessenten hatten sich für das Casting Anfang des Jahres gemeldet, zehn durften nur mitmachen.

Mutig ist auch die Auswahl der Darsteller. Bis auf wenige Ausnahmen stemmen Schauspieler des zweiten und dritten Studienjahres der Theaterakademie Zinnowitz sowie die Usedomer Komparsen die Sommerstücke auf der Hafenbühne.

Premiere am 10. Juli um 19.30 Uhr. Vorstellungen 11., 17.,18. Juli. Ab 20. Juli jeweils montags, mittwochs, freitags, sonnabends, 19.30 Uhr. Letzte Vorstellung 29. August. Karten und Infos unter Tel. 03971 208925