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MV Werften

2000 Schiffsbauer warten auf ihren Lohn

Wismar / Lesedauer: 3 min

Die Lage um die MV-Werften wird immer dramatischer. Mitarbeiter warten verzweifelt auf ihren Dezember-Lohn und in Hong Kong wurde der Handel mit Aktien des Werft-Besitzers verboten.
Veröffentlicht:07.01.2022, 11:56

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Die Situation bei den von Insolvenz bedrohten MV Werften spitzt sich dramatisch zu. Die eigentlich für heute geplante Auszahlung der Dezemberlöhne fand nicht statt. Die gut 2000 Schiffbauer in Wismar, Rostock und Stralsund wurden darüber auf einer Betriebsversammlung informiert. Nach Informationen des Nordkurier geht es bei der Auszahlung der Monatslöhne um ein Volumen von rund sieben bis acht Millionen Euro. Auch am Wochenende sollen keine fließen.

"Wir hoffen jetzt, dass die aktuell laufenden Gespräche zwischen Land, Bund und Genting erfolgreich verlaufen und die Löhne eventuell dann am Montag ausgezahlt werden können", sagte IG Metall-Sprecher Stefan Schad auf Nordkurier-Anfrage.  

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Die festgefahrenen Verhandlungen zur Rettung der Werften schürten große Ängste bei den Werftarbeitern. „Wenn sich Politik und Genting nicht einigen, fehlt mir die Fantasie, wie es weitergehen kann”, sagte Schad in Wismar.

Die Beschäftigten sind die größten Verlierer in diesem unsäglichen Verhandlungspoker. Nach Monaten der Unsicherheit und der Sorge um den Arbeitsplatz müssen sie jetzt auch noch auf ihr Geld warten", ergänzte Daniel Friedrich, Bezirksleiter der IG Metall Küste. "Die Beschäftigten machen in dieser schwierigen Situation weiterhin einen guten Job und wollen das größte Kreuzfahrtschiff der Welt weiterbauen."

Parallel zu den Geschehnissen an den Werftenstandorten ist die Regierung von Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) in Alarmstimmung. Auch in der Landespolitik verbreiteten sich die Meldungen von der dramatischen Lage auf den MV Werften rasend schnell. Sollte es auf den schwer angeschlagenen MV Werften nicht weitergehen, würde dies das endgültige Aus für ursprünglich insgesamt 3000 Mitarbeiter bedeuten. Auch in der Zuliefererindustrie würden tausende Arbeitsplätze gefährdet. Ex-Wirtschaftsminister Harry Glawe (CDU) hatte im vergangenen Sommer gesagt, dass in der Zuliefererindustrie für die MV Werften bundesweit rund 20.000 Mitarbeiter tätig seien. 

1600 Mitarbeiter arbeiten am Riesen-Kreuzfahrtschiff

In Wismar seien derzeit etwa 1600 Schiffbauer mit Bau des Riesen-Kreuzfahrtschiffes „Global One” beschäftigt, dessen Fertigstellung wegen akuter Finanzprobleme des asiatischen Mutterkonzerns Genting Hongkong akut gefährdet ist. Bund und Land sind zu weiteren Hilfen bereit, machen neue Kredite aber von Eigenleistungen des Werfteigners abhängig. Die geforderten Zusagen stehen aus.

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Stattdessen versucht der Genting-Konzern, der die Werften 2016 für den Bau von Kreuzfahrtschiffen für eigene Reedereien erworben hatte, vor Gericht die sofortige Auszahlung eines Landeskredits in Höhe von 78 Millionen Euro zu erzwingen.

Aktien-Handel erstmal ausgesetzt

Der Handel mit Aktien des Besitzers der MV Werften in Mecklenburg-Vorpommern und Bremerhaven an der Börse in Hongkong ist am Freitag ausgesetzt worden. Genting Hongkong hat den Schritt veranlasst, weil eine Ankündigung über Informationen aus dem Unternehmen erwartet wird, wie es in einer Mitteilung des Konzerns hieß. Mehr Details wurden nicht genannt.

Am Donnerstag vergangener Woche war bekannt geworden, dass der Konzern, dem die MV Werften gehören, die Landesregierung von Mecklenburg-Vorpommern auf sofortige Auszahlung eines Hilfsdarlehens in Höhe von 78 Millionen Euro verklagt. 

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Das Land hatte kurz vor Weihnachten das Hilfsdarlehen unter der Bedingung an Genting Hongkong zugesagt, dass sich das Unternehmen und der Bund über die Zukunftsperspektive der Werften in MV einig werden. Mit dem Geld sollte die Zeit überbrückt werden, bis ein großes Hilfspaket des Bundes über weitere 300 Millionen Euro für den Fertigbau des Riesen-Kreuzfahrtschiffes Global 1 auf der MV Werft in Wismar zum Tragen kommt.