StartseiteRegionalMecklenburg-VorpommernSo viele Kinder gehen in MV in die Notbetreuung

Trotz Lockdown

So viele Kinder gehen in MV in die Notbetreuung

Schwerin / Lesedauer: 4 min

Die Zahl der Eltern, die ihre Kinder in MV wieder in Schulen und Kindergärten schicken, steigt – obwohl die Einrichtungen eigentlich geschlossen sein sollten. Es gibt auffällige Unterschiede zwischen den Landkreisen.
Veröffentlicht:27.01.2021, 06:00

Artikel teilen:

Die Corona-Pandemie treibt die Eltern im Nordosten in die Ecke, der Druck wächst täglich. Oftmals müssen beide Elternteile ihren eigentlichen Job bewältigen – und jetzt wartet zu Hause auch noch die zeit- und nervenaufreibende Beschulung der eigenen Kinder. Das, was sonst ausgebildete Lehrer täglich über mehrere Stunden leisten, müssen jetzt die Eltern quasi nebenbei schaffen – Rechnen, Schreiben, Lesen und vieles mehr den Kinder beibringen.

Mehr lesen: Schwesig stellt Öffnung von Schulen und Friseuren in Aussicht

Dass dies so manches Elternteil an die Grenzen der Belastbarkeit führt, zeigt sich in aktuellen Zahlen aus Bildungs- und Sozialministerium. Demnach waren zu Wochenbeginn 31,2 Prozent der Erst- bis Viertklässler in der Schule - etwas mehr als vor einer Woche mit 30 Prozent. 

Mehr lesen: Fast ein Drittel aller Grundschüler in MV in der Schule

Auch in den Kitas ist die Zahl der betreuten Kinder leicht gestiegen. Nach Angaben des Sozialministeriums vom Dienstag sind derzeit 45,8 Prozent aller Kita- und Hortkinder in den Einrichtungen (Stand: 21. Januar). Vor einer Woche waren es demnach 44,3 Prozent. Dabei gilt: Je kleiner die Kinder, desto eher werden sie gebracht. Von den Krippenkindern sind den Angaben zufolge gut 60 Prozent in der Einrichtung, von den Kindergartenkindern 55 Prozent, von den Hortkindern 28 Prozent.

Am Präsenzunterricht für die Abschlussklassen nahmen den Angaben zufolge am Montag 73,9 Prozent der Schüler teil, die Tendenz ist steigend. Das Angebot richtet sich an alle Schüler im Land, die im Frühjahr die Mittlere Reife oder das Abitur ablegen. Eine Pflicht zur Teilnahme besteht angesichts der Corona-Infektionsgefahr nicht, die Schüler können ihr Pensum auch zu Hause lernen.

Vergangene Woche Schließung beschlossen

Zur Erinnerung: In der vergangenen Woche hatten Kanzlerin und 16 Länderchefs eigentlich vereinbart, die Schulen und Kitas aufgrund des dynamischen Infektionsgeschehens geschlossen zu halten. Doch da Bildung Ländersache ist, suchte sich so mancher Ministerpräsident politisch genehme Schlupflöcher. So auch in Mecklenburg-Vorpommern. Die SPD/CDU-geführte Landesregierung hält den von Angela Merkel geforderten absoluten Stillstand in Schulen und Kitas für nicht tragbar und die pädagogischen Einrichtungen auch nicht für Infektionstreiber – gleichzeitig wurde ein Stück weit die Verantwortung in Richtung der Eltern geschoben.

Konkret: Es gab zwar Appelle an die Eltern, mithilfe der Aufhebung der Präsenzpflicht die Grundschulkinder beispielsweise möglichst zu Hause zu lassen – parallel wurde aber auch eine Notbetreuung gewährleistet. Die allerdings gilt nur eingeschränkt. Im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte und seit Montag auch in Ludwigslust-Parchim darf wegen hoher Infektionszahlen nur eine Notbetreuung für Kinder von Eltern in systemrelevanten Berufen angeboten werden.

Regeln im Landkreis Vorpommern-Greifswald

Seit Mittwoch gilt dies auch in Vorpommern-Greifswald. Diese verstärkten Schutzmaßnahmen gegen das Coronavirus sind in Kraft getreten, weil der Landkreis schon länger einen höheren Inzidenzwert von 150 Neuinfektionen auf 100.000 Einwohner hat - und damit als Hochrisikogebiet gilt. Bereits seit Montag ist es zwischen 21.00 und 06.00 Uhr verboten, ohne triftigen Grund die eigene Wohnung oder das Grundstück zu verlassen. Auch ist es verboten, sich weiter als in einem 15-Kilometer-Radius vom Wohnort zu entfernen oder ohne triftigen Grund in den Landkreis Vorpommern-Greifswald einzureisen. Für die Verschärfungen bei Kitas und Schulen gab es eine zweitägige Übergangsfrist, damit sich die Eltern um eine Kinderbetreuung kümmern können, wie der Landkreissprecher sagte.

 Am vollsten sind die Grundschulen in Rostock

Mecklenburg-Vorpommerns Sozialministerin Stefanie Drese (SPD) betonte, dass viele Eltern einfach auf die Betreuung ihrer Kinder angewiesen seien. Doch es gibt auch Stimmen aus der Elternschaft, die die Corona-Maßnahmen grundsätzlich für übertrieben halten und ihre Kinder quasi als stillen Protest trotzdem in die Schule schicken. Dieser Klientel dürfte eine aktuelle Zahl aus dem Sozialministerium Auftrieb geben: Corona-Fälle gibt es nur in wenigen Einrichtungen – aktuell seien 8 der 1500 Kitas und Horte im Land betroffen, so die Ministerin.

Und noch etwas fiel am Dienstag auf: Am vollsten waren die Grundschulen am Montag in der Hansestadt Rostock, wo laut Ministerium 43,6 Prozent der Schüler den Präsenzunterricht besuchten. Rostock hat derzeit die niedrigsten Infektionszahlen, die Sieben-Tage-Inzidenz liegt unter dem Warnwert von 50. Im Landkreis Rostock waren 39,9 Prozent der Grundschüler in der Schule. Am wenigsten waren es im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte mit 20,4 Prozent.

Weiterlesen:Rostocker Bürgermeister vergleicht Coronavirus mit einem Löwen