StartseiteRegionalInsel RügenOstsee vor Rügens Küste soll sauberer werden

Neue Abwasser-Filter

Ostsee vor Rügens Küste soll sauberer werden

Bergen / Lesedauer: 3 min

Der Bau der Ostsee-Pipeline von Russland nach MV hat Spuren in der Umwelt hinterlassen. Als Ausgleich dafür kommen zusätzliche Filter in Kläranlagen, die Abwasser in die Rügenschen Boddengewässer einleiten.
Veröffentlicht:15.07.2019, 15:01
Artikel teilen:

Zusätzliche Filter in Kläranlagen sollen künftig dafür sorgen, dass weniger Nährstoffe in die Rügenschen Boddengewässer gelangen. 70 Tonnen Stickstoff und drei Tonnen Phosphor sollen pro Jahr in den Klärwerken Bergen, Göhren, Greifswald und Stralsund zurückgehalten werden, wie Agrar- und Umweltminister Till Backhaus (SPD) am Montag beim Besuch der Kläranlage in Bergen mitteilte. Die Filter zahlt der Investor Nord Stream als Ausgleich für Umweltschäden, die beim Bau der zweiten Ostseepipeline für russisches Erdgas im deutschen Küstenmeer und an Land entstanden.

Backhaus räumt ein, angesichts der 830.000 Tonnen Stickstoff und 33.000 Tonnen Phosphor, die die Anrainerstaaten jährlich in die Ostsee einleiten, seien die aus den Klärwerken gefilterten Mengen gering. Für den allergrößten Anteil der Nährstoffe in der Ostsee sei die Landwirtschaft verantwortlich. Allein Mecklenburg-Vorpommern müsse den Eintrag an Stickstoff um 5000 Tonnen jährlich reduzieren, um seinen Anteil an dem Ziel zu beizutragen, die Ostsee bis 2021 in einen guten ökologischen Zustand zu versetzen. Allerdings zählen Backhaus zufolge für den Kleinen Jasmunder Bodden, der um 16 Tonnen Nitrat jährlich entlastet werde, und für den Greifswalder Bodden als Kinderstube des Ostseeherings jede Tonne, die weniger in die Gewässer gelange.

Die Zusatzfilter waren jedoch ein Kompromiss. „Mein Traum war eine grüne Lunge um den Kleinen Jasmunder und den Greifswalder Bodden”, sagte Backhaus. Ein 300 bis 400 Meter breiter Streifen aus Wiesen und Weiden sollte entstehen. Landwirte liefen Sturm dagegen, bestes Ackerland in Grünland umzuwandeln.

Klärschlamm wird verbrannt

Die Kosten für den Bau der Sandfilteranlagen betragen mehr als zehn Millionen Euro. In Bergen fließt das schon geklärte Abwasser aus dem Nachklärbecken durch die Sandfiltration und verliert dabei alle festen Bestandteile. Zuletzt wird dosiert Alkohol zugesetzt, der von Bakterien aufgenommen wird, die dabei den im Nitrat gebundenen Sauerstoff verbrauchen. Übrig bleibe ein klimaneutrales Gas.

Der Sand werde gereinigt, der Klärschlamm verbrannt. Neben dem Werk entstand Mecklenburg-Vorpommerns erste Verbrennungsanlage für Klärschlamm. Der Zweckverband Rügen übernahm die Anlage Ende Juni. Sie sei weltweit die kleinste ihrer Art, sagte Betriebsleiter Maik Bankowski. Pro Jahr würden 2500 Tonnen Klärschlamm von der ganzen Insel verbrannt und Wärme und Strom gewonnen.

Nord Stream setzt in Mecklenburg-Vorpommern Ausgleichsmaßnahmen im Umfang von 40 Millionen Euro um, sagte ein Unternehmenssprecher. Weitere Vorhaben der Gazprom-Tochter sind der Polder Bargischow (Vorpommern-Greifswald), wo 440 Hektar wieder unter Wasser gesetzt werden sollen, sowie die Renaturierung der Fischlandwiesen auf der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst.