StartseiteRegionalMecklenburg-VorpommernAfD-Mann Kramer ohne Mehrheit – und doch Fraktionschef

Gegenkandidat

AfD-Mann Kramer ohne Mehrheit – und doch Fraktionschef

Schwerin / Lesedauer: 2 min

Showdown in der AfD-Fraktion im Schweriner Landtag: Zwei Wahlgänge mit einer Pattsituation – als dann das Los entscheiden sollte, kam die Überraschung.
Veröffentlicht:04.10.2022, 16:24

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Das gibt es auch nicht alle Tage: In der AfD-Fraktion duellierten sich am Dienstag Amtsinhaber Nikolaus Kramer und Polit-Newcomer Enrico Schult um den Fraktionsvorsitz – am Ende aber endete der Machtkampf in zwei Wahlgängen unentschieden. Als dann das Los entscheiden sollte, verzichte Enrico Schult auf eine weitere Kandidatur. Damit bleibt Nikolaus Kramer weiterhin Fraktionschef. Als Parlamentarischer Geschäftsführer wurde Thore Stein wiedergewählt. Er setzte sich mit 8:6-Stimmen gegen Thomas de Jesus Fernandes durch. Später wurden dann Enrico Schult, Philipp Tadsen und Thomas de Jesus Fernandes zu stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden gewählt.

Für die AfD dürfte diese Pattsituation (die beiden Wahlgänge gingen jeweils sieben zu sieben aus) nicht ohne Folgen bleiben. Offenbar geht ein tiefer Graben durch die Fraktion – Kramer geht in die nächsten zwei Jahre als ein Fraktionsvorsitzender, der in der eigenen Truppe keine Mehrheit hinter sich vereinigen kann.

AfD-Abgeordneter Schult mit Direktmandat

Kramer ist seit fünf Jahren Chef der größten Oppositionspartei im Landtag Mecklenburg-Vorpommerns – Schult war im Herbst vergangenen Jahres erstmals in das Parlament eingezogen. Und das mit einem herausragenden Alleinstellungsmerkmal innerhalb der AfD-Fraktion: Der zweifache Familienvater und gebürtige Demminer holte sich als einziger AfD-Abgeordneter das Direktmandat. Schult gewann im September 2021 den Wahlkreis 13, der die Städte Demmin, Loitz, Jarmen, Dargun und die umliegenden Dörfer umfasst.

Der 46-jährige Kramer gilt in der AfD-Fraktion als nicht unumstritten. Bereits bei seiner Wiederwahl vor Jahresfrist erreichte er – obwohl seinerzeit ohne Gegenkandidaten – lediglich sieben Ja-Stimmen. Fünf Abgeordnete stimmten gegen Kramer, zwei enthielten sich. Innerhalb der gärigen AfD heißt es nicht selten, dass Kramer allein mit diesem Ergebnis bereits politisch maximal beschädigt worden sei.

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