Naturschutz
Besiedeln Elche bald MV und Brandenburg?
Neubrandenburg / Lesedauer: 3 min
Es ist ein Anblick, der viele Menschen immer wieder aufs Neue fasziniert: In mehreren Foto- und Videoaufnahmen war vorige Woche zu sehen, wie ein junger Elchbulle durch den Nordosten spazierte, in diesem Fall auf der Insel Usedom. Er war nicht der erste und wird wohl auch nicht der letzte bleiben, wie Achim Froitzheim, Sprecher des Landkreises Vorpommern-Greifswald, sagt. Das Phänomen sei auch nicht auf die Insel beschränkt. Immer wieder in den vergangenen Jahren sei es zu Sichtungen in Vorpommern gekommen, vor allem nahe der polnischen Grenze.
Elche ziehen durchs Land
Regelmäßige Vorkommen des Elches sind für Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen und Bayern bekannt, weiß man beim brandenburgischen Agrarministerium. Allerdings handele es sich dabei fast ausschließlich um einzelne Tiere, die nach einer Weile wieder abzögen. 2013 setzte das Land Brandenburg einen Elchmanagement-Plan auf. 2019 soll überprüft werden, inwieweit die geltenden Regelungen abgeändert werden müssen.
Ob man dann oder zumindest eines Tages sagen wird, dass der Elch sich in Brandenburg dauerhaft niedergelassen hat? „Die Erfahrungen der letzten, sagen wir 50 Jahre, lassen die Vermutung zu, dass die brandenburgischen Wildtier-Lebensräume die Entstehung einer Elch-Population nicht begünstigen, aber vielleicht werden wir zukünftig eines Besseren belehrt“, lautet dazu die Antwort des Potsdamer Ministeriums. Und in Sachsen existiert sogar bereits heute eine kleine Elch-Population.
Elche in MV
Und wie sieht es in Mecklenburg-Vorpommern aus? Laut dem Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt sind Sichtungen in MV noch so selten, dass man bis dato nicht von der Ansiedlung einer Elch-Population sprechen mag. Die Erstellung eines Management-Plans wie in Brandenburg ist bis dato nicht geplant. „Aufgrund der bislang wenigen Fälle von Einzeltiersichtungen halten wir die Erarbeitung eines solchen Planes momentan nicht für erforderlich“, sagt eine Sprecherin.
Es wäre keine Neu-, sondern eine Wiederansiedlung des Elches: Durch vermehrte Jagd wurden Elche bis Mitte des 19. Jahrhunderts im Gebiet des heutigen Deutschland ausgerottet. Seine westlichste Ausbreitungsgrenze lag seitdem ungefähr im damaligen Ostpreußen.
Doch schon früh begannen Versuche, die größte Hirschart Europas wieder einzuführen – etwa zu Beginn der 1930er-Jahre, als mehrere Jungelche nach Speck und Federow am Ostufer der Müritz gebracht wurden. Auch in der brandenburgischen Schorfheide startete man zur selben Zeit ein Wiedereingliederungsprogramm für Elche. Doch beide Versuche scheiterten – es entstand keine dauerhafte Population.
Sichtungen im Bezirk Neubrandenburg
Ab und an kamen aber Elche aus Polen über die Oder in den Osten Deutschlands. Die erste Elchsichtung nach dem Zweiten Weltkrieg wurde im Jahr 1959/60 im Bezirk Neubrandenburg gemeldet, auch die „Freie Erde“ berichtete damals ausführlich.
Doch das Jagdrecht der DDR erlaubte den Abschuss der Tiere. So erging es auch dem vierten im Gebiet des heutigen Mecklenburg-Vorpommern gesichteten Elch im Juni 1986, der am Stadtrand Neubrandenburgs erlegt wurde.
Elch steht ganzjährig unter Schonzeit
Heute unterliegen die Tiere zwar immer noch dem Jagdrecht, stehen aber ganzjährig unter Schonzeit – auch in Polen. Dort war bis 1999 die Population durch starke Bejagung derart zurückgegangen, dass die Regierung 2001 die Notbremse zog.
Elche benötigen unberührte, wasser- und waldreiche Lebensräume. Solche Gebiete finden sich bevorzugt in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern oder der Lausitz.