Musik-Liste

Das sind die Bond-Songs

Neubrandenburg / Lesedauer: 6 min

Eine schmerzende Melodie, Geigen, Bläser und jede Menge Bombast in Noten, so hören sich die Lieder zu den Abenteuern von 007 an. Die Liste der Interpreten liest sich wie das Who’s who der Popmusik. Die musikalische Tradtion zur Filmreihe im Überblick.
Veröffentlicht:29.10.2015, 20:29
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Echte Bond-Fans können es sich vielleicht nicht vorstellen, aber es gibt einige wenige Menschen, die haben noch nicht einen der Action-Kracher rund um die Abenteuer des Agenten seiner Majestät gesehen. Trotzdem dürften fast alle wissen, dass der smarte MI6-Mitarbeiter seinen Martini lieber geschüttelt und nicht gerührt mag oder dass er Waffen und Autos so beeindruckend schnell wechseln kann, wie seine Frauen. Wer würde einem echten Bond nicht gern ein Quantum Trost spenden und mit ihm sein Glück im Casino Royal auf die Probe stellen?

James Bond, da treffen seit mittlerweile über 50 Jahren Popcorn auf Popkult und auf Popmusik. Selbst der letzte Unwissende kommt an ihnen nicht vorbei: den Bond-Songs. Groß und glänzend sind sie, nicht selten voller Geigen und stimmlich so gewaltig wie die Explosionen im Showdown eines 007-Blockbusters.

Der Rekord-Jäger

Schon bevor „Spectre“, der 24. Teil der James-Bond-Saga, am 5. November in die deutschen Kinos kommt, feierten Fans den neuen Bond-Song, als sänge die Königin von England persönlich im Backgroundchor. Als Interpret von „Writing’s On The Wall“ wurde jedoch der aktuelle König des Soul-Pop auserwählt: Sam Smith. Mit erst 23 Jahren ist der Brite für seinen rekordverdächtigen Aufstieg und seinen Radio-Hit „Stay With Me“ weltbekannt. Sein erstes Album „In The Lonley Hour“ holte aus dem Stand mal eben vier Grammys.

Kein Wunder, dass auch sein Bond-Song durch die Decke geht: Platz 1 in den UK-Charts. Das gab es bei 23 Liedern zu 23 Agenten-Abenteuern noch nie. „Ich glaube, ich träume“, kommentierte Sam Smith den Hitlisten-Platz in der Heimat auf der Internetplattform Instagram. „Mir wurde die Ehre zuteil, den Bond-Song zu singen. Doch es ist etwas anderes, wenn er der erste Track ist, welcher jemals an der Spitze der Charts war.“

Die Oscar-Gewinnerin

Adele gelang 2012 mit „Skyfall“ nur Platz zwei der englischen Hitliste. Dafür holte sie jedoch einen Grammy, einen Golden Globe und einen Oscar für die melancholisch-mächtige Ballade.

Der Titel „Skyfall“ ist Programm. Sowohl im Song als auch im gleichnamigen Film bricht der Himmel über der sonst so unerschütterlichen Titelfigur zusammen. Der Agent seiner Majestät wird zum gefallenen Helden und das 50 Jahre nach dem Kinostart von „007 jagt Dr. No“! Die neue Kantigkeit und Emotionalität kamen an und Adele lieferte den idealen Song dazu, der sie endgültig in den Pop-Olymp beförderte.

Der Beatle

Den Durchbruch musste Paul McCartney nun wirklich nicht mehr schaffen. Mit den Beatles hatte er eh schon alles erreicht. Für sein Bond-Engagement holte er sich 1973 Ehefrau Linda und die Band Wings ins Boot und stellte unter Beweis, dass auch ohne John, Ringo und George mit ihm zu rechnen ist. Der Titelsong „Live And Let Die“ zum gleichnamigen Film mit Roger Moore in der Rolle des Agenten feuert in unter vier Minuten einen gewagten Genre-Mix zwischen Rock-Orchester, Beatles-Pop und Reggae ab. Mit Erfolg! Erstmals wurde ein Bond-Song für den Oscar nominiert. Am Ende gingen Paul McCartney & Wings zwar leer aus, doch böse Zungen behaupten, dass der Song den Film nicht unwesentlich aufgepeppt hat.

