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Veranstaltungsbranche

Clubs in MV liegen am Boden

Rostock / Lesedauer: 3 min

Es wird endlich wieder gelockert in MV. Wen das nicht freut: die Clubbranche. Sie bleibt weiter geschlossen. Dadurch könnte das Land aber bald junge Leute verlieren, vermutet das Kulturwerk MV.
Veröffentlicht:25.01.2022, 15:35

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MV lockert die Regeln für seine Kultur. Theater, Kinos und Museen dürfen unter bestimmten Voraussetzungen wieder öffnen, auch wenn die Corona-Warnampel Rot zeigt. Wer von den Lockerungen ausgeschlossen bleibt, sind Clubs und Diskotheken. Damit dürfte die ohnehin angespannte Lage noch bedrohlicher werden für die Clubbetreiber und Veranstalter. Das Kulturwerk MV als Interessenvertreter zahlreicher Clubs wie etwa des Speichers Ueckermünde oder des M.A.U. Club in Rostock fürchtet mittlerweile sogar einen Wegzug junger Menschen, aufgrund der schwierigen Lage der Clubs und Diskotheken.

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Verlust wird in der Bevölkerung zu spüren sein

Laut Johanna Treppmann, Netzwerkkoordinatoren des Kulturwerks, könne neben Aus- und Weiterbildung oder Arbeit auch „kulturelles (Er-)Leben und Veranstaltungen” ein Grund sein, um junge Menschen im Land zu halten. „Ein großer Teil unserer Branche droht unwiederbringlich wegzubrechen, deren Verlust in der Gesamtbevölkerung spürbar sein wird”, sagte sie dem Nordkurier.

Dass die Clubs und Diskotheken weiterhin geschlossen bleiben müssen, dürfte die Lage weiter verschlechtern. „Wir konnten bereits im vergangenen Jahr, während einer kleineren, eingeschränkten Öffnungsperiode, einen immensen Mangel an Mitarbeiterinnen verzeichnen. Daher blicken wir voller Sorge auf die weitere Entwicklung. Je länger die Perspektivlosigkeit anhält, desto mehr Strukturen drohen wegzubrechen. Das bedeutet nicht nur einen Verlust von Mitarbeiterinnen, sondern auch den Verlust unserer Spielstätten im Land”, sagte sie.

Fachkräfte wandern in andere Branchen ab

Damit spielt sie auch auf die Fachkräfte an, die bisher im Kulturbereich gearbeitet haben. „Die Bundesregierung hat eine Verlängerung des Kurzarbeitergeldes lediglich bis Ende März 2022 beschlossen. Bundesweit wird eine weitere Entlassungswelle von Arbeitnehmern und eine weitere Abwanderung von Fachkräften erwartet. Veranstaltungen drohen auch auszufallen, wenn Kulturschaffende, Veranstalter, selbständige Organisatoren weiter aufgrund der fehlenden Perspektive in andere Branchen abwandern.”

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Die Forderungen an Bundes- und Landesregierung sind klar: „Clubs und Livespielstätten wurden im Koalitionsvertrag zwar als wichtiger Bestandteil der Kultur in M-V anerkannt, außerhalb dieses Papiers bleibt diese Bewertung faktisch aus”, sagte Treppmann. Clubs und Spielstätten hätten Lösungskonzepte präsentiert, Maßnahmen für sichere Veranstaltungen trotz der Bedrohung durch das Coronavirus umgesetzt und zu Impfaktionen aufgerufen. Dennoch werde die Branche weiterhin als Pandemietreiber an den Pranger gestellt. „Unsere Spielstätten brauchen dringend Unterstützung, um die Krise zu überleben, sowie eine inhaltliche Perspektive für die Zeit der Öffnungen. Ein nächster Lockdown kann nicht die Lösung sein, weder für uns noch für andere Brachen.”

Veranstaltungen nicht planbar

Die meisten Beschäftigten in Kurzarbeit; Umsatzrückgänge von mehr als 80 Prozent – kann man vor diesem Hintergrund überhaupt Veranstaltungen für 2022 sicher planen? Kurze Antwort: Nein! Das sei gar nicht möglich, so Treppmann. „Seit zwei Jahren blicken wir in die Glaskugel. Die Durchführung von Veranstaltungen in unseren Clubs und Livespielstätten bedarf einer langen Vorlaufzeit, das Programm will kuratiert werden, Musiker gebucht und Mitarbeiter (erneut) akquiriert werden. Ohne Öffnungsperspektive und Regeln für sichere Veranstaltungen ist das nicht möglich.

Wie lange die rund 37 Musikspielstätten und die rund 740 Mitarbeiter und ehrenamtlichen Helfer noch durchhalten, ist unklar.