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Greifswalder Wissenschaftler

Booster-Impfung schützt länger als nur drei Monate

Schwerin / Lesedauer: 3 min

Bei der Vorbereitung der Bund-Länder-Runde am Freitag mischt auch MV in der ersten Reihe mit. Ein Wissenschaftler und ein Landrat bringen ihre Ideen ein.
Veröffentlicht:06.01.2022, 06:00

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Gute politische Kontakte zwischen Schwerin und Berlin zahlen sich aus – obwohl Mecklenburg-Vorpommern mit seinen 1,6 Millionen Einwohnern zu den bevölkerungsschwächsten Bundesländern gehört, ist es gleich mit zwei Mitgliedern im Expertenrat der Bundesregierung vertreten. Professor Lars Kaderali (Bioinformatiker an der Uni Greifswald und medizinischer Berater der MV-Landesregierung) und Stefan Sternberg (SPD-Landrat in Ludwigslust-Parchim) sitzen in dem hochrangig besetzten Gremien, das sich unter der Regie der Ampelkoalition wöchentlich zur Corona-Pandemie austauscht.

Gerade im Hinblick auf die Spitzenrunde mit den 16 Länderchefs und Bundeskanzler Olaf Scholz am Freitag war das Treffen des Expertenrates in dieser Woche mit Spannung erwartet worden. Am Ende gab es zwar – im Gegensatz zur letzten Zusammenkunft im Dezember – kein Papier mit Handlungsempfehlungen, doch die Statements und Zwischentöne der Mitglieder hatten ihren Aussagewert.

Weiterlesen:Omikron auch in MV auf dem Vormarsch

Wissenschaftler Kaderali: „Boostern eminent wichtig“

So machte Kaderali deutlich, dass man mittlerweile davon ausgehe, dass bei doppelt Geimpften der Schutzstatus nach etwa drei Monaten schon aufgebraucht sei. „Gerade vor dem Hintergrund der noch ansteckenderen Omikron-Variante ist das Boostern deshalb so eminent wichtig. Denn erst die dritte Impfung hält länger als die zuvor verabreichte Zweifach-Impfung“, betonte Kaderali.

Aufgrund der verstärkten Reiseaktivitäten und den reduzierten Tests über die Feiertage sowie der Meldeverzögerungen rechnet Kaderali in der zweiten Januarwoche mit einem starken Anstieg von mit dem Omikron-Virus infizierten Bürgern.

Landrat Sternberg: Ungleichheit bei Regeln verursacht Frust

Und noch etwas hat der Professor aus Greifswald im Blick: „Da der Krankheitsverlauf von Omikron offenbar infektiöser, aber milder als bei der Delta-Variante verläuft, dürften eher die Normal- als die Intensivstationen in den Krankenhäuser stark belastet werden.“

Derweil hat das zweite MV-Mitglied im Expertenrat gefordert, möglichst bundeseinheitliche Regeln bei der Bekämpfung der Pandemie aufzustellen. Landrat Stefan Sternberg nannte in dem Zusammenhang aus Sicht eines Landkreises, der an drei andere Bundesländer grenzt, alltägliche Beispiele: „Während in MV die Theater zu sind, sitzen in Hamburg in der Elbphilharmonie 2000 Zuschauer. Während in MV die Diskos zu sind, tummeln sich junge Leute aus MV in einer Disko im angrenzenden Schleswig-Holstein. Und: Während in MV in Restaurants 2Gplus gilt, reicht im Nachbar-Bundesland 2G.“ Diese Ungleichheit verursache Frust in der Bevölkerung und sei nicht leicht nachzuvollziehen.

Neue Pläne zur Quarantäne

Im Vorfeld der am Freitag stattfindenden Bund-Länder-Runde hat Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach gemeinsam mit dem Robert-Koch-Institut Vorschläge für Mitarbeiter der kritischen Infrastruktur – beispielsweise für Polizisten, Krankenpfleger und Ärzte – eine neue Quarantäneregelung erarbeitet. Dabei soll zwischen Quarantäne und Isolation unterschieden werden. Eine Quarantäne erfolgt nach Kontakt zu einem Infizierten, eine Isolation nach Erkrankung.

In der kritischen Infrastruktur soll die Quarantäne von Kontaktpersonen nach fünf Tagen mit einem negativen PCR-Test beendet werden. Die Isolation von Infizierten könne laut Lauterbach-Vorschlag nach sieben Tagen mit einem negativen PCR-Test beendet werden. Allgemein gilt eine Isolation für Infizierte für zehn Tage und eine Quarantäne für Kontaktpersonen für sieben Tage mit anschließender Freitestung.

Ministerin Drese für Verkürzung der Quarantäne

Gesundheitsministerin Stefanie Drese befürwortet eine Verkürzung der Quarantäne-Dauer nach einer Infektion mit der Omikron-Variante. „Da nach bisherigen Beobachtungen in anderen Ländern wie Großbritannien, Dänemark oder Südafrika die Omikron-Variante einen milderen Krankheitsverlauf als die Delta-Variante zeigt, ist es aus Sicht der Fachministerinnen und Fachminister vertretbar, die Isolations- und Quarantäneregelungen entsprechend anzupassen“, sagte die Ministerin nach der Online-Konferenz der Gesundheitsministerinnen und -minister der Länder (GMK).