Und auch viele Jahre später hat das Lied nichts an seiner Wirkung eingebüßt. Für die Band Guns N’ Roses gehört das Cover aus dem Jahr 1991 zu ihren größten Hits.

Die goldene Lady

Auch die Grand Dame des Soul, Shirley Bassey, konnte definitiv von Bond profitieren. Sicher, die Sängerin hat sich seit den 60er Jahren konstant in die Herzen der Briten und der königlichen Familie gesungen, die sich mehrfach öffentlich als Fans outeten. Doch dass der Agent seiner Majestät vielleicht auch seinen Teil dazu beigetragen hat, dass die 78-jährige Britin heute tatsächlich den Titel der Dame tragen darf, ist gar nicht so unwahrscheinlich.

Gleich drei Mal sang Bassey für 007 und seine Fans, was sie musikalisch zum einzig wahren Bond-Girl macht. Niemand sonst durfte so oft einen Titelsong zur Film-Serie singen. Speziell ihr „Goldfinger“ aus dem Jahr 1964 ist so etwas wie der Ur-Bond-Song und auch etwas gewaltiger und goldiger als Tina Turners „GoldenEye“ über
30 Jahre später. Im Heimatland von James Bond kletterte Basseys Hit auf Platz 21 der Charts. In den USA und Europa verkauften sich Soundtrack und Single Millionenfach. Tina Turner landete mit ihrem Song aus der Feder von Bono und The Edge von U2 zwar auf Platz 8 in Großbritannien, schaffte es aber in den USA gar nicht erst in die Hitliste.

Der Arrangeur

Dass Shirley Bassey die unangefochtene Siegerin in den Bond-Charts ist, verdankt sie einem Mann: John Barry (1933-2011). Der Filmkomponist hatte die Sängerin als Interpretin vorgeschlagen. Der Brite hatte insgesamt keinen unwesentlichen Anteil, am Sound der Agenten-Filme.

Das berühmte Leitmotiv, das James Bond Thema, wurde offiziell zwar von Monty Norman komponiert, der sich seinen Hauptanteil an den berühmten 60 Takten 2001 auch gerichtlich bestätigen ließ. Hinter vorgehaltener Hand wird der Arrangeur Barry jedoch für die Einmaligkeit der 1:47 Minuten dauernden Komposition verantwortlich gemacht. Er fügte dem Intrumentalstück, das sich auch in vielen Bond-Songs wiederfindet, E-Gitarren-Riffs und einen Hauch Bebop hinzu.

Barry ließ im Laufe seiner Karriere nicht nur Kevin Kostner zu seiner Filmmusik mit dem Wolf tanzen sondern wurde für insgesamt elf Bond-Soundtracks beauftragt. Monty Norman hingegen hat keinen weiteren Zuschlag erhalten.

Das ungewöhnliche Duo

Einmalig blieb auch die ungewöhnliche Zusammenarbeit zwischen der Soul-Sängerin Alicia Keys und dem Rock- und Blues-Gitarristen Jack White. Sie sangen 2008 das erste und einzige Duett der Bond-Reihe: Another Way To Die.

Eigentlich sollte Amy Winehouse den Song für „Ein Quantum Trost“ singen. Gerüchte besagen, die Drogensucht der 2011 verstorbenen Sängerin und ihr schlechter gesundheitlicher Zustand haben es nicht möglich gemacht. Winehouse selbst sagte hinterher in einem Interview, ihr habe der Song einfach nicht gefallen.

Die Nummer von Jack White und Alicia Keys wurde ein rauer Delta-Blues-Kracher mit kreischenden Gitarren und einem Duett, dass es ohne Bond wahrscheinlich nie gegeben hätte. „Ich wollte schon seit Jahren mit Alicia zusammenarbeiten, aber es brauchte erst James Bond persönlich, damit es klappt“, kommentierte Jack White die Kollaboration gegenüber der britischen Zeitung „The Telegraph“. „Man übernimmt Verantwortung“, sagt White über sein Bond-Engagement. „Da gibt es diese Tradition kraftvoller Musik in all diesen Filmen, aber genau wegen solcher Herausforderungen mache ich Musik.“