Die Powerfrau aus dem Norden
Ina Müller nimmt Zipperlein unter die musikalische Lupe
Hamburg / Lesedauer: 3 min

dpa
Als Frau jenseits der 45 im Showgeschäft – für Ina Müller offensichtlich kein Problem: Ganz groß prangt die „48“ auf dem Cover ihres neuen Albums. „Ich akzeptiere es. Ich habe aber das Gefühl, das Altern an sich kommt schubweise“, sagt die in Hamburg lebende Entertainerin. „Ganz lange merkt man nichts, und auf einmal – zack – schlägt es zu. Ich hoffe, dass der nächste Schub noch etwas hin ist.“
Die Powerfrau aus dem hohen Norden, die sich als Kabarettistin, Sängerin und Moderatorin Fans in ganz Deutschland eroberte, feierte ihren 48. Geburtstag vor genau drei Monaten. „Ich entdecke jeden Tag neue, kleine körperliche Veränderungen“, sagte sie. „Nicht schlimm, aber mit dem Vergrößerungsspiegel gut sichtbar.“
Viertes Soloalbum mit viel Wortwitz garniert
Die Frau, die in der ARD-Sendung „Inas Nacht“ mit ihren Gästen am Tresen einer winzigen Hafenkneipe talkt, ist bekannt für ihre große Klappe und ihren oft derben Humor. Komisch und selbstironisch, vor allem wieder mit bestem Wortwitz präsentiert sie sich auf ihrem vierten Soloalbum nach „Müllerinart“. An den Texten arbeitete sie erneut gemeinsam mit Frank Ramond (Annett Louisan, Barbara Schöneberger). An der Musik jedoch mit einem Kollegen, den sie dafür zunächst nicht ins Auge gefasst hatte – obwohl er ihr näher ist als jeder andere: ihr Freund Johannes Oerding. Der 31 Jahre alte Singer/Songwriter schaffte jüngst bei Stefan Raabs Bundesvision Song Contest mit „Nichts geht mehr“ den zweiten Platz.
Selbst die Falten können das Make-up nicht halten
„Auch wenn ich seine Musik liebe, hatte ich Bedenken, mit Johannes zusammenzuarbeiten. Ich dachte, das führt zu Streitereien und endet im Beleidigtsein und Trennung“, erzählt seine Freundin. „Doch dann hörte ich die ersten Songs von ihm, und wusste sofort: Das machen wir! Wir saßen viele Stunden an meinem Küchentisch und haben zusammen komponiert – es hat wunderbar funktioniert.“ Mal poppig, mal rockig, mal gefühlvolle Ballade – die meisten der 13 Lieder entstanden am Küchentisch der Musikerin.
Thematisch geht es auf „48“ um das Leben und den Tod ebenso wie um Liebe, Lust und Laster. Die norddeutsche Quasselstrippe singt Zeilen wie „Spieglein, Spieglein an der Wand, was zur Hölle ist passiert? Ich hätte mich fast selbst nicht erkannt, mein Gesicht ist kollabiert ... Selbst meine Falten können mein Make-up nicht mehr halten.“
Solche Momente kenne sie nicht nur morgens im Badezimmer. „Als ich neulich ungeschminkt einkaufen war, fragte ein Verkäufer in einem Kaufhaus gleich besorgt: Geht es Ihnen nicht gut, Frau Müller? Wollen Sie sich setzen?“ Mit 48 hat sie das nicht nötig – wie „48“ zeigt.