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Fangquoten, Nachwuchsmangel

Angler und Fischer weiter in Sorge

Spornitz / Lesedauer: 3 min

Die Fischerei in Mecklenburg-Vorpommern ist seit Jahren auf dem Rückzug. Die Gründe dafür sind vielfältig. Doch der Landesfischereiverband sieht auch Grund zum Feiern.
Veröffentlicht:27.04.2019, 19:18
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Niedrige Fangquoten, mäßige Preise und fehlender Berufsnachwuchs machen den Fischern in Mecklenburg-Vorpommern das Leben schwer. Hinzu kommt Konkurrenz aus dem Tierreich etwa durch Robben und Kormorane. „In den vergangenen drei Jahrzehnten ist die Zahl der Fischer im Land auf 140 und damit auf weniger als ein Zehntel geschrumpft. Ich fürchte, das ist noch nicht das Ende der Entwicklung“, sagte Norbert Kahlfuß, langjähriger Präsident des Landesfischereiverbandes, der am Samstag in Spornitz (Landkreis Ludwigslust-Parchim) seine Jahrestagung abhielt und auch das 25-jährige Bestehen feierte.

Heftige Kritik äußerte Kahlfuß im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur erneut an den von Brüssel festgelegten Fangquoten, insbesondere für Hering. „Die Kutter- und Küstenfischer haben sich auf Quoten eingestellt und halten sie zur Erhaltung der Bestände in der Ostsee ja auch für sinnvoll. Die jetzt verhängten drastischen Fangbeschränkungen aber basieren auf Angaben, die für uns nicht mehr nachvollziehbar sind“, sagte der Verbandschef.

Die Fangsaison war in diesem Frühjahr wegen der extrem abgesenkten Fangmenge schon Mitte März beendet. Wegen Mangels an frischem Fisch mussten teilweise traditionelle Herings-Tage abgesagt werden. Dabei hatte Mecklenburg-Vorpommern mit knapp 3000 Tonnen noch den größten Teil der deutschen Quote von 4900 Tonnen abbekommen. Vor 20 Jahren war den Angaben zufolge Deutschland noch der Fang von 97.500 Tonnen Hering gestattet worden.

Robben und Kormorane fressen den Hering auf

Nach Überzeugung von Kahlfuß setzen die an die vorpommersche Küste zurückkehrenden Kegelrobben und die immer größer werdenden Kormoran-Kolonien den Heringsbeständen massiv zu. „Der Hering kann in den flachen Boddengewässern nicht mehr in Ruhe laichen. Das hat Folgen“, sagte der Verbandspräsident. Er erneuerte die Forderung nach einer deutlichen Dezimierung der unter Schutz stehenden Kormorane. „Zu DDR-Zeiten hatten wir hier im Norden um die 2000 Brutpaare. Heute sind es bis zu 16.000. Und das ist eindeutig zu viel“, betonte er. Mit den Jungtieren kämen so schnell 70 000, 80 000 Vögel zusammen, von denen jeder bis zu 500 Gramm Fisch am Tag fresse.

All diese Probleme und die Arbeitsbedingungen der Fischer machten die Nachwuchsgewinnung immer schwieriger. „Welcher junge Mensch will an Sonn- und Feiertagen und auch bei Nacht rausfahren aufs Meer, wenn seine Kumpels feiern geh'n?“, fragte Kahlfuß. Wenn heute Fischer in Rente gingen, gebe es für sie nur noch ganz selten Ersatz.

Dennoch sieht Kahlfuß mit Blick auf die 25-jährige Geschichte des Landesfischereiverbandes auch Grund zur Zufriedenheit. „Schließlich ist es uns bei allen Problemen ganz gut gelungen, die unterschiedlichen Interessen unserer Mitglieder unter einen Hut zu bringen“, sagte er. Der Dachverband, dem der 78-Jährige nur noch bis 2020 vorstehen will, vertritt knapp 50.000 Angler, Binnen-, Küsten- und auch Hochseefischer. Diese sind jeweils auch in separaten Verbänden organisiert. Mit etwa 45.000 Mitgliedern sei der Anglerverband der mit Abstand größte.

Agrar-Staatssekretär Jürgen Buchwald dankte dem Dachverband im Namen des erkrankten Ministers Till Backhaus (SPD) für dessen Wirken. Als spartenübergreifende Interessenvertretung der Erwerbs- und Freizeitfischerei habe er beispielgebend eine Harmonisierung des Verhältnisses zwischen Fischern und Anglern geschafft. Zu seinen Verdiensten gehöre auch die Mitwirkung bei der Erarbeitung der Küsten- und Binnenfischereigesetzgebung sowie der Einführung des Touristenfischereischeins. „Wir setzen uns auch weiter dafür ein, dass die Fischerei und auch das kleinfischereiliche Handwerk in Mecklenburg-Vorpommern in eine gute Zukunft blicken können“, versicherte Buchwald.