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Lieferfähigkeit riskiert

Durch Lübzer-Streik könnte Bier knapp werden

Neubrandenburg / Lesedauer: 3 min

Ein Warnstreik hat die Lübzer Brauerei teilweise lahmgelegt. Laut Konzern steht die Versorgung der Gastronomie auf dem Spiel.
Veröffentlicht:27.05.2021, 06:00

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„Das Sudhaus steht still“, sagte Jörg Dahms am Mittwochabend. Der Geschäftsführer der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) in Mecklenburg-Vorpommern zeigt sich zum Start des eintägigen Warnstreiks bei der Lübzer Brauerei zufrieden. „Die Spätschicht ist nach Hause gegangen“, berichtete er unmittelbar nach dem Beginn des Ausstands gestern um 14 Uhr.

Rund 200 Beschäftigte in Brauerei und Logistik hat die NGG zum Warnstreik aufgefordert, knapp 70 seien zu Beginn dem Aufruf gefolgt. Jetzt seien noch Nacht- und Frühschicht an der Reihe.

Ost-West-Angleichung abgeschlossen

Die Gewerkschaft pocht auf ein Lohnplus von 4,5 Prozent. Nach zwei ergebnislosen Gesprächsrunden mit der Arbeitgeberseite soll der Druck auf die Geschäftsführung des Carlsberg-Konzerns erhöht werden, zu dem die Lübzer Brauerei gehört. Während in der Lebensmittelverarbeitung oft noch Nachholbedarf zu vergleichbaren Betrieben in den alten Bundesländern besteht, ist das Thema Ost-West-Angleichung laut Dahms bei Carlsberg vom Tisch. Bei den Konzern-Brauereien im Norden gebe es einen Tarifverbund. „Dieser Vertrag wurde vom Unternehmen bisher verlässlich befolgt“, sagte er.

„Jetzt sehen wir aber Nachholbedarf“, erklärte der Gewerkschafter. Die vom Unternehmen in Aussicht gestellte einmalige Corona-Prämie in Höhe von 500 Euro bezeichnete er für die „systemrelevante Arbeit in der Getränkeindustrie“ als unzureichend. Zwar sei den Brauereien das Fassbier-Geschäft weggebrochen, gleichzeitig sei aber der „Hausgebrauch“ gestiegen.

„Es ist ein gutes Jahr für Lohnerhöhungen“, findet Dahms mit Blick auf erwartete Absatzsteigerungen durch eine höhere Nachfrage im Sommer und die anstehende Fußball-EM.

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Konzern verweist auf die Lockdown-Ausfälle

Das sieht Carlsberg völlig anders: Der Konzern reagiert verschnupft auf den Warnstreik. Die Forderung der Gewerkschaft sei unangemessen hoch. Auch für Carlsberg Deutschland sei der Absatz in der Gastronomie oder bei Veranstaltungen nahezu zum Erliegen gekommen. Durch die erheblichen Einschnitte sei Carlsberg gezwungen, mit massiven Budget-Kürzungen in allen Bereichen für ein ausgeglichenes Betriebsergebnis zu sorgen, betonte eine Unternehmenssprecherin. Selbst eine vorsichtige Erholung beim Absatz in der Folge steigender Impfzahlen werde die Verluste nicht ausgleichen können.

Mit der Corona-Prämie wolle Carlsberg im Rahmen der vorhandenen Möglichkeiten ein Zeichen setzen. Die angebotene Summe von 500 Euro entspreche auf das Jahr 2021 gerechnet etwa einer zweiprozentigen Lohnsteigerung für Facharbeiter nach der Ausbildung.

Nach Ansicht von Carlsberg kommt der Warnstreik zum ungünstigen Zeitpunkt: Durch den Produktionsausfall werde ein erheblicher finanzieller Schaden verursacht. Zudem riskiere die Gewerkschaft die „Lieferfähigkeit“ des Unternehmens leichtfertig in einer Zeit, in der Öffnungen in der Gastronomie greifen würden.

Holsten und Flensburger ebenfalls bestreikt

Zu Carlsberg Deutschland gehören neben der Mecklenburgischen Brauerei Lübz auch die Brauereien Hamburg (Holsten) und Flensburg, die ebenfalls einen Tag lang bestreikt werden. Die nächste Tarifrunde für den Norden soll Anfang Juni stattfinden.

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