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Mindestlohn

DGB: Löhne in MV überdurchschnittlich gestiegen

Schwerin / Lesedauer: 2 min

Die Gewerkschaften feiern den Mindestlohn als Erfolgsmodell. Besonders profitiert haben Beschäftigte im Gastgewerbe und bei Lebensmittelproduzenten.
Veröffentlicht:24.02.2018, 11:20
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In Mecklenburg-Vorpommern sind nach Berechnungen des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) die Löhne seit 2015 um 11,5 Prozent gestiegen und damit doppelt so schnell wie in ganz Deutschland. Der überdurchschnittliche Zuwachs ist nach Überzeugung des DGB nicht nur in der guten Konjunktur begründet.

Mitentscheidend sei die Anfang 2015 vom Staat gesetzte Lohnuntergrenze von damals 8,50 Euro und jetzt 8,84 Euro je Stunde. „Der gesetzliche Mindestlohn hat entgegen allen Unkenrufen für viele mehr Lohn und der Wirtschaft mehr Beschäftigung gebracht“, konstatierte DGB-Nord-Chef Uwe Polkaehn.

Unternehmer beklagen höhere Personalkosten

Die anfangs heftige Kritik aus dem Unternehmerlager ist deutlich leiser geworden und bezieht sich nun nur noch vor allem auf einen Punkt, die aufwendige Dokumentationspflicht für die Arbeitszeit. „Gefordert ist weiterhin mit Nachdruck die Entlastung vom bürokratischen Aufwand für die Betriebe“, sagte Sven Müller, Geschäftsführer des Arbeitgeber-Dachverbandes VUMV in einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur.

Seinen Angaben zufolge hatte der Mindestlohn zu Beginn in Handwerk, Mittelstand und Gastronomie bis zu 20 Prozent höhere Personalkosten gebracht, die meist nicht über Preiserhöhungen hätten abgefedert werden können. Anpassungen im Personalbestand oder bei den Arbeitszeiten seien daher teilweise die Folge gewesen.

Vermehrt Betriebsräte gegründet

Nach DGB-Erhebungen hat der Mindestlohn in Mecklenburg-Vorpommern vor allem in zwei für die Wirtschaft des Landes bedeutsamen Branchen Bewegung gebracht. Im Gastgewerbe habe der Lohnzuwachs für Un- und Angelernte mit knapp 17 Prozent doppelt so hoch gelegen wie im Bundesdurchschnitt, hieß es. Und auch in der ebenfalls für ein eher geringes Lohnniveau bekannten Ernährungsgüterwirtschaft gab es kräftige Sprünge. „Im Bäckerhandwerk haben wir Lohnsteigerungen von teilweise 23 Prozent. Bei Löhnen von zuvor nur wenig über 6 Euro war das ja auch längst überfällig“, berichtete Jörg Dahms von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG).

Nach seiner Erfahrung haben die gesetzlichen Vorgaben aber nicht nur den untersten Einkommensgruppen etwa für Angelernte genutzt. „Facharbeiter fordern einen erkennbaren Lohnabstand ein. Der Mut der Beschäftigten ist gewachsen, Tariflöhne zu verlangen“, erläuterte Dahms. Es gründeten sich nun vermehrt Betriebsräte, mit deren Hilfe zumindest Haustarife vereinbart werden könnten. „Wo ein guter Organisationsgrad existiert, da sind auch die Löhne gut“, lautet das Fazit des Gewerkschafters.

Doch räumt er auch ein, dass der gewerkschaftliche Organisationsgrad eher bescheiden blieb. Von 16.000 Beschäftigten in der Ernährungsgüterwirtschaft und 36.000 in Hotels und Gaststätten seien gerade 4300 Mitglied in der NGG.