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Bio-Ziegenhof

40 Zicklein in Sievertshagen sind da!

Sievertshagen / Lesedauer: 4 min

Der Winter ist vorbei. Und auf dem Ziegenhof in Sievertshagen meckern 40 neugeborene Lämmchen. In dieser Woche beginnt wieder die Produktion der begehrter Frischkäse-Kreationen.
Veröffentlicht:03.03.2021, 12:29

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Die kleine „Arashi“ ist die Königin im Gehege. Jedenfalls benimmt sie sich so. Wenn die anderen Zicklein auf dem Bio-Ziegenhof im vorpommerschen Sievertshagen gehorsam in den Stall sprinten, dann muss das kleine, schwarz-braun gescheckte Ziegenmädchen immer erst noch einmal auf den Stein klettern. Und erst wenn Barbara Landesberger den Liebling für einen Moment in die Arme nimmt, folgt Arashi ihren Geschwisterchen meckernd in die Boxen.

„Wir haben die Kleine Arashi genannt“, sagt die Mitarbeiterin in Vorpommerns erster Ziegenkäserei. Denn die Kleine sei im Februar genau in jener Winternacht geboren worden, als ein kräftiger Schneesturm durchs Land gezogen sei. Arashi sei japanisch und bedeute Wind.

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Inzwischen ist der Winter Geschichte, und auf dem winzigen Hof mit seinen alten Backsteingebäuden tummeln sich mittlerweile 40 Zicklein. Sie werden noch von den Müttern gesäugt. Insgesamt etwa 75 Liter Milch geben die Ziegen pro Tag, die jetzt zum Großteil dem Nachwuchs vorbehalten ist. Doch wenn Hofbesitzer Markus Stühle jeweils morgens und abends die Ziegen zum hölzernen Melkstand ruft, kann er insgesamt schon 20 Liter Milch nachmelken.

Bis zu 55 Liter Milch in Spitzenzeiten

Die Menge reicht schon mal aus, um langsam wieder die Herstellung von frischem Käse hochzufahren. In den nächsten Tagen soll deshalb allmählich das landesweit begehrte Sortiment wieder komplett in die Regale kommen. Bis zu 55 Liter Milch werden in Spitzenzeiten täglich in Vorpommerns erster Ziegenkäserei zu etwa 14 Kilogramm Frischkäse verarbeitet.

Im Unterschied zu herkömmlichen Ziegenkäse-Herstellern setzt der zertifizierte Biohof mit seiner wilden Mischung aus Bunten Deutschen Edelziegen, Thüringer Waldziegen und Toggenburgern ausschließlich auf Biofutter und Natur. Im Winter wird mit selbst hergestelltem Heu gefüttert, und auch die Rinde von Tannen- und Kiefernbäumchen sind eine willkommene Abwechslung für die Geißen. Und im Sommer werden die zehn Hektar großen Pachtweiden abgegrast.

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Das Biohof-Team setzt ausschließlich auf eigene Rezepturen mit Kräutern, Gewürzen und Blüten, die es wiederum von anderen Biobetrieben bezieht. Zu den Rennern gehörten Kreationen wie „Der scharfe Italiener“, ein 40 Prozent fetthaltiger Frischkäse mit Paprika, sagt Stühle, der aus Bayern stammt und sich 2003 zusammen mit seiner Frau als Quereinsteiger selbstständig gemacht hatte.

Laufkundschaft im Coronajahr 2020 spürbar zugenommen

Aber auch Frischkäse mit Tomate, Knoblauch, Zwiebel, Thymian, Rosmarin, Chili und Meersalz – abgepackt in kleinen Töpfchen oder als Bällchen in Öl – treffen den Geschmack der Kundschaft. Hinzu kommen der „Bockshorn-Ziegenfrischkäse“, Ziegenquark, Weichkäse in Salzlake, ein fetaartiger Käse sowie ein Trinkjoghurt. Und für die Herstellung eines ersten Schnittkäses wurde in diesem Jahr extra ein neuer Kessel gekauft.

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Im Coronajahr 2020 habe die Laufkundschaft am Hof spürbar zugenommen, sagt Stühle „Die Leute scheinen sich wieder mehr für Qualität und Handarbeit zu interessieren und gucken uns auch mal gern bei der Produktion zu“.

Ein Viertel der Produktion geht an die Firma Biofrisch Nordost in Teschenhagen, einen regionalen Biohandel, der Lebensmittel aus kontrolliertem Anbau aufkauft und zum Beispiel auf regelmäßig stattfindenden Märkten anbietet.

Mehrere Spitzenhotels Kunden bei der Hofkäserei

Geliefert wird aber auch direkt an Käsetheken in Grimmen, Elmenhorst, Sondershagen und Greifswald. „Der Frischkäse sei einfach lecker, kein Vergleich mit der Massenware im Supermarkt“, sagt eine Kundin.

Auch im Gastgewerbe hat sich die vor 18 Jahren mit einem Startkapital von nur 15.000 Euro entstandene Hofkäserei längst einen Namen gemacht. Mehrere Spitzenhotels wie das Grand Hotel Heiligendamm oder die Warnemünde Yachthafenresidenz Hohe Düne hatten vor der Corona-Pandemie regelmäßig den Bioziegenkäse bezogen.